Radsportler Gundolf Greule (oben) bringt das Mountainbiken als neuen Tourismus-Zweig in die Usambara-Berge in Tansania (links), die noch sehr bäuerlich geprägt sind. Vor Ort hat er bereits einige Mountainbike-Guides auf modernem Material ausgebildet. Fotos: Greule Foto: Schwarzwälder-Bote

Radsportler Gundolf Greule aus Bad Teinach-Zavelstein-Schmieh gibt dem Tourismus in Tansania ganz neue Impulse

Von Sebastian Bernklau Bad Teinach/Tansania. Eigentlich wollte er nie wieder Urlaub in einem armen Land machen. Doch ein Freund überredete ihn zu einem Besuch in Tansania. Mit Folgen. Denn Gundolf Greule hat jetzt damit begonnen, den Mountainbike-Tourismus in dem ostafrikanischen Land entscheidend voranzubringen.Gundolf Greule aus Bad Teinach-Zavelstein-Schmieh ist Radfahrer aus Passion. Lange Jahre war er Landesausbilder der Trainer und Übungsleiter im Radsport. Und mit dieser Passion Radsport hat Greule auch schon im Kreis Calw seine Spuren hinterlassen – etwa mit der Organisation der kreisweiten "Mountainbike-Genießer-Marathons" in den Jahren 2008 bis 2010 und der Benefiz-Radtour der Fußball-Legende Jean-Marie Pfaff, die regelmäßig in Altensteig-Wart Station macht.

Vor längerer Zeit hat Greule auch einmal eine Weltreise mit dem Fahrrad unternommen. Seit dieser Zeit galt für ihn der Grundsatz, nie wieder Urlaub in einem armen Land zu machen. "Denn egal wie einfach du selbst ausgestattet bist, wie einfach dein Urlaub gestaltet ist, du bist dort immer der Reiche", erklärt der Mann aus Schmieh.

Im ganzen Jahr herrscht ein Klima wie im deutschen Sommer

Lange hielt er sich an seinen Grundsatz. Bis ihn ein Bekannter, ein Kinderarzt in der tansanischen Hafenstadt Daressalam, dazu überredet, mit seiner Familie dort Urlaub zu machen. Für drei Tage zieht es die Greules in die Usambara-Berge im Nordosten des Landes, die in der deutschen Kolonialzeit das Erholungsgebiet für die deutschen Kolonialherren waren und auch als "Nebelberge" bekannt sind.

Greule ist schnell begeistert von den "Nebelbergen", in denen im ganzen Jahr ein Klima herrscht wie in einem schönen deutschen Sommer. Dort lernt er auch einen Nachkommen der deutschen Kolonialisten kennen. Rudi Muller betreibt in den Bergen eine Lodge, ein spezielles Hotel. Beide kommen ins Gespräch über die touristischen Möglichkeiten des mit einer intakten bäuerlichen Landschaft gesegneten Gebiets, das jedoch nur wenige Jobs für die einheimische Bevölkerung bietet.

Da es praktisch keine geteerten Straßen gibt, kommt der Radsportler Greule schnell auf die Idee, dort Mountainbike-Touren anzubieten. Ein Vorschlag, der vor Ort nicht gerade auf der Hand liegt. "Die Leute dort halten einen für gestört, wenn einer zum Spaß auf ein Fahrrad steigt", berichtet Greule. Das Fahrrad sei dort ein Arbeits- und Transportgerät und nicht für die Freizeit gedacht.

1000 Kilometer Routen ausgearbeitet

Doch die beiden Männer halten an ihrer Idee fest. Greule beginnt, die Logistik vor Ort aufzubauen. Da er nur bestes Material verwenden will, bringt er das aus Deutschland nach Tansania. In aufwendiger Vorarbeit entwickelt er insgesamt 1000 Kilometer Mountainbike-Routen, die alle mit GPS-Daten hinterlegt sind. Er richtet an der Lodge von Rudi Muller einen Waschplatz für die Räder und eine Reparaturstätte ein. Auch für einen anderen wichtigen Teil sorgt Greule: Er bildet einheimische "Bike Guides" aus, die Besucher auf dem Rad in eine besondere Welt eintauchen lassen – in eine wunderschöne Landschaft mit vielen Aussichtspunkten, mit Wasserfällen und bunten Märkten. So schafft der Radsportler aus dem bergigen Nordschwarzwald Arbeitsplätze in den Bergen Tansanias.

Achtmal schon ist Greule schon vor Ort in Tansania gewesen. Inzwischen steht die Logistik. Die ersten Touristen waren bereits im September mit den tansanischen Bike-Guides auf Tour. Bis das Projekt tatsächlich Geld abwirft, dauert es vermutlich noch etliche Jahre, aber das steht für den passionierten Radsportler auch nicht unbedingt im Vordergrund. Dass er mit seiner Passion in einem fremden Land ein kleines Stück Entwicklungshilfe leisten würde, stand zu Beginn seines Abenteuers Tansania nicht zur Debatte. Denn eigentlich wollte er ja nie wieder Urlaub in Afrika machen.