Autsch! Katharina Krenkels Spitzenhöschen sind nicht zum Aussitzen geeignet, sondern mit Rosendornen gespickt. Foto: Schwarzwälder Bote

"Offshore": Künstlerin Katharina Krenkel stellt ganz spezielle "Spitzenhöschen" aus

Wer derzeit einen Blick in die Schaufenster des ESGE-Herstellerverkaufs in der Ebinger Sonnenstraße wirft, wird nicht schlecht staunen angesichts von zwei riesigen, an filigranen Kunststofffäden hängenden Unterhosen. Was ist das denn? Ganz einfach: Kunst.

Albstadt-Ebingen. Besser spät als nie: Das Kunstmuseum Albstadt, dessen Domizil im Kirchengraben in diesem Sommer umgebaut und saniert wird, sollte während der Bauarbeiten auf Reisen – genauer: auf eine museale Kreuzfahrt durch Albstadts Stadtteile – gehen: "Offshore", auf Deutsch "Vor der Küste", lautet der Titel der Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe, mit der Museumsleiterin Veronika Mertens und Kai Hohenfeld, ihr wissenschaftliche Mitarbeiter, die Zwangspause zu überbrücken gedachten. Im April sollte es losgehen, mit einer Vernissage nicht im, sondern vor dem Kunstmuseum und einer Ausstellung zum Thema "Albstadt" im Rathaus in Ebingen.

Doch durch diese Rechnung haben das Coronavirus und ein "Lockdown" ganz anderer Art einen dicken Strich gemacht. Das Museumsschiff musste im Hafen bleiben und das Kunstmuseum sich auf virtuelle Ausstellungen im kleinen Rahmen beschränken. Aber jetzt tut sich etwas, wenn auch ohne Vernissage, offiziellen Rahmen und OB-Ansprache, und zwar im Schaufenster des ESGE-Herstellerverkaufs. Die zwei überdimensionalen und durchaus unförmigen Unterhosen, die hinter dem Fensterglas schweben, stammen von Katharina Krenkel, die den Albstädter Kunstfreunden bereits von mehreren Gastspielen im Kunstmuseum wohlbekannt sein dürfte.

Die beiden von Hand gehäkelten "Soft Sculptures" bestehen aus Maschenstoff Marke ESGE, den Krenkel allerdings durch eine tückische kleine Zutat ergänzt hat. Sie sind gespickt mit echten Rosendornen, für die Krenkel in aufopferungsvoller Erntearbeit hecken durchkämmt hat – die eine außen, die andere innen. Wer diese "Spitzen" auf seiner Haut verspürt, dem dürfte das Aussitzen vergehen – nicht von ungefähr ist diese Unterwäsche auch schon im Landtag des Saarlands, Krenkels Wahlheimat, ausgestellt worden.

Die Idee ist älteren Datums; Krenkel verdankt sie ihrem damals fünfjährigen Sohn: Der hatte, als Mutter und Schwestern sich über "Spitzenhöschen" unterhielten, laut "Autsch" gesagt.

Die beiden Spitzenhosen sind übrigens nicht die einzigen Exponate, die Katharina Krenkel zur "Offshore"-Reihe beisteuert. In der Heilig-Kreuz-Kirche im Ebinger Osten wird ab Pfingsten ein von ihr geschaffenes Altartuch den Tisch des Herrn zieren, das mit seinen blau-violetten Farbvaleurs gezielte Assoziationen an Wasser weckt, sehr lang ist und immer noch länger wird: Es war bereits in etlichen anderen Kirchen zu sehen, und die Künstlerin hat jeden Termin zum Anlass genommen, ein weiteres Stück anzuhäkeln. Was bedeutet, dass es nach dem Ende des Albstädter "Offshore"-Intermezzos beträchtlich gewachsen sein könnte: Bei dem einen Gastspiel in Heilig-Kreuz wird es nicht bleiben; Albstadt hat noch viele andere Kirchen.