Vroni Beck war für die Stauffenbergs mehr als eine Angestellte, sondern fast ein Familienmitglied. Foto: Archiv Melle Foto: Schwarzwälder-Bote

Veronika "Vroni" Beck aus Lautlingen ist an ihrem 86. Geburtstag gestorben

Albstadt-Lautlingen (mel). Sie wurde auf den Tag 86 Jahre alt – just an ihrem Geburtstag, dem 17. Juli, ist Veronika "Vroni" Beck, die jahrzehntelang der "Gute Geist" im Lautlinger Schloss war, gestorben.

Vroni Beck und ihr Zwillingsbruder Oskar wurden 1929 als Tochter und Sohn von Karl und Barbara Deufel geboren – insgesamt hatte die Familie sechs Kinder, von denen heute nur noch eine Schwester, Brunhilde, lebt.

Vroni wuchs im Nachbarhaus des damaligen Lautlinger Rathauses auf; dank ihrer Freundschaft mit Olga von Saucken, einer Cousine Claus von Stauffenbergs und Tochter Nikolaus Graf von Üxküll-Gyllenbands, erhielt sie 1945 als 15-Jährige eine Anstellung im Schloss und wurde persönliche Hausangestellte von Gräfin Mika, der Witwe Berthold von Stauffenbergs.

In einer Zeit, als es kaum Arbeit gab, waren die Deufels natürlich froh, dass wenigstens ein Kind in Lohn und Brot stand, und das sogar "über der Straße" und mitten im Dorf.

Die Arbeit war freilich mühsam. Die Öfen mussten frühmorgens mit Holz und Kohle beheizt werden; die Waschtage im Gesindehaus waren besonders unbeliebt; das Kochen und das Kinder-ins-Bett-Bringen bereiteten da schon wesentlich mehr Vergnügen.

Die Hausgemeinschaft bestand überwiegend aus Frauen, denn die meisten Männer waren im Krieg oder im Widerstand umgekommen; Vroni erfuhr aus vielen Gesprächen, in welcher Situation die Stauffenbergs sich in den Kriegsjahren befunden hatten. Aber auch das, was Gräfin Caroline über die Besuche von Königin Charlotte in Lautlingen und über die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg erzählte, blieb ihr im Gedächtnis haften.

Später war es dann ihr eigener Sohn Klaus, der im Schlossgarten mit den Grafen-Kindern Berthold, Philipp und Alexander spielte – es ging bergauf. In Lautlingen trafen sich in den Jahren des Wiederaufbaus die ganze große Stauffenberg-Verwandtschaft und viele Freunde der Familie – alle mussten bewirtet und beherbergt werden.

Es war eine aufregende Zeit, die 1970 mit dem Verkauf des Schlosses an die damals noch selbstständige Gemeinde Lautlingen ein Ende fand. Gräfin Mika zog mit ihrem Sohn Alfred ins Herrenhaus auf dem Tierberg; 1977 starb sie in Sigmaringen. Die Pflege der schwer krank Gräfin in Lautlingen war für Vroni Beck Herzenssache gewesen.

Nach dem Tod der Gräfin kümmerte sich Vroni Beck sowohl ums Schloss als auch ums Herrenhaus. Daran änderte auch die Gründung der Stadt Albstadt nichts. Vroni Beck zeichnete, auch auf Wunsch von Oberbürgermeister Hans Pfarr, offiziell für die Betreuung des Schlosses verantwortlich; die Reinigung des Hauses und des Inventars fiel ebenso in ihre Kompetenz wie die Vorbereitung der Schlosskonzerte, Empfänge und Schlossführungen. Von der Geschichte des Hauses und der Familie wusste sie sehr lebendig zu erzählen und gab ihr Wissen bereitwillig an Buchautoren und Filmemacher weiter – von den heutigen Exponaten der Gedenkstätte hat sie einige buchstäblich aus dem Abfall gerettet.

1991 schließlich ging "d’Vroni" in den Ruhestand und zog aus dem Forsthaus im Schlossbereich in eine Einliegerwohnung ihrer Tochter im Lautlinger Eisental. An Empfängen, Veranstaltungen und privaten Feiern der Stauffenbergs nahm sie weiterhin teil, solange es die Gesundheit erlaubte; ganz besonders freute sie sich darüber, bei der Eröffnung der Gedenkstätte im Herbst 2007 etliche Angehörige der Familien Stauffenberg und Üxküll-Gyllenband wiederzusehen. Am Freitag ist Vroni Beck im Kreise ihrer Familie gestorben; um sie trauern ihre beiden Kinder Elli und Klaus, deren Ehepartner und die drei Enkel Daniel, David und Jonas.