Warum Aurel Irion, der Geschäftsführer von Volleyball-Bundesligist Allianz MTV Stuttgart, sich eine weitere Saison ohne Fans in der Halle nicht vorstellen kann.
Stuttgart - Die Stuttgarter Volleyballerinnen benötigen an diesem Mittwoch (20.15 Uhr) und Donnerstag (17 Uhr/jeweils Sport 1 live) zwei Siege gegen den Dauerkonkurrenten SSC Schwerin, um noch in die Finalserie um die Meisterschaft einzuziehen. Die Fans können dem Team dabei nicht helfen – weshalb Geschäftsführer Aurel Irion nicht nur sportliche Fragen beschäftigen.
Herr Irion, die Berliner Männer haben im Rahmen eines Pilotprojekts ein Spiel ihrer Play-off-Halbfinalserie gegen Düren vor 800 Fans ausgetragen. Gab es ähnliche Pläne auch bei Allianz MTV Stuttgart?
Nein.
Warum nicht?
Die Berliner haben das sehr professionell gemacht. Dennoch ist es aus meiner Sicht nicht die richtige Zeit, um den Versuch zu starten, wieder vor Zuschauern zu spielen. Die Infektionszahlen steigen derart schnell an, dass es nicht zu vermitteln wäre, warum der Sport anders dastehen sollte als Gastronomie oder Einzelhandel.
Welche Perspektive gibt es stattdessen?
Ich könnte mir vorstellen, dass wir in der Vorbereitung auf die neue Saison bei dem einen oder anderen Testspiel im Rahmen einer medizinischen Studie überprüfen, wie sich das Hygienekonzept bewährt, das wir in der Schublade haben. Aktuell würde ich mich nicht wohl fühlen, wenn wir 500 Zuschauer in der Klingovsky hätten.
Lesen Sie hier: Maria Segura Pallerés – die Alleskönnerin von Allianz MTV Stuttgart
Am Mittwoch und Donnerstag müssen gegen den SSC Schwerin zwei Siege her. Wie sehr schmerzt es, dass die Unterstützung von den Tribünen fehlt?
Das tut schon sehr weh. Diese Leere hat wenig zu tun mit dem Sport, den wir kennen und lieben. Die Emotionen bleiben auf der Strecke, alles wirkt ein bisschen unecht, ohne richtige Freude und Aufregung. Aber da darf man nicht vor jedem Spiel neu drüber nachdenken.
Sondern?
Es geht darum, keine Fehler zu machen, nicht gegen Regeln zu verstoßen und die Spiele absolut reibungslos über die Bühne zu bekommen.
Begeisterung hört sich anders an.
Ich muss zugeben, mich selbst auch ein bisschen leer zu fühlen nach der langen Zeit, die wir nun durchgehalten haben. Aber ich denke, dies geht vielen Leuten so.
Lesen Sie hier: In Schwerin fehlte es den Stuttgarter Volleyballerinnen auch an Mut
Was bedeutet das für die Zukunft?
Ich setze große Hoffnungen in die Impfungen. Und ich wünsche mir, dass die Fans heiß darauf sind, unsere Spiele zu sehen, wenn es wieder möglich ist. Ob wir das 2021 noch erleben werden, weiß ich nicht.
Wenn nicht?
Eine weitere komplette Saison ohne Zuschauer kann und will ich mir nicht vorstellen. Ich glaube, dass viele Vereine im Sport ein solches Szenario emotional und finanziell nicht überleben würden.