Grabungsleiter Max Hermann von ArchaeoBW erläutert die ausgestellten Fundstücke. Foto: Stadt Horb

Tonscherben aus alter Zeit, Grubenhäuser und neuzeitliche Kellermauern – in Dießen wurden archäologische Funde gesichert. Und die Vermutung steht im Raum: Hier wurde gesiedelt, bevor jemand erstmals darüber schrieb.

Die Dießener interessieren sich ganz offensichtlich brennend für die Geschichte ihres Dorfes. Gerade, wenn deren Geschichtsschreibung ein wenig durcheinander gewirbelt werden könnte. Ein unerwarteter Fund bei archäologischen Rettungsgrabungen und die Präsentation der ersten Ergebnisse – das interessierte 70 Bürgerinnen und Bürger.

 

Dabei steht eine große Frage für den Horber Stadtteil im Raum: Die urkundliche Erwähnung der Ortschaft könnte jünger sein als die tatsächliche Ansiedlung von Menschen.

Zukünftiges Baugebiet ist wohl auch vergangenes

Das lassen zumindest die neusten archäologischen Funde vermuten: Bei der Ausgrabung an der Bittelbronner Steige in Horb unter Aufsicht des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart waren auch Spuren aus dem Mittelalter entdeckt worden.

Eigentlich handelte es sich nur um eine Routinegrabung. An der Bittelbronner Steige soll gebaut werden – und vorher musste eine Sondagegrabung durchgeführt werden, zu Deutsch etwa Probegrabung. Dabei wurden die mittelalterlichen Rückstände entdeckt. Die Stadt beauftragte daraufhin die Firma ArchaeoBW mit einer Rettungsgrabung.

Der Grabungsleiter von ArchaeoBW, Max Hermann, führte durch die Grabung. Zu sehen waren neuzeitliche Kellermauern, aber auch Reste von mittelalterlichen Grubenhäusern. Diese wurden ihrerzeit ins Erdreich teilweise oder ganz eingegraben.

Scherben aus unterschiedlichen Zeiten

Gezeigt wurden auch die in der Grabung geborgenen Funde und Scherben, die nach einer ersten Sichtung auf sehr unterschiedliche Entstehungszeiten schließen lassen. Ortsgeschichtlich bedeutsam dürfte die Erkenntnis sein, dass in diesem Bereich des Ortes Siedlungsspuren auf eine Zeit vor der ersten urkundlichen Erwähnung hinweisen.

Nun werden weitere Teile des Geländes untersucht. Anschließend werden die Funde dokumentiert, zusammengefasst und ausgewertet. Eine öffentliche Präsentation der Ergebnisse ist nach Fertigstellung des Abschlussberichtes gemeinsam mit dem LAD und ArchaeoBW in Dießen geplant.