Der Zivildienst ist passé – Vor einem halben Jahr wurde er durch den Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) ersetzt. Doch der Wechsel verlief holprig. Nicht alle bisherigen Zivi-Stellen konnten mit "Bufdis" gefüllt werden. Foto: sb-Archiv

Nach Abschaffung des Zivildienstes sind Lücken entstanden. Zahl der Bewerber liegt niedriger.

Bad Dürrheim - Die "Zivis" waren in vielen Einrichtungen Bad Dürrheims eine wertvolle Stütze. Doch der Zivildienst wurde zur Jahresmitte durch den Bundesfreiwilligendienst (Bufdi) ersetzt. Die entstandenen Lücken lassen sich nur schwer schließen, so die Bilanz nach einem halben Jahr.

Es sei "sehr, sehr schwer", die bisherigen "Zivi-Stellen" mit "Bufdis" zu füllen, resümiert Susanne Steinröhder, Stiftsdirektorin des KWA Kurstifts in Bad Dürrheim. So konnte nur eine der vier "Zivi-Stellen" mit einem Bundesfreiwilligendienstleistenden besetzt werden. Es handelt sich um einen 17-jährigen Mann, der diese Form des Dienstes als Praktikumsjahr für seine bevorstehende Ausbildung zum Altenpfleger nutzt. Der junge Mann sei sehr motiviert und leiste "sehr gute Arbeit". Allerdings sei bedauerlich, dass für die anderen beiden Stellen niemand gefunden wurde. Und das trotz offensiver Werbung im Vorfeld, sei es beim Thementag des Kurstifts oder über entsprechende Hinweise auf Internet-Plattformen zum Bundesfreiwilligendienst. Zwei ältere Bewerber, einer Mitte 40, der andere Anfang 50, hätten ihr Angebot wieder zurückgenommen, nachdem sie gemerkt hätten, dass mit dem Bundesfreiwilligendienst "nicht wirklich Geld zu verdienen" sei, sagt Steinröhder. Die Bezahlung ist ähnlich hoch wie beim Zivildienst.

Froh ist Steinröhder, dass zumindest zwei der vier Stellen für das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) im Kurstift besetzt werden konnten.

Die Stiftsdirektorin vermutet, dass sich Kliniken einfacher tun mit der Besetzung der Bufdi-Stellen. Alten- und Pflegeheime hätten es da schwerer. Wobei die Einsatzmöglichkeiten im Kurstift nicht auf Pflege begrenzt sind, so Steinröhder. Eine Mitarbeit sei auch im Service, handwerklichen Bereich oder an der Rezeption vorstellbar.

Um die Lücken zu schließen, wurde auch schon überlegt, Leute anzustellen, was aber auch eine Frage des Personaletats sei. Verstärkt wolle man bürgerschaftlich Engagierte einbinden, sei es Personen aus Bad Dürrheim oder Stiftsbewohner, die sich ehrenamtlich einbringen möchten. So konnte erst kürzlich eine 88-jährige Bewohnerin ausgezeichnet werden, die schon seit zehn Jahren die Damenrunde im Kurstift mitgestaltet. Dankbar sei man auch für das große Interesse von Schülern, die Praktika im Kurstift absolvieren und so vielleicht für den Bundesfreiwilligendienst in einem Seniorenheim oder für eine Ausbildung in der Altenpflege begeistert werden können.

Entgegen der Meinung Steinröhders ist es nicht nur für Seniorenheime schwierig, Bufdis zu finden. Auch in den Kliniken fällt das nicht leicht. So berichtet Joachim Limberger von der Klinik Limberger, dass es weniger Bewerber gab für die drei Bufdi-Stellen als noch zu Zeiten des Zivildienstes.

Eine Stelle konnte mit einem 17-Jährigen besetzt werden, der vorwiegend hausmeisterliche Tätigkeiten übernimmt wie Winterdienst, Grundstückspflege oder Botengänge erledigt.

Die zwei anderen Stellen konnten mit Bewerberinnen für ein Freiwilliges Soziales Jahr besetzt werden, die einfache pflegerische Arbeiten übernehmen, sei es zum Beispiel Patienten beim An- und Ausziehen helfen oder zur Therapie fahren.

Limberger hofft, dass zumindest im nächsten Jahr, wenn zwei Abiturjahrgänge ihren Abschluss machen, es leichter sein wird, die "Bufdi"-Stellen zu füllen.