Ihr 40-jähriges Bestehen hat die Albstädter Gruppe von Amnesty International gefeiert. Rechts liest Evelin Nolle-Rieder. Foto: Schwarzwälder Bote

Amnesty International: Albstädter Gruppe feiert 40. Geburtstag und 70 Jahre Erklärung der Menschenrechte

Gleich zwei Jubiläen sind am Sonntag im Lautlinger Stauffenberg-Schloss gefeiert worden: der 40. Geburtstag der Albstädter Gruppe von Amnesty International und der 70. Jahrestag der Erklärung der Menschenrechte.

Albstadt-Lautlingen. Es hatten nur wenige Stunden zur terminlichen Punktlandung gefehlt: Am 10. Dezember 1948 war in Paris die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (AEMR) verabschiedet worden; 79 Jahre und 364 Tage später, am 9. Dezember 2018, ging die Gedenkfeier im Lautlinger Schloss über die Bühne. Die allerdings noch einem anderen Geburtstagskind die Reverenz erwies: Amnesty Albstadt ist 40 Jahre alt geworden.

Eröffnet wurde die Feierstunde durch eine Ansprache von Gerhard Fehrenbacher. Der langjährige Amnesty-Aktivist erinnerte an die 50 Millionen Toten, die der Zweite Weltkrieg gekostet hatte, und an die Ermordung von sechs Millionen Juden durch die Nazis – dies sei der Hintergrund, vor dem die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte seinerzeit verfasst und verabschiedet wurde. "Wir dürfen solche Gräuel nie wieder zulassen." Diese Konsequenz finde ihren Ausdruck in dem Satz: "Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren" – egal welches Aussehens, welcher Hautfarbe, ob mit oder ohne Religion ist, fügte Fehrenbacher an.

Im Folgenden kam er auf die Albstädter Anfänge vor 40 Jahren zu sprechen, als sich in Albstadt eine aus vielen überwiegend jungen Leuten bestehende Ortsgruppe jener Organisation entwickelte, die wie kaum eine andere die Grundsätze der Pariser Menschenrechtserklärung weltweit vertritt. Erste Sprecherin der Albstädter Gruppe wurde Gertrud Seeberger, ihr folgte später Hedi Abel, die dieses Amt bis heute innehat – die personelle Kontinuität ist nur ein Indiz unter anderen für die Hartnäckigkeit und das Stehvermögen von Amnesty Albstadt.

Diese Hartnäckigkeit tat auch Not: Nur ständiges Insistieren, höfliches, aber bestimmtes Nachfragen zeitigt im Kampf für die Menschenrechte Erfolge – als Beispiel nannte Hedi Abel einen Fall im südostasiatischen Laos, um den Amnesty Albstadt sich derzeit kümmert, den eines Mannes, der seit vier Jahren verschwunden ist. Solche Fälle würden allesamt in der Londoner Amnesty-Zentrale recherchiert und der Gruppe dann von der zuständigen Stelle in Berlin zugeteilt. Die kümmert sich darum, im Rahmen ihrer Möglichkeiten – zwar haben sich in der Vergangenheit immer wieder Jugendliche für die Arbeit von Amnesty International begeistern lassen, die Stammgruppe ist jedoch im Lauf der Jahre geschrumpft. Gerhard Fehrenbacher warb daher eindringlich um neue Mitglieder.

Musikalisch gestaltet wurde die Feierstunde von Wolfgang Brandner und Uli Johannes Kieckbusch, die auf Flügel, Keyboard und Synthesizer Jazz-Klassiker und Eigenkompositionen wiedergaben. Die beiden hatten sich große Mühe gegeben, musikalische Entsprechungen zu den gesprochenen Inhalten des Festabends zu finden: Aus dem internationalen Jazz-Repertoire hatten sie John Coltranes "Naima" und Wayne Shorters "Footprints" ausgewählt; ferner spielten sie das Präludium aus Brandners "Tailfinger Totentanz", Kieckbuschs Stücke "Accent levant" und "Mondlicht" sowie eine neue Komposition, die den Titel "Jeder zog sich in seine eigene Einsamkeit zurück" trägt. Er zitiert Ahmet Altan, einen türkischen Schriftsteller und Journalisten, der in seiner Heimat zu lebenslanger erschwerter Haft verurteilt ist. Passend dazu las Evelin Nolle-Rieder Passagen aus Altans Buch "Ich werde die Welt nie wiedersehen", das vor wenigen Monaten erschienen ist.