Reger Austausch unter den Gästen zu Beginn der Veranstaltung. Foto: Gegenheimer

Mit Vogelzwitschern aus dem Hintergrund, viel Infomaterial und einem natur-geschmückten Kurhaussaal lud die Stadt ihre Bürger zum Projekt "Blühendes Bad Herrenalb" ein.

Bad Herrenalb - Das Ganze soll in Zusammenarbeit mit dem Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord zum Laufen gebracht werden.

"Es soll ein Projekt der Bürger werden", formulierte Bürgermeister Klaus Hoffmann vor Beginn seine Erwartungen. "ich wünsche mir, dass die Menschen sensibilisiert werden und Bereitschaft entwickeln, selbst ihren Teil beizutragen zu naturnahen Gärten oder nachhaltiger Pflege der Landschaft." Die Zahl derer, die sich hatten einladen lassen, blieb überschaubar: Etwa 20 Personen waren anwesend, weitere fünf online zugeschaltet. Ein Großteil der Anwesenden gehört zugleich zum Handlungsfeld "Natur" des Stadtentwicklungsprojektes, sind die Themen doch über weite Strecken deckungsgleich.

Mit Projektmanagerin Lilli Wahli vom Naturpark und Manfred Kraft vom Landesverband badischer Imker, der den Naturpark mit Expertise unterstützt, waren zwei Experten geladen, die das Bad Herrenalber Blühprojekt mit anstoßen und ein Stück weit begleiten sollen.

Heimische Pflanzen

Kraft nannte für sich sprechende Zahlen zum dramatischen Rückgang der Vögel, Insekten und der Artenvielfalt bei Blühpflanzen in ganz Deutschland, aber auch in der Region. Seit 1990 beispielsweise sei die Zahl der Insekten in untersuchten Räumen um bis zu 88 Prozent zurückgegangen. Auswirkung mangelnder Brut- und Nahrungsflächen und wiederum Ursache für den Rückgang der Vogelarten und -bestände: Eins hänge immer zusammen mit dem anderen.

Besonderes Anliegen sind Kraft die Wildbienenarten, von denen bereits drei Viertel im Bestand gefährdet sind. Er zeigte die Vielfalt derer Nisthabitate, erklärte – durchaus bemerkenswert – dass sandige, naturbelassene Bodenflächen mehr Wildbienen nutzen als Bienenhotels. Und dass aufgrund der hohen Spezialisierung der Arten heimische Pflanzen wichtig sind, gerne an möglichst vielen Stellen angeboten nach dem "Trittsteinkonzept", sodass weitere Flächen für die Insekten mit begrenztem Flugradius erreichbar werden. Geeignete Blühflächen also als Ausgangspunkt für Biodiversität bei Flora und Fauna. Wahli, die das Projekt "Blühender Naturpark" direkt betreut, berichtete über bereits Geleistetes wie auch über Möglichkeiten für Bad Herrenalb als Mitgliedskommune des Naturparks. Man berate und unterstütze bei nachhaltiger Flächenanlage, Saaatgutauswahl oder Pflegeumstellung von Flächen. Für den Auftakttag wolle sie "zum Denken bringen, wo Potenzial bestehe" und in der nächsten Zeit Ideen sammeln.

Irgendwann unabhängig

Zahlreiche Detailfragen schlossen sich an wie zur gemeinsamen Saatgutbestellung, der Eignung von Flächen, dem "richtigen" Mähen, der Einbeziehung des städtischen Bauhofes oder der Vor-Ort-Beurteilung bereits bepflanzter Flächen. Hinweise von Kraft: Sponsoren wie örtlicher Handel und Gewerbe sollten ins Boot genommen werden und Interessierte erhielten Fortbildungen, wobei die Gruppen irgendwann unabhängig werden sollten.

Viele Detailinfos, wenig Organisatorisches: Der Aktionsplan der Experten sieht als nächstes Teambildung vor. Dann will man einen Aktionsplan erarbeiten. Dieser soll dann schrittweise umgesetzt werden. Der Ball liegt zunächst bei der Verwaltung.

Eventuell Kooperation

Überlegt kann beispielsweise werden, wie es gelingt, noch viel mehr Bad Herrenalber Bürger einzubeziehen, damit der Flug "von Trittstein zu Trittstein" für die Insekten kleiner wird. Weiterhin könnte, so eine Teilnehmerin nach der Veranstaltung, eine Kooperation ehrenamtlicher Initiativen von IG Gartenschau über das Stadtentwicklungsprojekt "Natur" bis nun zum "Blühenden Bad Herrenalb" sinnvoll sein. Dazu die Kooperation mit Schule und Kindergarten, die auf dem "Naturpark-Weg" sind, um Synergien zu nutzen und einsatzwillige Menschen nicht zu überfordern.