Neben den AfD-Anhängern versammelten sich auch Gegendemonstranten in der Rottweiler Innenstadt. Foto: Klaus Weisser

Die AfD sei die einzige Partei im Bundestag, die für Freiheit eintrete und die einzige Partei des Widerspruchs - diese Parolen wurden bei der Kundgebung des Kreisverbandes Rottweil–Tuttlingen gegen eine allgemeine Impfpflicht in der Rottweiler Oberen Hauptstraße mehrmals wiederholt.

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Rottweil - Die ehemalige Freie Reichsstadt sei für eine solche Kundgebung („Kampf für die Freiheit und für die Unversehrtheit“) geradezu prädestiniert, deutete Emil Sänze, Mitglied im baden-württembergischen Landtag und erster Sprecher des AfD Kreisverbandes Rottweil–Tuttlingen, bei der Begrüßung der annähernd 250 Teilnehmer an. Sein Parteikollege Dirk Spaniel aus Stuttgart sah vom Rednerpult aus die Obere Hauptstraße gar als „sehr schöne Arena“.

Unabhängig davon, ob Spaniel mit dem Begriff nun eine Wettkampfstätte oder eine Kampfbahn in der Antike (so die Bedeutung laut Duden) meinte: Die Obere Hauptstraße gehörte jedenfalls für eineinhalb Stunden Mitgliedern, Anhängern und Sympathisanten der AfD - „und nicht dem Gemeinderat“, wie Sänze eingangs mit einem Hauch von Triumph feststellte.

Bereits eine halbe Stunde vor Beginn der Kundgebung war der Bereich unterhalb des Schwarzen Tores bis zum Brunnen beim Cafe Schädle wie leer gefegt. Nur noch wenige Geschäfte hatten geöffnet. Um ein Aufeinandertreffen von Teilnehmern und den 30 Gegendemonstranten aus dem antifaschistischen Spektrum zu verhindern, überwachte ein größeres Aufgebot von Polizisten sämtliche Eingänge in die Obere Hauptstraße.

Buhrufe für AfD-Redner

Dafür bedankte sich Sänze am Ende der Kundgebung ausdrücklich bei der Polizei. Diese war verstärkt präsent, musste jedoch nicht eingreifen. Es blieb alles ruhig und friedlich. Die Gegendemonstranten harrten vor der von der Polizei gesicherten Absperrung aus. Mit Plakaten und Sprechparolen drückten sie ihren Protest gegen die Politik der AfD aus. Etwas oberhalb von der Kundgebung stand eine Gruppe jüngerer Menschen. Diese quittierten immer wieder Aussagen der AfD-Politiker mit Buhrufen.

Auch wenn die Veranstaltungsteilnehmer überwiegend dem Kreis der AfD-Anhängerschaft angehört haben dürften, betonte Spaniel ausdrücklich: „Es geht heute nicht um die AfD, sondern um Grundsätzliches“. Freiheit und Sicherheit stünden in Konkurrenz zueinander, erklärte der Stuttgarter und zog den Vergleich mit einem Huhn in der Legebatterie („Das hat die absolute Sicherheit“) und einem Freilandhuhn, das Gefahr laufe vom Fuchs gefressen zu werden, dafür aber die größte Freiheit genieße. „Welches Huhn wollt ihr nun sein?“, fragte er die Teilnehmer.

Zum Thema Corona und Impfen würde in den Geschichtsbüchern später vom „größten Betrug in der Medizin“ berichtet werden, mutmaßte Spaniel. Es folgte die weitere Suggestivfrage: „Haben wir eine Pandemie oder eine Massenpsychose?“.

Appell an die Maskenpflicht

Die Corona-Impfung sei keine Impfung im herkömmlichen Sinne, behauptete Christina Baum. Die gebürtige Thüringerin und ehemalige baden-württembergische Landtagsabgeordnete sitzt seit 2021 im Bundestag. Sämtliche Corona-Maßnahmen hätten nichts gebracht, meinte sie und forderte Neuwahlen. Ihr Aufruf: „Stimmt mit den Füßen ab, ihr macht den Widerstand auf den Straßen sichtbar“. Ungehorsam könne auch Pflicht sein, so Baum an die anwesenden Polizisten. Das Recht auf Widerstand leitete die Zahnärztin aus Artikel 20 des Grundgesetzes her.

Für den Bundestagsabgeordneten Thomas Seitz (Wahlkreis Emmendingen-Lahr) ist Corona kein „Killervirus“. Die davon ausgehende Gefahr sei „sehr selektiv“. Die Impfpflicht, so dessen Vorwurf, werde mit selektiven Zahlen begründet.

Als letzter Redner trat der Tuttlinger Landtagsabgeordnete Rüdiger Klos an das Mikrofon. Sänze („Wir wollen die Veranstaltung nicht gefährden“) appellierte während der Veranstaltung mehrmals an die Teilnehmer, Masken zu benutzen.