Angelika und Martin Jourdan betreiben nun zwei Automaten. In Corona-Zeiten eine beliebte Einkaufsmöglichkeit.Foto: Schillaci Foto: Schwarzwälder Bote

Verbrechen: Täter geht besonders dreist vor / Erst jüngst zweite Maschine aufgestellt / Unbekannter auch in Simmozheim aktiv?

Der Eierautomat an der Kreisstraße 4452 in Neuhengstett im Gewann "Hinter dem Wald", der als beliebte Einkaufsmöglichkeit gilt, war in den vergangenen Wochen gleich drei Mal das Ziel von Verbrechern – zuletzt am frühen Mittwochmorgen in der Zeit zwischen 0 und 5 Uhr.

Althengstett-Neuhengstett/Simmozheim. Seit rund fünf Jahren steht der Eierautomat in Neuhengstett und bietet eine Einkaufsmöglichkeit. Betrieben wird er von Landwirt Martin Jourdan und seiner Frau Angelika. Seit vier Jahren gab es immer wieder Vorfälle und Einbruchsversuche, bei denen kleinere Schäden entstanden. "Immer wieder wurde es probiert, und das Schloss wurde angebohrt", erklärt Jourdan. Doch hin und wieder kam es zu größeren Schäden. Eine Einbruchserie, bei der Jourdan zwischendurch hoffte, dass sie ein Ende nahm. "Zwei Jahre lang hatten wir nun Ruhe gehabt", erklärt er im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Vor etwa fünf Wochen die Ernüchterung: Der Automat wurde aufgebrochen. Und damit war zum Leid Jourdans auch nicht Schluss. Wohl in der Nacht vom 18. auf 19. April wiederholte sich die Tat. Dabei wurde Bargeld entwendet. Zusätzlich entstand ein geschätzter Sachschaden von 6000 Euro. Der Täter – Jourdan geht von einem einzelnen aus – habe das Schloss des Automaten aufgebohrt und den Mechanismus, der den Automaten mehrfach sichert, aufgebrochen. "Abermals gelangten die unbekannten Täter bei ihrem gewaltsamen Vorgehen nur an relativ wenig Bargeld", heißt es in einer Pressemeldung des Polizeipräsidiums Pforzheim.

Und als wäre all das nicht genug, gab es nun erneut einen Vorfall. Wie die Polizei am Mittwochabend mitteilte, versuchte ein Unbekannter am frühen Mittwochmorgen in dieser Woche zwischen 0 und 5 Uhr abermals, den Automaten zu knacken. Aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen sei es diesmal nicht gelungen, das Schloss aufzubrechen. Allerdings wurde ein Kabel durchtrennt; die Polizei beziffert den Schaden auf rund 20 Euro.

Nach ersten Erkenntnissen könnte es sich bei dem Täter in Neuhengstett um eine männliche Person mit mittelgroßer Statur handeln. Als auffälliges Merkmal wurden seine Schuhe mit einer schwarzen Verstärkung an der Schuhspitze sowie im Fersenbereich genannt.

In der Vergangenheit habe eine Versicherung Jourdan bereits gekündigt. Zu viele Schäden kamen auf. Dann hatte der Landwirt aufgerüstet: Die kleine Videoüberwachung, die angebracht wurde, wurde jedoch stets zerstört. Die Bewegungsmelder, die den gesamten Bereich des Automaten erhellen lassen, wurden vom Täter ebenfalls gezielt umgangen. "Der Täter ist so dreist, dass er in die Scheune hinter den Automaten geht, um an den Sicherungskasten zu kommen. Das ist auch Hausfriedensbruch", beschreibt Jourdan die Vorfälle. Nun habe er Bedenken, dass ihm auch die neue Versicherung den Rücken zuwenden könnte. Der Schaden vor rund fünf Wochen "war noch nicht einmal abgerechnet, und schon kam der nächste Dämpfer. Ich weiß nicht, wie lange die Versicherung dabei mitmacht", klagte er bereits nach dem zweiten Vorfall.

Der dritte Einbruchsversuch in dieser Woche dürfte sich ebenfalls nicht gerade positiv auswirken. Bereits nach dem zweiten Einbruch rechnete er damit, dass auch seine jetzige Versicherung kündigen werde. Sollte dies geschehen, habe man laut Jourdan "ein großes Problem". Die Zukunft des Eierautomaten stehe in den Sternen. "Der Versicherungsmarkt für solche Automaten ist sehr dünn. Es gibt nur sehr wenige", erklärt er. Generell sei es ein "sehr ungutes Gefühl". "Jeden Morgen fühlt man sich unwohl. Das erste, was ich morgens mache, ist zu schauen ob der Eierautomat intakt ist", fügt er hinzu.

In Corona-Zeiten besonders beliebt

Der Eierautomat gilt als beliebte Einkaufsmöglichkeit. Während der Corona-Pandemie sei der Zuspruch, durch das kontaktfreie Einkaufen an der Maschine, noch viel größer geworden. "Der Automat steht im Freien. Es gibt kein Gedränge", beschreibt Jourdan die Vorteile. "Wenn man den Täter nicht kriegt, wird das kein Ende nehmen", mahnt er an. Aufgeben wolle er allerdings nicht. Im Gegenteil: Seit Kurzem habe er das Angebot sogar erweitert. Nun steht neben dem Eierautomat ein zweiter. Damit sollen nun auch Grillfleischspezialitäten verkauft werden. Das Fleisch beziehe er von seinem Hausmetzger Roman Seitter aus Gärtringen. Auch dieser betreibe Automaten. Die Tiere stammten von umliegenden Höfen regionaler Landwirte. Teilweise seien es auch Jourdans eigene Rinder. Davon habe er insgesamt etwa 70 in der Haltung, wovon 25 Mutterkühe sind. In den Automaten komme nur frische Ware. "Wir schlachten unsere Rinder alle 14 Tage, daher ist nicht immer unser Rindfleisch im Automaten", fügt Jourdan an.

Der unbekannte Täter hat laut Polizei übrigens möglicherweise mit einem weiteren Verbrechen zu tun: Ebenfalls am Mittwoch zwischen 0 und 5 Uhr schnitt ein Unbekannter an einem Vereinsheim in der Straße "Eilhart 1" in Simmozheim Kabel durch und riss eine Kamera ab. Im Anschluss versuchte er erfolglos, die Eingangstür aufzubrechen. Der Sachschaden beläuft sich in diesem Fall auf rund 200 Euro.

Wer verdächtige Personen oder Fahrzeuge im genannten Zeitraum bemerkt hat, wird gebeten, das Polizeirevier Calw unter Telefon 07051/1 61 35 11 zu verständigen.