Oberirdisch die pure Idylle, doch unterirdisch soll es im Bereich Lochstraße/Im Felsen arg knarzen und knarren. Der Abwasserkanal ist ein Sorgenkind und wird im Wellendinger Gemeinderat während der 2023er-Haushaltsplanberatung thematisiert. Auch da knarzt und knarrt es mitunter im Ratssaal. Foto: Pfannes

Haushaltsplanberatungen im Wellendinger Gemeinderat haben ihren eigenen Charme. Da kommen die Protagonisten relativ schnell auf den Punkt.

Wellendingen - Vorneweg: Der 2023er-Haushaltsplanentwurf der Gemeinde Wellendingen ist ein positiver. So klingt es logisch, dass Kämmerer Phillippe Liebermann das errechnete ordentliche Ergebnis von 982 000 Euro als "sehr erfreulich" bewertet. Nicht selbstverständlich, selbst nicht für eine potente Gemeinde wie Wellendingen.

Ein wichtiger Baustein sind die Gewerbesteuereinnahmen, die derzeit bei 4,7 Millionen Euro liegen. Im 2022er-Plan waren es noch 3,5 Millionen Euro, das 2021er-Ergebnis beläuft sich auf 2,875 Millionen Euro – für Wellendingen relativ wenig. Der veranschlagte 2023er-Ansatz von 4,0 Millionen Euro scheint derzeit als leicht defensiv geschätzt. Genauso, wie sich Kämmerer Liebermann selber einschätzt.

Mongolischer Statiker

Bei den Investitionen gibt es einige, die herausragen. Zuerst ins Blickfeld rutscht das Feuerwehrhaus in Wilflingen: 500 000 Euro in 2023 und 600 000 Euro in 2024 sollen den 1,1-Millionen-Euro-Umbau stemmen.

Beim Kindergarten reizen weniger die 500 000 Euro (Erweiterung 2021 und 2022), die ja bereits 2022 vermerkt sind, für eine Nachfrage, sondern die 9000 Euro für den Waldkindergarten. Bürgermeister Thomas Albrecht spricht den Wunsch nach zwei Sonnensegeln an. Plus "Carports" am Bauwagen, um dem Nachwuchs als Regenschutz zu dienen.

Da die mittlerweile als legendär zu bezeichnende Jurte weiterhin auf das Ja eines deutschen Statikers wartet, wie Wolfgang Götz auf Nachfrage erfährt – laut Auskunft des Bürgermeisters habe ein solcher im August (!) mit der Begründung Schneelast (!) das Bedürfnis verspürt, weitere Berechnungen anzustellen –, sollte nun, so Albrecht, ein mongolischer Statiker (Achtung: Scherz) gesucht werden.

Nach den Kapitalumlagen für den Zweckverband Wasserversorgung am oberen Neckar (100 000 Euro) und Abwasserzweckverband Primtal (225 000 Euro) ist der Casus knacksus des Abends erreicht: die Kanalisation Im Felsen/Lochstraße. Die vorgesehenen 400 00 Euro irritieren Armin Klaiber jedoch nachhaltig. Sie seien zu wenig. Wie bereits in einer vergangenen Sitzung geschehen, betont er die Dringlichkeit des Tuns, da der Kanal in keinem guten Zustand sei.

Kanalbefahrung demnächst

Festgestellt wird, dass es immer noch an einer Planung fehle. Der Bürgermeister wirft ein, dass die Kanalbefahrung in Wilflingen für ganz Wilflingen Ende des Monats starten soll. Thomas Schauber präzisiert. "Der Kanal ist kaputt." Er bringt eine notwendige Hochwasserberechnung ins Spiel, die erforderlich ist, um den Kanal so umzubauen, dass es sinnvoll erscheint. Deshalb müsse das gesamte Netz betrachtet werden: von der Lochstraße bis zur Talstraße – und weiter bis nach Wellendingen. Die Ereignisse mit Hochwasser im Juli 2014 stecken den Gemeinderäten noch gefühlt in den Knochen, die das Hochwasser in Häusern gesehen haben.

Der rote Punkt

Für Thomas Schauber ist eben diese Kanalisation der rote Punkt auf der Investitionsliste. Kurz: der wichtigste. Schließlich könne der Kanal brechen – oder aber auch noch viele Monate halten. Schauber: "Alles andere ist ›nice to have‹."

Tobias Schlenker sieht es grundsätzlich ähnlich, plädiert aber dafür, den Haushaltsplanentwurf so zu belassen wie vorgestellt. Also mit den 400 000 Euro für die Neugestaltung des Schlossplatzes (plus 440 000 Euro in 2024) und den 250 000 Euro für den Mehrgenerationenplatz Brunnenwasen (plus 250 000 Euro in 2024). Bei beiden Projekten mit Bürgerbeteiligung sind stattliche Zuschüsse zu erwarten: für den Schlossplatz 240 000 Euro und in 2024 sogar 264 000 Euro, für den Brunnenwasen in beiden Jahren jeweils 150 000 Euro.

Tobias Schlenkers Einwand

Doch, so Schlenker, wenn der Kanal in Lochstraße gemacht werde müsse und zum Beispiel 2,0 Millionen Euro kosten würde, dann wäre für ihn klar, dass "wir alles andere streichen werden". Eine Handlungsfolge, die der Bürgermeister mit "Das ist ja der Plan" bestätigt.

Besagte 400 000 Euro seien Angaben des Ingenieurbüros, informiert der Schultes. Deshalb diese Zahl im Haushaltsplanentwurf.

Das letzte Wort in jener Sache hat Armin Klaiber: "Ich wasche meine Hände in Unschuld. Was juckt mich der Schlossplatz, wenn die da droben absaufen." Dies – vielleicht etwas geschmeidiger formuliert – soll auch Eingang ins Protokoll der Sitzung finden.

15 Cent mehr beim Wasser

Weitere Investitionen wie die Feldwegverlängerung Zollernstraße für 151 000 Euro und ein Waldwegeneubau für 29 000 Euro (bei besagter Unterführung, die umgangssprachlich einen Namen trägt, den nicht mehr jeder in der Öffentlichkeit aussprechen mag) runden diesen Punkt ab.

Zu notieren ist, dass der Wasserzins um 15 Cent pro Kubikmeter ab Januar 2023 zulegt. Die Preiserhöhung der Bodenseewasserversorgung (15 Cent für Wilflingen) und eine moderate des "Oberen Neckar" (10 Cent für Wellendingen) lassen dies sinnvoll erscheinen, um den Abstand zum 100-prozentigen Kostendeckungsgrad nicht noch weiter zu vergrößern.

Funkmast im Dezember

In der Dezembersitzung soll der dann fertiggestellte Plan verabschiedet werden. Und, so erfahren die Zuschauer, die Thematik Funkmast, wie in der Oktobersitzung erörtert, separat diskutiert werden.