Auf dem Dachboden findet Stefan Waghubinger auch sein Ich – das aktuelle und das vergangene. Foto: Dietsche Foto: Schwarzwälder Bote

Kabarett: Der Sinn der Lebens aus Eichhörnchens Perspektive nach Stefan Waghubinger

Wohl dosiert und teils rabenschwarz ist der Humor des Kabarettisten Stefan Waghubinger, aber immer garniert mit tiefgründigen Gedankenspielen. Im Kräuterkasten hat er sein Publikum mitgenommen auf seinen Dachboden und in sein Leben.

Albstadt-Ebingen. Mit einer Taschenlampe bewaffnet steigt Stefan Waghubinger in seinem aktuellen Bühnenprogramm "Jetzt hätten die guten Tage kommen können" auf den Dachboden seiner Eltern, zu denen er aus Trennungsgründen zurückkehrt. Die Gedanken, die ihm dort beim Wühlen in Kisten und Erinnerungen in den Sinn kommen, reichen von verquerer Logik über herrlich bissige Lebensweisheiten bis zu wortspielträchtigen Schlussfolgerungen, die das Publikum im voll besetzten Kräuterkasten, das er stets anspricht, in zuverlässigen Abständen zu Lachsalven treiben.

Wenn er ins makaber Schwarze trifft, dann mit entwaffnend trockener Selbstverständlichkeit und einer gehörigen Portion Selbstironie. So sinniert Waghubinger über Sollbruchstellen in Beziehungen und ihre Auswirkungen auf die Wirtschaft, vergleicht Parteien mit Sushi-Restaurants und erzählt, wie aus einem Hamsterkäfig eine Weihnachtskrippe wurde.

Bevor der Sinn des Lebens aus der Sicht der Eichhörnchen beleuchtet wird, geraten Scrabble spielende Vertreter von Weltreligionen ins Visier des Mannes, der im angestaubten Dachbodendekor auf seine Vergangenheit und Gegenwart trifft. Die Personen, die darin urkomische Rollen besetzen, seien tatsächlich vordergründig fiktiv, wie Waghubinger im Anschluss an sein Programm erklärt. Er finde es jedoch selbst amüsant, bei genauerer Überlegung zu entdecken, welche realen Persönlichkeiten aus seinem Umfeld ihn inspiriert zu haben scheinen.

Das Publikum bedenkt den aus Österreich stammenden Kabarettisten, der schon lange Zeit in Deutschland lebt, mit viel Beifall – und Waghubinger bedankt sich mit einer Zugabe, die sich ebenso gewaschen hat wie sein tiefgründig-satirisches Programm. Für alle, die sich für sein literarisches und zeichnerisches Schaffen interessieren, hat der Kabarettist Bücher mitgebracht und signiert sie individuell – für sein Publikum nimmt er sich gerne Zeit.

"Was er erzählt, ist aus dem Jetzt gegriffen, mit messerscharfen Pointen", freut sich das Team des Kräuterkastens um Ursel Günther. "Es ist auch schön zu sehen, wie er sich treu bleibt", kommentiert sie Waghubingers dritten Auftritt in der Weinstube des markanten Hauses, und Zuschauer Klaus Krautter ergänzt: "Eine einfach saukomische Mischung aus Blödelei und Tiefgang."