Holz in der Hütte – Christof Hilbert erklärt Maria-Lena Weiss die Heizung, die das Hofgut mit Wärme versorgt. Foto: Pfannes

Weichgespült wird an diesem Vormittag nichts auf dem Hofgut Hohenstein und im Wald am Neckar. Als über den aktuellen Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes der Bundesregierung und Auswirkungen auf den ländlichen Raum gesprochen wird.

Weichspülen hilft nicht unbedingt Leonie Gräfin von Bissingen bei der Verwaltung der Güter Graf von Bissingen. Da sind klare Ansagen im Alltag – im Haus, auf dem Hof und in den Wäldereien – sinnvoll. Und weichspülen hilft nicht, um ein Anliegen präzise auf den Punkt zu bringen.

Deshalb wird Maria-Lena Weiss, die Bundestagsabgeordnete der Christdemokraten, auf die Sorgen, die die Güterverwaltung umtreibt, maximal eindrücklich von Leonie von Bissingen und von Verwalter Christof Hilbert aufmerksam gemacht.

Kritik am Entwurf

Im Entwurf des angesprochenen Gesetzes, das das Bundeskabinett vor einem guten Monat beschlossen hat, spielt der Rohstoff Holz nicht annähernd die Rolle, die ihm zustehen könnte. Leonie von Bissingen stellt fest: „Für mich als Waldbesitzer bedeutet der Gesetzesentwurf einen enteignungsgleichen Eingriff, meinen eigenen Rohstoff Holz darf ich nicht mehr nutzen.“

Sie vermißt die Anerkennung von Holz als erneuerbare Energiequelle für das „65-Prozent-Ziel“ im Neubau. Mit mehreren Folgen. Eine wäre: Pellet-, Scheitholz- und Hackschnitzelzentralheizungen wären im Neubau verboten.

Eine andere: Bei bestehenden Gebäuden dürfte eine neue Holz-Zentralheizung nur in Kombination mit einer solarthermischen Anlage oder einer Photovoltaikanlage, einem Staubabscheider sowie einem Pufferspeicher eingebaut werden.

Das Hofgut

Das Hofgut umfasst etwa 850 Hektar Forstwirtschaft und 150 Hektar landwirtschaftliche Fläche. Zwei Drittel liegen in der Raumschaft Schramberg, wo das Adelsgeschlecht ursprünglich beheimatet war. Liegenschaften befinden sich in Dietingen, Rottweil, im Neckartal, auf dem Sulgen, beim Fohrenbühl und im Murgtal bei Baiersbronn. So die Kurzvorstellung.

Vor etwa sechs Jahren wurden die Ölheizungen auf dem Hofgut Dietingen ausgetauscht. Holzpellets und Hackschnitzel übernahmen die Wärmeversorgung. Etwa 1200 Quadratmeter Wohnfläche können zentral über diese Anlage geheizt werden, die der Bundespolitikerin aus dem Wahlkreis Rottweil/Tuttlingen gezeigt wird.

Das Schloss mit geschätzt 800 Quadratmeter Wohnfläche, vor Jahren verkauft und in Privatbesitz, könnte angeschlossen werden, so Leonie von Bissingen.

„Beste Wärmewerte“

Mit der Anlage eines Herstellers aus Österreich sind Familie und Verwaltung sehr zufrieden. Die Heiztechnik ist im Außenbereich in einem Doppelcontainer untergebracht. Eine 125 Kilowatt-Stunden-Anlage. Direkt daneben ein Schuppen, wo das Holz gelagert wird, die Hackschnitzel getrocknet werden. Zwei Mal im Jahr komme der Kaminfeger und messe. Hilbert spricht von „besten Wärmewerten“.

„Nachhaltigster Rohstoff“

„Holz ist der nachhaltigste Rohstoff überhaupt“, sagt Christof Hilbert. „Es ist unverständlich, warum er in dem neuen Gesetzesentwurf nun nicht mehr anerkannt wird.“ Bis letztes Jahr noch seien Pelletsheizung gefördert worden, so Maria-Lena Weiss.

In größerem Stil wurden Pellets und Hackschnitzel attraktiv im Zusammenhang mit den Trockensommern 2017, 2018, 2019, erklärt Hilbert. Vor allem in Gegenden Deutschland nördlich der Mainlinie hielt der Borkenkäfer reiche Ernte. Das Absterben ganzer Regionen mit Fichten setzte ein. Da sind dann Mengen an Holz angefallen, die Kraftwerke benutzen konnten, die bis dahin mit Braunkohle oder Gas versorgt wurden.

Das nasse Frühjahr

Auf dem Gebiet des Hofguts Hohenstein freut sich der Forstwirt auf der einen Seite über das relativ nasse Frühjahr. Generell – und weil somit der Borkenkäfer sehr schwere Bedingungen im ersten Fortpflanzungszyklus eines Jahres erfährt. Auf der anderen Seite dürfte beim Landwirt die Begeisterung gedämpft vorhanden sein. Er könnte derzeit auf Niederschlag von oben verzichten.

Das Eschentriebsterben

Der Forstwirt im laubholzgeprägten Betrieb erlebt das Eschentriebsterben dafür mit. So im Bereich unterhalb der Autobahnbrücke. Hier lagern immer wieder Stämme, die darauf warten als Hackschnitzel einer sinnvollen Verwertung zugeführt zu werden.

Holz am Neckar: Christof Hilbert, Maria-Lena Weiss und Leonie von Bissingen im Gespräch vertieft. Foto: Pfannes

Und die Abgeordnete? Maria-Lena Weiss sagt, dass die Gräfin die CDU/CSU auf ihrer Seite habe in Sachen Zukunft des Rohstoffs Holz.

Allein, die Antworten der Gesetzesentwurfsbefürworter im Zusammenhang mit dem Themenkomplex Wärmepumpe, Strombedarf und Netzausbau klingen bisher nicht unbedingt zufriedenstellend.