Anstoßen auf die neuen Manufakturen: City-Manager Thomas Kreidler, Wirtschaftsförderer Dejan Micic, Inna Weibert und OB Peter Rosenberger Foto:  

Sturm verweht Händler vom Kunsthandwerkermarkt in der Schillerstraße. Manufakturen feiern Premiere. Lieblingsstück des OB ist schon weg.

Das ist eine doppelte Premiere: Zum ersten Mal eröffnen die drei neuen Manufakturen der Kernstadt ihre Ladentür. Zum ersten Mal gibt es Aktion am Samstag vor dem Horber Frühling am Sonntag, 26. März.

OB Peter Rosenberger macht gleich den grauen Schrank auf bei Babsy Rockrohr: „Das wäre doch perfekt als Hausbar.“ Gründerin Rockrohr: „Das ist eher als Kleiderschrank gedacht!“

Die quirlige Upcyclerin aus Sulz ist voll euphorisch. Endlich kann sie die Ladentür öffnen. Das Konzept ihres Ladens: Ein Wohnzimmer. Kaffee. Hinsetzen und gucken. Dann kaufen. Rockrohr: „Alles fing an, als wir ein 300 Quadratmeter großes Haus hatten. Das konnte man gar nicht mit neuen Möbeln füllen.“ Also machte sie sich ans Upcyceln – neudeutsch für Aufarbeiten und Aufhübschen. Die runden Tischdecken – aus alten T-Shirts. Der Sofatisch – einfach abgeschliffen und auf Shabby-Chick gemacht. Rockrohr: „Die Horber können mir in Zukunft auch Sachen bringen, damit ich sie aufarbeite.“

Bürgermeister Zimmermann ist der erste Käufer

Bei Inna Weibert nebenan gibt es gleich Sekt für die Macher der Manufakturenstadt. Weibert hat hier selbstgenähte Kindermode. Stoffe zum Fühlen und Schauen. Wenn es nicht auf der Stange hängt, wird es genäht. Bürgermeister Ralph Zimmermann hat sich gleich in ein Kleid verguckt: „Für meine Enkelin, die ist gerade sechs Monate alt.“ Clever: Er kauft gleich die Größe 80 für 12 bis 18 Monate, dann kann er das Teil zur Not erst zu Weihnachten verschenken.

Hinter den Arkaden wartet schon Robert Kraus. Im Eck gleich das spektakulärste Teil: Ein Pflaumenstamm mit Efeu, der den Baum letztendlich kaputt gemacht hat. Alles schön in Epoxidharz getränkt, damit die Stehlampe auch hält. Erobert gleich das Herz von Rathaussprecherin Inge Weber: „Geht die Steuerung auch mit Smart Home? Sonst kann ich meinen Mann nicht überzeugen!“ Kraus: „Hier ist es noch nicht eingebaut. Aber in der nächsten Lampe!“ OB Rosenberger lässt sich noch vom Holzherz mit Epoxid und Gold begeistern – Kraus: „Ideal zu Ostern, Mutter- oder Hochzeitstag!“

Riesen-Frust in der Schillerstraße

In der Schillerstraße dagegen Riesen-Frust. Händler Paul Gorski hat seinen Stand schon abgebaut, packt die letzten Kisten in seinen roten Mercedes. Sagt: „Es fliegt alles weg. Der zwischenzeitliche Regen – geschenkt. Aber wenn Du mehr damit beschäftigt bist, den Pavillon festzuhalten als mit Kunden, dann macht das keinen Sinn. Obwohl das mein erster Markt ist mit dem selbst gemachten Schmuck!“ Marktmacher Michael Lepple: „Die Böen wehen alles durcheinander. Die Hälfte der Händler ist schon weg!“

Der Schwabo-Reporter fährt ihn gleich hoch zum unteren Marktplatz. Lepple checkt: Hier ist es windstill. Claudia Beuter ist auch da, macht gleich die Plätze klar. Schnell wieder runter. Lepple: „Gott sei Dank. Vier Händler kommen morgen wieder auf den unteren Marktplatz. So haben wir einmal den Hotspot an der Markthalle und dann rund um den Brunnen!“

Sandy und das quietschbunte Epoxid

Und was geht rund um die Markthalle? Sandy Heußer aus Nordstetten setzt auf Epoxidharz. Aber knallbunt. Dominosteine, Mäuse. Oder die Teile, die so aussehen wie eine quergeschnittene Quarz-Scheibe. Steffen Mendel aus Korntal-Münchingen macht auch edles Holz wie Robert Kraus in seiner Manufaktur. Er kombiniert es aber mit Zinn. Mendel: „Das hat seinen eigenen Charme.“

Atin Balik ziseliert gerade mit seinen geschickten Fingern und der Pinzette die Ton-Blumen, die er später bunt als Schmuck verkauft. Derber geht’s an Lepples eigenem Upcycling-Stand zu: Holzbalken als Halter für Klorollen oder Weinflaschen, Euro-Palette als Spiegelschrank. Und Sprüche wie „Wer viel trinkt, stirbt zwar früher, hat aber dafür auch doppelt so viel gesehen!“

Sonja hat die Krönung

Die Krönung (aus Blechdosen) gibt es bei Sonja Hauser: Sie zaubert aus Ex-Nespressokapseln tolle Ringe und Ketten. Macht nicht nur den Bollenhut-Ring als 3-D-Relief, sondern sorgt auch für weniger Müll.

Wind, Regen oder Sturm? Kein Problem für Andrea und Damir Midcic aus Oberndorf. Sie haben einfach aus der ehemaligen Tanzschule Gayer das Studio 34 gemacht und verkaufen hier echte Vintage-Klamotten zum Kilopreis. Andrea: „Wir kaufen die Original-Sachen ab den 70er Jahren, arbeiten sie auf und machen immer Events. Da kamen sogar zwei Jungs mit dem Zug und haben sich die 80er Jahre Ballonseiden-Jacken gekauft!“

Die kleine Fini ist der beste Animateur

Und? Wie lief der erste Tag der offenen Tür in den Manufakturen? Bei Robert Kraus Baumart ist Amandula gerade dabei, noch eine Kundin zu schminken. Kraus: „Klasse. Ich habe schon die ersten Stücke verkauft.“ Bei Babsy Rockrohr spielt gerade noch spontan Aljosha Konter mit der Gitarre auf. Die kleine, blonde Fini spielt fröhlich mit ihren Luftballons dazu. Gründerin Rockrohr lacht: „Fini ist mein bester Animateur für Kunden, die reinkommen.“ Und zeigt auf den grauen Schrank im Eck, der Rosenberger so gut gefallen hat. Die Gründerin: „Das Lieblingsstück vom OB ist schon fast weg. Der Kunde misst daheim noch aus, ob es passt.“ Und nebenan? Inna Weibert strahlt: „Was für ein Super Start!“

Die Manufakturen sind der Start für mehr

Horbs Wirtschaftsförderer Dejan Micic: „Alle drei Gründer melden: Die Erwartungen wurden übertroffen. Ein Mutmacher-Signal, dass das Konzept der Manufakturenstadt den Handel in Horb neu beleben kann" Neben Rockrohr, Weibert und Kraus sind neue Gründer sind schon im Anflug! Der Wirtschaftsförderer: „Wir sind in intensiven Gesprächen mit drei weiteren Gründern aus den Bereichen Lebensmittel und Genuss.“ Auch Upcycling-Markt Macher Michael Lepple aus Salzstetten sagt: „Ich habe mich für eine Manufaktur beworben.“

Auch gut: Neben Mode Gramer wird schon fleißig renoviert. Micic: „Wenn alles glatt geht, macht hier im Mai die Créperie Déjà-vu auf!“ Jetzt müssen nur noch die Verhandlungen mit dem Besitzer des prächtigen Hauses am Brunnen, in dem derzeit noch Friseur Doormann seinen Salon hat - und einem Gastro-Betreiber erfolgreich enden. Dann kann es zum nächsten Horber Frühling hier sogar Außengastro geben!