Über 20.000 Wagen passieren täglich die Lautlinger Ortsdurchfahrt. Foto: Archiv

Stadt betont nach Gespräch im Landesverkehrsministerium, dass Umplanung Jahrzehnte kosten würde.

Albstadt-Lautlingen - Die Stadt Albstadt hält nach einem Gespräch im Stutgarter Landesverkehrsministerium an der Aussage fest, dass eine Umplanung der Lautlinger Ortsumgehung auf eine Tunnelvariante das Projekt um mehr als ein, vermutlich zwei Jahrzehnte zurückwerfen würde.

Wie Oberbürgermeister Klaus Konzelmann am Dienstag mitteilte, haben er und Baubürgermeister Udo Hollauer am 16. November ein Gespräch mit Ministerialdirektor Uwe Lahl, dem ranghöchsten Beamten im Landesverkehrsministerium, geführt und dabei auf die Frage, welche Verzögerung die Entscheidung für eine Ortsumgehung mit Bühltunnel mit sich bringen würde, folgende Antwort erhalten: Eine so weitreichende Veränderung der Planung würde "Zurück auf Los" bedeuten, und "Los" heiße im Falle der Lautlinger Ortsumgehung Stand 1996. Als Präzedenzfall für einen vergleichsweise zügigen "Pferdewechsel" nannte Lahl eine Umplanung beim dreispurigen Ausbau der A81 auf Höhe der Ausfahrt Böblingen Hulb. Dort seit 2005 die Planfeststellung beantragt worden; anschließend habe es "Kommando zurück" geheißen, und dann seien elf Jahre ins Land gegangen, ehe für die veränderte Konzeption wieder die Eröffnung des Planfeststellungsverfahrens beantragt werden konnte und das Spielfigürchen an derselben Stelle stand wie Anno 2005. Allerdings, wurden Konzelmann und Hollauer beschieden, sei die A81 die A81 – und elf Jahre sicherlich das Minimum an Verzug, auf das man sich einzustellen habe.

Für die Stadt, aber auch für die heimische Wirtschaft wäre wohl schon der Zeitverlust allein ein maßgebliches Kriterium für die Variantenwahl – dies umso mehr, da die Lautlinger Ortsumgehung mittlerweile ganz oben auf der Prioritätenliste der 150 "gleichartigen Projekte" im Lande steht. Das, berichten Konzelmann und Matthias Miklautz, Regionalmanager Zollernalb der IHK Reutlingen, sei das Ergebnis der Straßenbaukonferenz vom 7. März dieses Jahres – frühere Priorisierungen, die Lautlingen auf Platz zwölf führten, seien Schnee von gestern. Im Rathaus ist man daher zuversichtlich, dass nicht allzu lange nach dem Abschluss des Planfeststellungsverfahrens gebaut werden könnte – vorausgesetzt, es klagt niemand gegen das Verfahrensergebnis. Was beileibe nicht garantiert ist.

Beginnen könnte das Planfeststellungsverfahren, sobald seine Vorbereitung abgeschlossen ist – voraussichtlich im Sommer 2018 – ; beenden ließe es sich, einen zügigen und "unfallfreien" Ablauf vorausgesetzt, mutmaßlich zwei Jahre später. Im Zuge des Verfahrens sollen alle Alternativvorschläge, die dann vorliegen – derzeit sind es drei! – ebenfalls daraufhin geprüft werden, ob sie praktikabel, rechtlich unbedenklich und machbar sind. Dabei werden sie, genau wie die sogenannte "Amtstrasse", nach bestimmten Kriterien geprüft; wenn sie eines davon nicht erfüllen, erübrigen sich alle weiteren Kriterienchecks.

Zeit spielt für Bewertung keine Rolle - Geld schon

Was aber, wenn eine konkurrierende Trasse alle Hürden nähme und sich als ernst zu nehmende Alternative zur Amtstrasse erwiese? Zu dieser Frage schreibt das Regierungspräsidium Tübingen der Stadt Albstadt: "Sofern sich eine Alternativtrasse als bessere Variante herausstellen sollte, wäre dafür ein Richtlinienentwurf zu erstellen und vor Ablauf des Planfeststellungsverfahrens vom Bund zu genehmigen." Dies wäre dann aber nicht die Lizenz zum von der Lautlinger Bürgerinitiative "Für Lautlingen – gemeinsam für die beste Lösung" ersehnten raschen Variantenwechsel, sondern lediglich ein Votum, zurück auf "Los" zu gehen.

Im Rathaus Albstadt glaubt man nicht, dass es dazu kommt. Die Zeit, die bis zum Baubeginn vergehen könnte, ist wohlgemerkt nicht maßgeblich für die Trassenempfehlung im Richtlinienentwurf – wohl aber die Kosten: "Auch der Kostenfaktor der jeweiligen Trassenvariante dürfte eine wesentliche Rolle spielen", heißt es im Schreiben aus Tübingen. Und da sieht die Stadt die Amtstrasse eindeutig vorne.