Bernd Bitzer (vorne im Bild) erklärt seinem neuen Azubi eine der vielen komplexen Maschinen in der Druckerei. Foto: Schwarzwälder Bote

Chance: Die Firma "Richard Conzelmann Grafik und Druck" bildet einen Flüchtling aus

Vor knapp drei Jahren flüchtete Rizan Haji aus dem Irak nach Deutschland. Seitdem ist viel passiert: Der 18-Jährige zog in eine Pflegefamilie, holte seinen Schulabschluss nach und macht jetzt eine Ausbildung in der Druckerei Conzelmann in Tailfingen.

Albstadt-Tailfingen. Eigentlich ist es ein großer Zufall, dass sich Rizan Haji und Markus Conzelmann Ende 2017 kennengelernt haben: Haji arbeitete gerade als Küchenhilfe im Gasthof "Linde" in Onstmettingen, als Conzelmann an der Küche vorbei lief und mit dem damals 17-jährigen Flüchtling ins Gespräch kam. "Eigentlich will ich eine Ausbildung in einer Druckerei machen", habe Haji ihm erzählt – völlig unwissend darüber, dass er gerade den Inhaber und Geschäftsführer der Tailfinger Druckerei "Richard Conzelmann Grafik und Druck" vor sich hatte.

Sofort bot Conzelmann Haji ein Praktikum in seiner Firma an, dass der gebürtige Iraker einige Wochen später absolvierte. Anschließend bewarb er sich gleich um eine Ausbildungsstelle für das neue Lehrjahr.

Conzelmann versteht es, wenn andere Firmen sagen: "ich lass es lieber"

"Wie alle anderen Firmen haben auch wir Personalprobleme", berichtet Markus Conzelmann. Deshalb habe es für ihn außer Frage gestanden, Haji neben drei weiteren Bewerbern die Chance auf eine Ausbildung zu geben. "Wobei ich es seitdem verstehen kann, wenn andere Firmen sagen: ›Ich lass es lieber‹", so der Geschäftsführer weiter: Im Gegensatz zur Anstellung eines einheimischen Auszubildenden sei mit der eines Flüchtlings ein enorm hoher bürokratischer Aufwand verbunden – und das, obwohl weder Zusatzunterricht noch andere Besonderheiten in dessen Ausbildung anstünden: "Alles ist ganz normal, wie bei anderen Auszubildenden auch", erklärt der Geschäftsführer.

Dennoch würde Conzelmann es ohne zu zögern wieder machen: "Rizan kämpft sich so durch und nutzt seine Chance", schwärmt er. Zusatzunterricht oder Nachhilfe seien für Haji auch gar nicht nötig: Der 18-Jährige spricht inzwischen sehr gut Deutsch und hat auch hierzulande seien Schulabschluss gemacht. Dadurch, dass er in einer Pflegefamilie in Onstmettingen lebt, sei er außerdem gut integriert, arbeitet nebenbei immer noch im Gasthof "Linde" und könnte, wenn er doch mal schulische Probleme hätte, zur Not auch seine Gasteltern um Hilfe bitten, die selbst einmal eine Druckerei hatten – optimale Bedingungen für den Ausbildungsstart.