Das Tailfinger Familienunternehmen Mayer & Cie. hängt stark von der Konjunktur der Textilbranche ab. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder Bote

Konjunktur: Mayer & Cie. gleicht Auftragsrückgänge teilweise durch Zeitkonten aus / Investitionen erwartet

Die Konjunkturkrise der vergangenen zwei Jahre ist auch am Strickmaschinenhersteller Mayer & Cie. nicht spurlos vorübergegangen. Die Konsequenz war Arbeitsplatzabbau: Mayer und Cie. hat sich im Dezember von 31 Mitarbeitern getrennt.

Albstadt-Tailfingen (mak/key). Die Reduzierung ist, wie Mayer & Cie. und die IG Metall übereinstimmend feststellen, sozial verträglich über die Bühne gegangen: Es hat – von einer Ausnahme abgesehen – keine betriebsbedingten Kündigungen gegeben; die betroffenen Mitarbeiter wurden entweder in den Vorruhestand geschickt oder in eine Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft überführt.

Kurzarbeit kam laut Marcus Mayer, Geschäftsführender Gesellschafter, und Vertriebsleiter Wolfgang Müller nicht für Mayer & Cie. in Betracht, weil sie, anders als während der Wirtschaftskrise vor elf Jahren, maximal zwölf Monate lang dauern darf; anschließend muss der Mitarbeiter wieder zu den alten Konditionen beschäftigt werden.

Das wäre für Mayer und Cie. eine Wette mit offenem Ausgang gewesen: Wie lange die Krise noch anhält, ist – da sie politisch bedingt ist – unkalkulierbar; einige der Akteure in Washington, Ankara oder wo sonst noch geopolitische Strippen gezogen werden, sind nun einmal unberechenbar.

Dass die fetten Jahre vorbei sind, war laut Wolfgang Müller bereits Ende 2017 erkennbar geworden, als die Aufträge aus einigen Ländern, in denen Mayer & Cie. im Geschäft ist, etwa in Lateinamerika, ausblieben. In der zweiten Jahreshälfte 2018 war nach dem zeitweiligen Zerwürfnis zwischen den USA und der Türkei, das einen tiefen Fall der türkischen Lira zur Folge hatte, der wichtige türkische Markt eingebrochen, der, anders als Fernost, besonders hochwertige Maschinen "made in Tailfingen" abnimmt. Er erholte sich zwar anschließend wieder, und zudem hatte Mayer & Cie. noch ein ordentliches Auftragspolster abzuarbeiten, aber die internationale Konjunkturflaute drückte den Umsatz dennoch: Einbußen in einer Größenordnung von 25 Prozent hatte der Branchenverband VDMA für 2019 prognostiziert, und diese Prognose erwies sich noch als vergleichsweise zuversichtlich: Mayer & Cie. war am Ende mit 23 Prozent noch gut bedient; die Konkurrenz traf es teilweise wesentlich härter.

Als Konsequenz hat Mayer & Cie. seine Belegschaft von 391 Anfang 2019 auf 300 Vollzeitstellen zum Jahresende verringert. Wie es weiter geht, ist derzeit zwar völlig offen – erfahrungsgemäß dauert ein Konjunkturtief in der Textilmaschinenbranche selten länger als drei Jahre, weil die Textilproduzenten irgendwann nicht mehr um Investitionen herumkommen: Moden sind schnelllebig, und die Zahl der Kunden, die etwas zum Anziehen brauchen, wächst weltweit – doch "sobald in unseren Markt wieder mehr Ruhe kommt, versprechen wir uns wieder mehr Auftragseingänge", betont Marcus Mayer mit Blick auf bisher zurückgehaltene Investitionen der Kunden. "Stand heute" geht Mayer deshalb davon aus, dass die Firma mit dem derzeitigen Mitarbeiterstand gut aufgestellt ist, und ist dankbar, dass das mit dem Betriebsrat vereinbarte Modell der Überstundenkonten dazu beigetragen hat, dem Unternehmen größere Schwankungen zu ersparen: In Zeiten, als Überstunden notwendig waren, um alle Aufträge abzuarbeiten, "haben wir das Geld auf ein treuhandgesichertes Konto einbezahlt, so dass es uns nun auch tatsächlich zur Verfügung steht", um in Zeiten von Überstundenabbau die Mitarbeiter zu bezahlen, erklärt Mayer.

Für 2020 plant das Unternehmen einen Umsatz von rund 80 Millionen Euro – das wären zehn Millionen Euro weniger als im Jahr 2019 und 20 Millionen Euro weniger als 2018 und in den beiden Vorjahren.

Bei internationalen Wettbewerbern habe der Umsatzrückgang 2019 allerdings bis zu 50 Prozent betragen, bei Nationalen rund 45 Prozent in den Jahren 2018 und 2019.