Haben fast 260 Unterschriften gegen die Unterbringung von Asylbewerbern in der früheren Alpirsbacher Jugendherberge gesammelt: (von links) Rolf Beilharz, Brigitte Bauer, Peter Wendling und Helmut Stumpp. Foto: Wiegert Foto: Schwarzwälder-Bote

Fast 260 Unterschriften gegen Unterbringung von Asylbewerbern in früherer Jugendherberge Alpirsbach gesammelt

Von Claus Wiegert Alpirsbach. Gegen die geplante Unterbringung von Asylbewerbern in der früheren Jugendherberge in Alpirsbach regt sich starker Bürgerprotest: Auf dem Sulzberg wurden 257 Unterschriften gegen das Vorhaben des Landkreises Freudenstadt gesammelt.Die Anwohner fürchten die Entstehung eines sozialen Brennpunkts in dem Wohngebiet. Gestern überbrachten Brigitte Bauer, Rolf Beilharz, Helmut Stumpp und Peter Wendling die Unterschriftenlisten an Landrat Klaus Michael Rückert. In dem Schreiben an Rückert, das die Mehrzahl der Bürger auf dem Sulzberg unterschrieben hat, werden "massivste Bedenken" gegen die Sammelunterkunft vorgebracht.

In unmittelbarer Nähe der Jugendherberge seien alle weiterführenden Schulen, die Musikschule, ein Kindergarten und ein Kinderspielplatz. Der Fußweg von der geplanten Sammelunterkunft in die Stadt und zum Bahnhof sei mangels Alternativen identisch mit dem Schulweg der Kinder. Niemand könne in einem solchen räumlichen Umfeld die tagtägliche Sicherheit der Kinder gewährleisten.

Sollte sich auch nur ein negativer Vorfall ereignen, wäre die Existenz der örtlichen Schulen nach Meinung der Unterzeichner stark gefährdet, da das Bildungszentrum zu einem großen Teil auf die Nutzung durch auswärtige Schüler aus dem Umkreis angewiesen sei. Die großen Ängste der Eltern, dass ihre Kinder im Umfeld der Sammelunterkunft unter anderem auch mit Drogen in Kontakt geraten könnten, seien auch statistisch begründet und müssten vom Landratsamt ernst genommen werden. Durch die Asylbewerberunterkunft mitten in einem geschlossenen, reinen Wohngebiet mit offener Bebauung würde billigend in Kauf genommen, dass es künftig zwangsläufig zu Konfrontationen komme.

Die Konzentration von 40 oder mehr Asylbewerbern entspräche einem Einwohneranteil auf dem Sulzberg von über zehn Prozent. Dieser übersteige deutlich die Belastungsgrenze der Anwohner und überfordere jeglichen Anspruch auf Toleranz.

Zu der eingeschränkten Polizeipräsenz in Alpirsbach komme in Notfällen die räumliche Lage Alpirsbachs an der Kreisgrenze erschwerend hinzu. Einer strukturschwachen und finanziell fast handlungsunfähigen Stadt wie Alpirsbach würde das Letzte, das sie noch für die Bürger bieten könne, ein Mindestmaß an Sicherheit und Lebensqualität, genommen.

Der Landrat habe ihren Protest freundlich zur Kenntnis genommen, mehr aber auch nicht, vermerkten die vier Alpirsbacher im Gespräch mit unserer Zeitung. Es seien Alternativen gefragt, zitieren sie den Landrat. Solche in die Diskussion zu bringen, sehen Bauer, Beilharz, Stumpp und Wendling allerdings nicht als ihre Aufgabe an – schnell würde ihnen sonst wohl ein Handeln nach dem St.-Florians-Prinzip unterstellt. Fest stehe jedoch, dass es geeignetere Standorte für Asylbewerber-Unterkünfte gebe, beispielsweise Kasernen.

Das Landratsamt Freudenstadt will die rund 50 Jahre alte Immobilie in Alpirsbach anmieten. Sie soll Platz für 40 Asylbewerber bieten. In dem Wohngebiet auf dem Sulzberg leben rund 380 Personen. Mit Ausländerfeindlichkeit, betont Wendling, habe der Widerstand der Anwohner nichts zu tun. "Asylbewerber sind Menschen wie wir", bekräftigt Helmut Stumpp. Aber in dem Wohngebiet und in der Nähe des Bildungszentrums sei eine Sammelunterkunft für sie fehl am Platz.

Mit dem brisanten Thema befasst sich auch der Alpirsbacher Gemeinderat bei seiner nächsten öffentlichen Sitzung. Sie beginnt am kommenden Dienstag um 18 Uhr im Haus des Gastes. Bürgermeister Reiner Ullrich hat dazu Vertreter des Landratsamts eingeladen, die über das Vorhaben des Landkreises berichten und den Stadträten Rede und Antwort stehen.