Das Berliner Schlossberg-Theater ging im Tailfinger Thalia der Frage nach, ob man mit Hilfe künstlicher Intelligenz zum Traummann gelangen kann. Foto: © DERDEHMEL/Urbschat Foto: Schwarzwälder Bote

Komödie: Schlossberg-Theater Berlin führt vor, was künstliche Intelligenz anrichten kann

Mit Hilfe künstlicher Intelligenz zum Traum-Mann gelangen?! Mit der Komödie "Fehler im System" von Folke Braband hat das Berliner Schlossberg-Theater im Tailfinger Thalia die Probe aufs Exempel gemacht.

Albstadt-Tailfingen. "Die Frage stellt sich nicht mehr, ob die Maschine dereinst Mensch wird – es fragt sich nur noch, wann", prognostiziert Chris Müller von der "Partnercook-Zentrale" – aber der Satz könnte auch von einem Zukunftsforscher oder einem kalifornischen IT-Tycoon stammen. Was bedeutet er? Jasmin Wagner – das vormalige "Blümchen" – , Tommaso Cacciapuoti, Jürgen Tarrach und Guido Hammesfahr haben eine Versuchsanordnung konstruiert und die nicht zuletzt die komödiantischen Perspektiven der schönen, neuen Roboterwelt ausgelotet.

Die sind bemerkenswert. Am Anfang steht ein virtuelles Spiel mit ein paar raffinierten Powerpoint-Einspielungen – und dann auf einmal Oliver in der Tür. Wie? Hat Emma den nicht gerade erst vor dieselbe gesetzt, weil sie die Nase voll hatte von ihm? Aber Oliver 4.0 ist ganz anders als das unvollkommene Original. Zwar gleicht er Oliver, dem Ex, aufs Haar, aber da er auf der Grundlage des "digitalen Fingerabdrucks" programmiert wurde, den Emma im Laufe der Jahre im Internet hinterlassen hat, kocht er, putzt er, räumt auf und liest Emma die Wünsche von den Augen ab.

Was kann sie mehr wollen? Auch ihr Papa Leo, der sich derzeit einer Geschlechtsumwandlung unterzieht und Lea nennt, findet Oliver 4.0 klasse. Und deshalb unternimmt er auch alles, um zu verhindern, dass Chris Müller ihn wieder "runterfährt" und neu programmiert – er geht so weit, selbst den Roboter zu mimen; "chinesische Billigware", vermutet Müller. Weniger Spaß an Oliver 4.0 hat Oliver, das Original, und nicht nur deshalb, weil Müller ihn verwechselt und zum operativen Austausch aller Teile mitnimmt. Böse Eifersucht plagt ihn, und zwar ganz zu Recht, denn Oliver 4.0 hat keine Hemmungen, zu erklären, es sei so ein schönes Gefühl, von Emma berührt zu werden, Alsbald werden die beiden ein Liebespaar.

Doch dann passiert etwas, was nicht vorgesehen war: Der "Fehler im System" schleicht sich ein; der Traummann wird plötzlich unberechenbar und bedrohlich – fast als wäre er ein Mensch. Chris Müller hatte Emma eben davor gewarnt, aber die Warnung verhallte ungehört, und jetzt hat das Experiment eine Eigendynamik gewonnen, gegen die kein Kraut gewachsen ist. Dies umso mehr, weil Oliver 4.0 den Fehler nun selbst in seinem System sucht, findet, sich darauf auf die Werkseinstellungen zurückfährt – und plötzlich seine Perücke abnimmt, um auf seine "eigenständige Plattform" zu verweisen. Die Folge: Schock und Ernüchterung – und der Tod des Traummanns. Ein brisantes Thema – der lange Applaus bezeugte es.