Gitarrenklänge und ein faszinierend-dunkles Thema: Dennis Steinkühler und Sarah Adelmann setzen einen wohlklingenden musikalischen Kontrapunkt zu Kunst und Literatur. Foto: Schwarzwälder Bote

Kunstmuseum Albstadt: Ausstellung über "Die dunkle Seite des Mondes" ist eröffnet / Mark Twain: Jeder Mensch ist ein Mond

Die dunkle Seite des Mondes – welches Bild könnte die Abgründe der menschlichen Seele besser beschreiben? Um Schattenbilder in Literatur und Kunst geht es in der neuen Ausstellung im Kunstmuseum Albstadt.

Albstadt-Ebingen. Der erste Höhepunkt der Literaturtage Albstadt 2019, die erst am Freitag offiziell eröffnet werden, ist die Ausstellung "Die dunkle Seite des Mondes", die ab sofort im Kunstmuseum Albstadt zu sehen ist. Präsentiert werden bis 16. Februar rund 140 Werke aus dem Bestand des Museums, unter anderem aus den Sammlungen Walther Groz sowie Gerhard und Brigitte Hartmann.

Kai Hohenfeld, der Kurator der Präsentation, hat sie mit kundigem Blick um private Leihgaben ergänzt. Die sehenswerte Ausstellung wartet daher mit einem reichen Schatz an zeichnerischer und druckgrafischer Kunst auf, deren allgegenwärtiges Charakteristikum die verführerische Kraft des Schrecklichen sei, wie Hohenfeld mit kleinem Augenzwinkern betonte. Lebhaft und spannend führte er in die Ausstellung ein. Dabei machte er die Gäste mit Künstlern wie Bettina van Haaren, Rolf Escher oder Peter Grau bekannt.

Geschickt schlug der Kurator den Bogen zur Literatur – als Hommage an die Literaturtage "WortWelten". Dass sich das Düstere und Schwere, das wenige Tage nach Halloween so gut zu dem verregneten Novembermorgen passte, letztlich auch in der Musik wiederfindet, bewiesen die formvollendeten Gitarrenklänge von Dennis Steinkühler und Sarah Adelmann. Die beiden Schüler der Musik- und Kunstschule Albstadt setzten mit Songs wie "Control", "I Put A Spell On You" und "Live And Let Die" einen faszinierenden Kontrapunkt zu Kunst und Literatur.

Mal strahlend und mal furchterregend

Der Mond beflügelt seit jeher die Fantasie der Menschen: So hell und freundlich er auf der einen Seite zu strahlen vermag, so dunkel und furchterregend kann er auf der anderen sein. Veronika Mertens hielt sich in ihrer Begrüßung der vielen Gäste eng an Mark Twain und seinen bekannten Aphorismus: "Jeder Mensch ist ein Mond und hat eine dunkle Seite, die er niemandem zeigt." Die sorgsam gewählte Auswahl der Werke, das stellte die Museumsdirektorin heraus, habe noch etwas Anderes deutlich gemacht, was für das Verstehen der Albstädter Kunstsammlungen wichtig sei. Bis Mitte der 1980-er Jahre wurde laut Veronika Mertens das Sammlungsprofil wesentlich durch Alfred Hagenlocher geprägt. Jahre später, so schilderte sie eindringlich, seien aus bis dahin unzugänglichen Akten Informationen über die Rolle Hagenlochers als SS-Offizier während der Diktatur des Nationalsozialismus bekannt geworden. Schönheit und Schrecken, Licht und Dunkel, gehen in der neuen Ausstellung Hand in Hand, wenn Schattenbilder von unglaublicher Intensität in Schwarz und Weiß auf einer leuchtend gelben Wand die Blicke auf sich ziehen. Was für ein spannender Kontrast.

Für alle Literaturfreunde bietet der aufwendig gestaltete Katalog zu "Die dunkle Seite des Mondes" jede Menge Stoff, um sich dem faszinierend-dunklen Thema nicht nur künstlerisch, sondern auch literarisch zu nähern.