Gemeinsam mit der Fotografin Martina Baumgartner stellten die Senioren des Pflegeheims Gottlob-Freithaler-Haus berühmte Kunstwerke nach wie hier „Der arme Poet“ von Carl Spitzweg. Foto: Baumgartner/ Repro:Keck

Die Fotografin Martina Baumgartner hat mit Senioren eines örtlichen Pflegeheims berühmte Gemälde der Kunstgeschichte nachgestellt und das Ergebnis fotografiert. Die Bilder können nun für einige Wochen in einer Ausstellung bewundert werden.

Im Kreishaus in Freudenstadt präsentiert sich dem Publikum eine ungewöhnliche Ausstellung. Zwölf Fotografien stellen Vergleiche her zwischen originalen Kunstwerken und Adaption.

Das außergewöhnliche Projekt geht auf eine Aktion des J.-Paul-Getty-Museums in Los Angeles zurück. Dort wurden die Exponate digitalisiert und dem Publikum auf diese Weise zugänglich gemacht. Daheim konnten Kunstinteressierte dann die Motive nachstellen.

Was jetzt im Kreishaus zu sehen ist, sind Gegenüberstellungen von weltberühmten Gemälden aus verschiedenen Epochen mit spielerisch arrangierten Fotografien. Die Journalistin und Fotografin Martina Baumgartner aus Schenkenzell, die auch in der Öffentlichkeitsarbeit der Sozialgemeinschaft Schiltach/Schenkenzell tätig ist, machte Bewohnern des Pflegeheims Gottlob-Freithaler-Haus das Vorhaben schmackhaft. Die Senioren, die mitmachten, waren mit Eifer dabei und erfreuten sich an den Ergebnissen.

Die Idee entstand während der Pandemie

Die Wanderausstellung trägt den Titel „Hauptrolle – ein Fotoprojekt wegen Nebenwirkungen“. Diese etwas sperrige Bezeichnung erklärt sich daraus, dass zu Zeiten der Pandemie die Pflegeheime ihre Türen schließen mussten, um die Bewohner zu schützen. Nebenwirkung dieser Maßnahme waren unter anderem Einsamkeit und Ausgrenzung.

Die Fotoaktion sollte die Auswirkungen der Isolation wenigstens teilweise mildern. Eine Veröffentlichung der Bilder war zunächst nicht geplant. Vielmehr sollte ein Kalender zu Weihnachten entstehen – für die Senioren und ihre Familien.

Foto: Keck

Die nachgestellten Szenen und Porträts zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie kostengünstig waren. Nicht aufwendige Kostüme wurden eingesetzt, sondern Material, das im Haus zur Verfügung stand, wie Kleidung oder Tücher.

Es wurde mit viel Fantasie gewerkelt und herausgeputzt – auch nach den Vorstellungen der Darsteller. Die Ergebnisse geben dem Publikum reichlich Anlass zum Schmunzeln. Carl Spitzwegs „Armer Poet“ aus dem Jahr 1839 ist ebenso vertreten wie Paul Gauguins „Mädchen mit Blumenkorb“ (1885) oder ein Selbstporträt von Frida Kahlo von 1925. Bei der Vernissage zur Ausstellung erzählte Martina Baumgartner Anekdoten zum Zustandekommen der Exponate. Auch einige der abgebildeten Senioren waren persönlich anwesend.

Die Ausstellung im Kreishaus in der Landhausstraße 4 ist bis 9. Juni zu den üblichen Öffnungszeiten zu besichtigen Danach wandert sie weiter nach Offenburg, Rottweil, Karlsruhe und Schramberg und kehrt zum Abschluss nach Schiltach zurück.

Die Sozialgemeinschaft

Verein
 Die Sozialgemeinschaft Schiltach/Schenkenzell ist ein Verein, der viele Dienstleistungen für alle Generationen anbietet. Das Angebot ist nicht auf Schiltach und Schenkenzell beschränkt, sondern erstreckt sich auch auf andere Gemeinden.

Angebot
 Die Sozialgemeinschaft leistet unter anderem stationäre Pflege, Kurzzeit- und Verhinderungspflege, einen ambulanten Dienst und Nachbarschaftshilfe. Derzeit werden rund 80 Personen im stationären Bereich betreut.