Mit einem Schild fing alles an: Stadtrat Stephan Henßler hatte moniert, dass die Stadt bei einer Missachtung der Öffnungszeiten strafrechtliche Konsequenzen androht. Daraufhin legte der Bau- und Umweltausschuss neue Öffnungszeiten für den Sportplatz an der Hohenbergschule fest, die wiederum den Unmut einiger Anwohner weckten. Inzwischen beschäftigt sich das Verwaltungsgericht Tübingen mit dem Vorgang. Foto: Archiv

Gremium lehnt Vergleichsvorschlag ab und will Öffnungszeiten des Tartanplatzes in einer Verhandlung klären.

Altensteig - Der Altensteiger Gemeinderat will es wissen. Und ein Zeichen setzen. Das Gremium hat den Vergleichsvorschlag des Verwaltungsgerichts zu den Öffnungszeiten des Tartanplatzes an der Hohenbergschule einstimmig abgelehnt. Jetzt kommt es zur Verhandlung.Vor einem knappen Jahr hat der Bau- und Umweltausschuss des Altensteiger Gemeinderats festgelegt, dass der Sportplatz der Hohenbergschule werktags von 8 bis 20 Uhr, sonn- und feiertags von 15 bis 20 Uhr genutzt werden darf – von jedermann, so lange der Schulsport dadurch nicht behindert wird. In der Folge fühlten sich Anwohner durch die zusätzliche Lärmentwicklung gestört und brachten ihren Unmut mit einer Unterschriftenaktion zum Ausdruck, und schließlich reichte Karl Gauß beim Verwaltungsgericht Tübingen eine Unterlassungsklage ein.

Eine Abordnung des Gerichts unter Leitung von Richterin Monika Neu nahm die Situation vor gut einem Monat vor Ort in Augenschein und schlug vor, die außerschulische Nutzung des Tartanplatzes künftig auf Montag bis Samstag jeweils von 14 bis 19 Uhr zu beschränken. Dem stimmten Stadt und Kläger zu, behielten sich aber das Recht auf einen nachträglichen Widerspruch vor, damit die Stadt das Thema vor einer endgültigen Entscheidung im Gemeinderat erörtern lassen kann.

Mit zwei Enthaltungen beschloss das Gremium nun, den Vergleichsvorschlag abzulehnen und die Entscheidung in einer Verhandlung zu suchen. Rechtsanwalt Dirk Herrmann, der die Stadt in dieser Sache vertritt, hatte den Gemeinderäten zuvor ausführlich das Prozedere und die Risiken erläutert: Entscheidet das Gericht gegen die Stadt und zugunsten des Klägers, darf auf dem Tartanplatz nur noch Schulsport stattfinden.

Allerdings ist aus Herrmanns Sicht längst nicht geklärt, ob der auf dem Platz entstehende Lärm tatsächlich "unzumutbar" in juristischem Sinn ist. Ob die Grenzwerte von rund 55 Dezibel überschritten werden, könne nur mit Hilfe eines Gutachtens geklärt werden, und ein solches in Auftrag zu geben, ist seiner Auffassung nach Sache des Gerichts.

"Wir sollten unseren Kindern und der Jugend Raum geben", plädierte Stadtrat Stephan Henßler (FBV) für die Beibehaltung der vom Bau- und Umweltausschuss festgelegten Öffnungszeiten und regte an, die Lärmentwicklung durch bauliche Maßnahmen – weitere Ballfangvorrichtungen und eine dichte Hecke – einzudämmen. Ursula Utters (SPD) verwies darauf, dass erst jüngst im Kreistag festgestellt wurde, dass die Gemeinden mehr Spiel- und Bolzplätze gebraucht würden. Sie hält Öffnungszeiten bis 20 Uhr für vertretbar – "da schläft noch niemand".

Dieter Renz (FWV) pflichtete dem bei: "Wenn man bis 20 Uhr einkaufen kann, muss man auch bis 20 Uhr Fußball spielen können." Ohnehin halte er es für befremdlich, dass sich der Gemeinderat mit solchen Themen befassen muss – "bloß weil die Befindlichkeit einiger weniger im Widerspruch zum Gemeinwohl steht". Und Irmgard Kaiser-Kielwein (CDU) warnte: "Wenn wir solch einer kleinkarierten Klage nachgeben, kommt noch einiges hinterher."

Verständnis für die Situation der Anwohner brachten lediglich die beiden FMNB-Stadträte auf: Marlene Kost erklärte, eine Beschränkung der Öffnungszeiten auf 19 Uhr wäre aus ihrer Sicht ein Zeichen von "Friedfertigkeit" gewesen. Und René Courbain merkte an, dass das Geräusch von auf dem Boden geprellten Basketbällen durchaus enervierend sein könne und ihn in jüngeren Jahren schon einmal zu einem Umzug veranlasst habe. Sowohl Kost als auch Courbain enthielten sich bei der anschließenden Abstimmung.

Was Bürgermeister Gerhard Feeß besonders freute, war dass zahlreiche junge Altensteiger die Debatte von den Zuhörerplätzen aus verfolgten – so viele, dass sogar die Empore im Sitzungssaal besetzt war.