Das Floß liegt auf der Schmelze bereit. Alle Gerätschaften und Aufbauten werden von den Schiltacher Flößern technisch geprüft, so dass bei der Neckarfahrt alles glattgeht. Foto:  

An der Schmelze in Vorderlehengericht herrscht derzeit ein geschäftiges und emsiges Treiben: Die Flößer bereiten sich auf die Floßfahrt auf dem Neckar vor, die in der Woche nach Ostern stattfinden soll.

Nach der Floßfahrt auf Rhein und Donau soll dieses Jahr die dritte bedeutende Wasser- und Schifffahrtstraße in Baden-Württemberg, mit einem selbst gebauten Floß befahren werden. Das teilte Otto Schinle als Schriftführer der Schiltacher Flößer mit. Das Floß besteht aus 15 Schwarzwälder Nadelholzstämmen und es sind auf der geplanten Neckarfahrt zwischen Plochingen und Heidelberg etwa 200 Flusskilometer und 25 Schleusen zu überwinden.

Die Beweggründe für diese Fahrt sind zum einen die europaweite Anerkennung der Flößerei als immaterielles Kulturerbe der Menschheit und zum andern soll mit der Aktion auf den über Jahrhunderte hinweg wirtschaftlich bedeutenden Holztransport auf dem Neckar hingewiesen werden, führte Schinle weiter aus.

Waldreiche Gebiete

Über das obere Neckartal, der Nagold und Enz wurden bereits seit dem späten Mittelalter große Mengen an Holz aus den waldreichen Gebieten des Schwarzwaldes über den Neckar zum Rhein verflößt.

Nun laufen die Vorbereitungen zum Floßbau und allem was dazu gehört: die schweren Stämme wurden aus ihrem Lager hervorgeholt, wo sie seit der Fahrt auf der Donau eingelagert waren. Jeder Stamm wurde mit der entsprechenden Nummer mit roter Farbe markiert und in der richtigen Reihenfolge auf einem Lager aufgebaut.

Auch die Schutzhütte für das Floß wurde entstaubt und alle Geräte auf ihre Funktionsfähigkeit geprüft. „Nichts wird dem Zufall überlassen, denn der Aufbau an der Schleuse Deizisau soll problemlos über die Bühne gehen.“, sagte Schinle.

Acht Etappen

Die Abfahrt im Plochinger Hafen ist für Mittwoch, 3. April , geplant. Die Floßfahrt umfasst acht Etappen und führt über Bad Cannstatt, Benningen und Besigheim nach Heilbronn. Dort waren die Flößer auch schon bei der Landesgartenschau zu Gast.

Über Haßmersheim, Eberbach und Neckargemünd wird am 10. April nach etwa 200 Kilometern Fahrt der Endpunkt in Heidelberg erreicht.

Die historische Floßfahrt ist bei den zuständigen Behörden angemeldet und genehmigt. Es tritt wieder die bewährte Floßmannschaft an, unter der Leitung von Floßmeister Thomas Kipp, der auch die notwendigen Schifferpapiere besitzt und die Floßfahrt in allen Details geplant hat.

Gleich für die erste Etappe hat sich ein wichtiger Gast angemeldet. Martin Spreng, der Präsident der deutschen Flößervereinigung wird bis Bad Cannstatt mitfahren und ab Neckarsteinach begleitet der Präsident der internationalen Flößervereinigung, Frank Thiel aus Magdeburg, die Schiltacher bis zu ihrem Ziel in Heidelberg. Auch der bekannte Stadtführer Wolfgang Tuffentsammer will seine alte Heimat in Besigheim einmal vom Floß aus erleben.

Die Gäste können dann beurteilen ob die Floßfahrt auf dem Neckar auch heute noch so „sanft und geräuschlos“ ist, wie Mark Twain nach seiner Floßfahrt im Jahr 1878 berichtet hat.