Sangita Wyslich (links) und Katharina Ostarhild sind "Coindra". Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Kräuterkasten: Sangita Wyslich und Katharina Ostarhild präsentieren Keltisches

Mit Geige und Gitarre, mit Gesang und Geschichten haben Sangita Wyslich und Katharina Ostarhild – alias "Coindra" – am Freitag ihre Gäste im Ebinger Kräuterkasten nach Irland entführt.

Albstadt-Ebingen. Die Römer fanden seinerzeit nichts wirklich Verlockendes an auf der Grünen Insel – sie verzichteten darauf, sie zu erobern und sich dort anzusiedeln. Ein Glück – dank dieser vornehmen Zurückhaltung konnten die Iren ihre keltischen Traditionen und nicht zuletzt ihre Musik bewahren und an die Nachwelt weiter geben.

Im Gegensatz zu den Römern lieben Sangita Wyslich und Katharina Ostarhild Irland – und verstehen es, ihre Zuhörer mit ihrer Begeisterung anzustecken. Sie erzählen aus der Geschichte Irlands und Schottlands, von den Clans, die nicht nur ihre eigenen Tartans, sondern auch eine jeweils eigene "Erkennungsmelodie" besaßen, von den Konflikten zwischen England, Schottland, der "Great Famine", der großen Hungersnot, die zahllose Iren das Leben kostete und noch mehr zwang, nach Amerika auszuwandern. Sie erzählen aber auch von ihren eigenen Begegnungen mit den Menschen auf der Insel, der pittoresken Landschaft und dem fröhlichen Treiben in den Pubs.

Und sie machen Musik: Melancholie und Trotz sprechen aus ihr – und dann wieder Hoffnung und Ausgelassenheit. Sangita Wyslich spielt auf ihrer Geige rasante Läufe und Triolen, lässt ihre Melodien aufsteigen, um am höchsten Punkt innezuhalten und dann wieder Fahrt aufzunehmen. Katharina Ostarhilds Gitarrenspiel liefert dazu das Fundament: Es schreitet feierlich einher, wird dann energisch, stampft auf, beide Instrumente halten abrupt inne, als wollten sie zur Besinnung kommen – und werden dann wieder ausgelassen.

In dunklen, sanften Tönen beschreiben sie den "Garden of my Soul", hüpfen fröhlich in "Jumping Jigs" – und geben sich in den Straßenschluchten von Chicago der Erinnerung an die Abendschatten Irlands hin. Helle Töne ziehen scheinbar ziellos vorüber – und doch gibt es den tiefen Grundton, an dem sie Halt und Orientierung finden. Dass die beiden Musikerinnen wirkliche Könner und perfekt aufeinander eingespielt sind, zeigt sich an Blicken und Gesten – und wenn sie singen.

In ihren Liedern beschwören sie den Wert der Freundschaft, bekennen Hoffnung – "I’m Ready for the Time to Get Better" – und Zuversicht: "I Will be Free". All das wirkt völlig ungekünstelt – und kommt auch völlig ohne technische Hilfsmittel aus.

Verständnis für die alten Römer und ihre Abneigung gegen Irland wird schwerlich aufbringen, wer "Coindra" zwei Stunden lang gelauscht hat. Das Publikum im Kräuterkasten war begeistert – von der Musik, von den beiden Interpreten, von Irland. Immer wieder klatschte es mit, und als bei der zweiten Zugabe Sangita Wyslich mit ihrer Geige durch die Reihen tänzelte, verhinderte nur die Enge des Raumes im voll besetzten Kräuterkasten, dass die Gäste wie in einem irischen Pub einfach mittanzten.