Produkte rund ums Schaf fanden reißende Absatz. Foto: Müller

Open-Air Genuss der natürlichen Art. Kritik an Vielzahl der Marktstände.

Albstadt-Onstmettingen - Natur in allen Facetten und vor allem mit allen Sinnen durften Jung und Alt beim 15. Schäferfest am Raichberg zwei Tage lang genießen. Manche fanden erstmals den Weg, und auch beim Fest selbst gab es Neuigkeiten.

Nicht nur erstmalige Besucher aus der nahen Umgebung waren begeistert vom 15. Schäferfest am Raichberg, unterhalb des Nägelehauses. Zwar hatten Vereine wie der Naturschutzbund Nabu und seine Alb-Guides, der Schwäbische Albverein sowie der Forst und die Albalemannen noch bei eisigen Temperaturen ihre Stände aufbauen müssen – tagsüber verwöhnte jedoch die Albsonne das Fest, das zu den schönsten der Region gehört.

Im Gegensatz zu den Vorjahren mussten sich die Standbetreiber jedoch mit etwas ungünstigeren Plätzen begnügen, denn auch die kommerziellen Anbieter wollen zu ihrem Recht kommen – da wird es dann schon mal eng. Am besten besucht waren jene Stände, an denen Austausch und Kommunikation an erster Stelle steht, etwa beim Nabu, beim Albverein und den Alb-Guides, die in nächster Nähe zum Forst ihre Zelte aufgeschlagen haben, wo junge Forstmitarbeiter mit Sägearbeiten beeindruckten.

Mancher langjährige Naturfreund und Besucher fragt sich freilich, ob das Schäferfest nicht mehr und mehr Jahrmarkt-Charakter annimmt, nicht zuletzt wegen der Haushaltswarenstände. Als Hannes Schurr mit seinem Sparkassen-Ökomobil – die Sparkasse Zollernalb ist Hauptsponsorin des Festes – kam, war sein für ihn vorteilhafter Stammplatz an Haushaltswarenstände vergeben: Nun war er genau neben dem Forst platziert, wo mit Sägen gearbeitet wurde. Kommentare zweier Besucher: "Wie schön war es noch bis zum vergangenen Jahr, als es noch ein richtiges Schäferfest war." Und: "Das ist ja jetzt wie auf dem Jahrmarkt."

Ruhiger ging es weiter hinten am Wald beim Kohlenmeiler zu, wo zahlreiche Besucher den Worten des bisherigen Chef-Köhlers Gottlob Ast lauschten. Was der rüstige 87-Jährige alles zu erzählen weiß, macht nach wie vor staunen: Er berichtete von der besten Qualität der einstigen 20 Nagelschmieden Onstmettingens und darüber, welchen Stellenwert Kohle heute noch habe: Das zeige sich daran, dass jedes Auto einen Kohlefilter habe und die Innenfläche eines Gramms Holzkohle die Größe eines Fußballfelds besitze.

Erstmals war der Meiler diesmal unter der Leitung von Franz Brassl, Franz Gulde – er ist seit einem Jahr dabei – und dem neu dazugekommenen Gerhard Schlei aus Balingen aufgebaut worden, der auf Anfrage Brassls sofort "Ja" gesagt hatte: "Diese Tradition muss weitergegeben werden", betont Schlei, und vor allem sei es sehr interessant und spannend, an dem Meiler mitzuarbeiten.

Schönere Kohle und mehr Ertrag

Schon seit drei Jahren hilft Brassl bei der Betreuung des Kohlemeilers und hat inzwischen seine Erkenntnis umgesetzt, dass der Meiler von oben nach unter defiltriert werden sollte – bisher war es umgekehrt. Was ist der Vorteil? Das Ergebnis seien schönere Kohle, mehr Ertrag – und vor allem sei die Kohle nun so hochwertig, dass sie gut mit der "medizinischen Kohle" mithalten könne. Die Hitze von 580 bis 640 Grad sei optimal, sagt Brassl, der ein Gefühl für die richtige Hitze auch aus seiner Erfahrung als Feuerwehrmann hat. Alle drei bis vier Stunden muss die Infiltrierung überwacht werden. Neu war diesmal auch der "Jägerstand" von Georg Binder aus Herbertingen: Er kauft Geweih-Sammlungen auf und macht daraus Schmuckstücke wie Halsketten, Ringe, Schlüsselanhänger und Flaschenöffner, indem er aus dem Inneren tierische Motive fräst. Die Geweihe der Tiere, die Binder – er ist auch Jäger – selbst schießt, landen nicht im Verkauf, sondern an der Wand bei ihm zuhause.

Am Holzspielzeug-Stand wurden die Kinder per Schild aufgefordert, die Spielsachen ruhig in die Hand zu nehmen: So konnten sie "begreifen", wie schön es ist, damit zu spielen. Überhaupt war für jeden Geschmack etwas dabei: Chice Kopfbedeckungen für alle, die "gut behütet" sein wollten, Korbwaren, Gartendeko-Artikel und natürlich Hochwertiges vom Schaf: vom Fell bis hin zum Lammgericht, wie es die Familie Buchner im Zelt servierte, wo neben den "Singenden Schäfern" und Schlagersängerin Karin auch die Musikkapelle Pfeffingen, die "Volksmusik Talgang Nord", und der Musikverein Meßstetten für Unterhaltung sorgten.

Wer sich an lebendigen Schafen erfreuen wollte, konnte das beim Schafscheren, beim Collie-Hüten und am Streichel-Gatter tun.