BETRIFFT: Leserberief vom 15. Mai "Maske mit Fenster gesucht"

Als Mutter eines gehörlosen jungen Mannes habe ich diese Aufforderung, eine "durchsichtige Maske" zu erfinden, mit Freude gelesen. Man kann sich als hörender Mensch gar kein Bild machen, wie es momentan für einen Gehörlosen ist, der darauf angewiesen ist, vom Mund abzulesen, damit er versteht, worum es geht: Er versteht die Welt nicht mehr! In der Bundesrepublik Deutschland leben rund 80 000 Gehörlose. Nach Angaben des Deutschen Schwerhörigenbundes gibt es etwa 16 Millionen Schwerhörige. Für diese Menschen ist es momentan nicht nur schwer, sich zurecht zu finden, sondern nahezu unmöglich. Soviel zur Barrierefreiheit!

Ein Gehörloser kann auch nicht telefonieren, um einen Termin zu vereinbaren. In Zeiten der Corona-Pandemie bekommt man aber sonst nicht einmal einen Friseur-Termin. In der Corona-Verordnung steht, dass Gehörlose und ihre Begleitung nicht zwingend einen Mundschutz tragen müssen, damit sie sich verständigen können, was allerdings die ganze Sache ad absurdum führt, sind doch gerade die Gehörlosen darauf angewiesen, vom Mund abzulesen, nicht andersherum. Hier müssen auch neue Mittel und Methoden überlegt und eingeführt werden. Ich hoffe und wünsche mir, dass wenigstens die Gebärdendolmetscher, die man nun bei den Presseerklärungen und bei den Nachrichten sieht und die es in anderen Ländern schon längst gibt, nun dauerhaft zu sehen sein werden. Für eine durchsichtige Maske, bei der Gehörlose vom Mund ablesen können, wäre ich dankbar und sicher auch die oben genannten 80 000 Gehörlosen in Deutschland.

Elke Rapthel | Albstadt