Pfarrer Lawrence Ndiwalana spricht erst seit fünf Monaten Deutsch – und hält schon Vorträge wie beim Frauenfrühstück in Tailfingen. Foto: Karina Eyrich

„Wenn Du ein gutes Leben willst, musst Du lernen“, hat seine Mutter ihn gelehrt. Pfarrer Lawrence Ndiwalana folgt ihrem Rat, lernt seit fünf Monaten Deutsch und spricht es schon so gut, dass er beim Frauenfrühstück aus seiner Heimat Uganda erzählen konnte.

Der Neunte von zwölf Geschwistern ist Lawrence Ndiwalana, Pfarrvikar der katholischen Gemeinde St. Elisabeth – drei davon sind Priester geworden. Kein Wunder bei solchen Eltern: „Mein Vater hat mich gelehrt: Das wichtigste ist der Glaube an Gott“, berichtet der 34-Jährige beim Frauenfrühstück im Saal von St. Franziskus, dessen Gäste gehörig staunten: 85 Prozent der Menschen in Uganda sind Christen – 39 Prozent von ihnen Katholiken, 32 Prozent Anglikaner.

Am Äquator wechselt die Fließrichtung

„Meine Mutter war evangelisch, mein Vater katholisch“, sagt Ndiwalana, den in der italienischen Gemeinde „SS. Sposi Giuseppe e Maria“ alle „Lorenzo“ nennen. Denn Ndiwalana hat vier Jahre in Rom Theologie studiert – nach dem Priesterseminar und zwei Jahren Philosophiestudium in Uganda.

Mann vom Äquator mitten im Älbler Winter

Vor der Diakonweihe und der Priesterweihe habe sein Bischof ihn je ein Jahr aufs Dorf geschickt, nah zu den Menschen, sagt er, und zuletzt zum Studium des Kanonischen Rechts nach Pamplona, von wo der Mann, der am Äquator aufgewachsen ist, mitten im Älbler Winter landete: Schnee liegt in Uganda nur auf dem Ruwenzori-Gebirge.

Den Dauer-Sommer auf dem 1000 Meter hohen Hochplateau mit seinen drei großen Seen und dem tropischen Regenwald unterbrechen nur zwei dreimonatige Regenzeiten im Jahr. Witzig: Ein Wasserstrudel – Ndiwalana führte es mit tänzerischen Bewegungen vor – fließt auf einer Seite des Äquators links- und auf der anderen rechtsherum.

„Märtyrer“ will ihm noch nicht flott über die Lippen

Apropos Tanzen: das gehöre in Uganda zum Gottesdienst, der zwei, sonntags drei bis vier Stunden dauere, erzählt er. Das Missionieren sei dort freilich schwer, weil Nicht-Christen der Unterschied zwischen katholisch und anglikanisch schwer zu vermitteln sei. Aus beiden Konfessionen stammten die 45 Märtyrer – eines der wenigen Worte, das dem Sprach-Genie Ndiwalana nicht flott über die Zunge kommen wollte –, von denen König Mwanga II. sexuelle Unterwerfung verlangt habe und sie zwischen 1885 und 1887 zerstückeln und verbrennen ließ, weil sie sich weigerten. Papst Paul VI. habe sie beim ersten Besuch eines Papstes in Afrika heilig gesprochen, und auch Johannes Paul II. und Franziskus seien schon in den Wallfahrtskirchen Namugongo und Manyonoyo gewesen – darauf ist der Pfarrer auch ein bisschen stolz.

Zu Fuß zum Papstbesuch gepilgert

Weil in Uganda keine Züge fahren, seien die Menschen zu Fuß zum Papstbesuch gepilgert – „so weit wie von Dortmund nach Stuttgart“, berichtet der Pfarrer, der sich wundert, wie klein die Gemeinden hierzulande seien: „Bei uns ist die Kirche voll.“

Einziges Problem sei oft, dass die Menschen sich nicht verstünden, denn Uganda kenne „sehr viele Sprachen, Kulturen und Religionen“. Sein Vater vom Stamm der Muganda und seine Mutter hätten verschiedene Sprachen gesprochen, und die Amtssprache Swahili – neben Englisch seit 2005 – sei die Kommandosprache von Polizei und Militär, werde daher im zivilen Leben kaum genutzt. In Tailfingen nimmt Ndiwalana drei mal wöchentlich Deutschunterricht, macht außerdem den Führerschein und wundert sich über das Prinzip des Kreisverkehrs. Vorfahrtsregeln wie hier scheint es in seiner Heimat nicht zu geben.

Vorfahrt hat Gott

Vorfahrt für ihn – das betont der sympathische Pfarrvikar zum Schluss ausdrücklich – hat Gott und sein Glaube: „Ich zähle auf Ihr Zeugnis des Glaubens, der Hoffnung und der Nächstenliebe“, ließ er die Zuhörerinnen wissen. „Und ich bete, dass wir unsere Zeit und unsere Talente zum Schatz für den Dienst an anderen, für die Erbauung der Kirche und zur Ehre Gottes einsetzen.“