Die Packungen, die Alex Schwarz noch übrig hat, spendet er mehreren Tafel-Läden. Foto: Eyrich

Alexander Schwarz macht gegen Hamsterkäufe mobil und hat mit Aufklärung und einer pfiffigen Idee Erfolg.

Meßstetten - Wie der Meßstetter Alexander Schwarz mit Toilettenpapier gegen falsche Gerüchte kämpft, gegen unnötige Ansteckungsrisiken vorgeht und ganz nebenbei auch noch Menschen in Bangladesch hilft.

Newsblog zur Ausbreitung des Coronavirus in der Region

Alles begann mit der Diskussion über Beschränkungen im Supermarkt auf haushaltsübliche Mengen aufgrund von Hamsterkäufen in der Corona-Krise: Vor allem Nudeln und Klopapier waren plötzlich überall ausverkauft. "Wir als Großfamilie brauchen bei einer Mahlzeit zwei Packungen Nudeln", gab Alexander Schwarz, der eine Frau und fünf Kinder hat, auf seiner Facebookseite "Ballonbieger & Zauberkünstler Alex Schwarz" zu bedenken.

Weil jene, die nun wirklich kein Klopapier mehr zu Hause hätten, oft durch mehrere Märkte tingeln müssten, um welches zu bekommen, erhöhe sich die Zahl der Sozialkontakte – und das konterkariere das Ziel, die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu bremsen. Dass manche Dinge, die sie nicht brauchten, nur aus Angst vor Rationierung kauften, war ein weiterer Aspekt für Schwarz – und schnell die Idee geboren, dem Eindruck des Mangels entgegenzuwirken.

"Klopapier-Notfallstation" vor dem Haus

Der Meßstetter rief dazu auf, dort nach Toilettenpapier zu fragen, wo es normalerweise in großen Mengen verbraucht werde, derzeit mangels Gästen aber nicht, also in Restaurants, Kinos und Übernachtungsbetrieben – und dort Gutscheine zu kaufen, einen etwas höheren Preis dafür zu zahlen und dafür um eine Klopapier-Zugabe zu bitten. Das könne dann auch den Betrieben helfen.

Alexander Schwarz tat es schließlich selbst – und kaufte einem Freund, der einen Übernachtungsbetrieb führt, Toilettenpapier ab – in größerer Menge. Vor seinem Haus richtete Schwarz eine "Klopapier-Notfallstation" ein, platzierte dort immer mehrere Packungen und forderte die Abholer dazu auf, etwas dafür in eine Spendenbüchse zu werfen.

Gewinn geht an ein soziales Projekt

Dass die Münzen, die er dort vorfand, nicht annähernd den handelsüblichen Preis abdeckten, ärgerte Schwarz nicht deshalb, weil er selbst drauflegte, sondern vor allem im Hinblick auf die Fairness. Außerdem will er die gesamten Gewinne ohnehin spenden: Der Christ unterstützt damit das Projekt "Weltweit Hoffnung schenken".

Auch zu direkten Spenden an das Projekt hat Schwarz die Abholer animiert: in langen Beiträgen auf seiner Facebook-Seite, auf denen er seine Aktion begleitete, immer wieder dazu aufrief, nicht zu hamstern und das Toilettenpapier nicht im Internet zu bestellen, zumal dort derzeit horrend überhöhte Preise verlangt würden.

Immer wieder erklärte Schwarz außerdem, wie viel Toilettenpapier eine Person tatsächlich brauche: 46 Rollen. Pro Jahr. Dass Alexander Schwarz in seinen Beiträgen stets auf die Abstands-Regeln – auch an der Klopapier-Notfallstation – hinwies: selbstredend.

Spenden kommen auch aus dem Nordschwarzwald

Die Sache zog Kreise: Auch in anderen Städten entstanden "Klopapier-Notfallstationen" und Schwarz wurde zum Vermittler an Übernachtungsbetriebe in anderen Landkreisen, etwa im Nordschwarzwald. Ein Betreiber mehrerer Supermärkte dort – Edeka Rentschler – habe außerdem 8000 Euro für das Projekt "Weltweit Hoffnung schenken" gespendet, freut sich Schwarz.

Ein anderer Erfolg seiner Aktion: In Meßstetten werde Toilettenpapier inzwischen nicht mehr gehamstert, berichtet der Familienvater. Seine Nachbarin habe gar beobachtet, dass ein Kunde zwei ganze Wagen voller Papierrollen zum Markt zurückgebracht habe. Also hat Alex Schwarz beschlossen, seine "Klopapier-Notfallstation" zu schließen – obwohl er noch mehrere Paletten voller Rollen übrig hat. Sie gehen nun an mehrere Tafel-Läden wo sie umverpackt und paarweise – immer zwei Rollen – verkauft werden.

"Wir geben den Gewinn beim Finanzamt an"

Dass Alexander Schwarz mit seiner "Klopapier-Notallstation" keine Konkurrenz zu Einkaufsmärkten aufbauen wollte, betont er ausdrücklich und versichert außerdem: "Wir haben das Klopapier gewerblich eingekauft und werden auch den Verkauf beim Finanzamt korrekt angeben. Sollte es ein positives Ergebnis geben, werden wir den Überschuss spenden."

Dass er dann quasi drauflege, weil er Gewinn ja auch versteuern müsse, nimmt Alexander Schwarz gelassen. Immerhin ist es ihm gelungen, die Meßstetter und viele andere Menschen davon zu überzeugen, dass kein Mangel an Toilettenpapier herrscht – und ein solcher selbst bei andauernder Coronavirus-Pandemie auch nicht herrschen wird.

Weitere Informationen unter www.Klopapier-Notfallstation.de

Info: Initiative 'Weltweit Hoffnung schenken'

Ziel des Projektes ist es nach Angaben der Liebenzeller Mission, "auf Menschen in aller Welt aufmerksam zu machen, die keine Lobby haben, und ihnen neue Hoffnung zu schenken". Im Zentrum der Initiative stehe in diesem Jahr Bangladesch – "ein Land, das vor allem durch eine hohe Quote an Analphabeten, Gewalt gegenüber Frauen und Naturkatastrophen Schlagzeilen macht."

Ein Schwerpunkt der Hilfsmaßnahmen kommt Kindern zugute. Obwohl in Bangladesch offiziell Schulpflicht herrscht, haben Millionen Kinder keinen Zugang zu Bildung. Um den Kindern zu helfen, unterstützt die Liebenzeller Mission unter anderem mehrere Kinderdörfer. Hier erhalten Kinder aus benachteiligten Familien eine qualifizierte Schulbildung und ein neues Zuhause. Die ersten Jahre werden die Kinder im Kinderdorf unterrichtet. Danach gehen sie in eine öffentliche Schule und werden nach dem Abschluss bei der Suche nach einem Ausbildungs- oder Studienplatz oder beim Start ins Berufsleben unterstützt.

In Bangladesch engagiert sich die Liebenzeller Mission schon seit rund 45 Jahren.