Babies, die heute auf die Welt drängen, werden nicht gebremst. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

25 Albstädter feiern am heutigen 29. Februar Geburtstag / Zwei Paare trauen sich

Von Karina Eyrich

Albstadt. Was haben Franz Kling, Harald Wüst, Waltraud Witkovsky und Gerhard Eschment mit einem der berühmtesten Albstädter gemein? Sie sind am 29. Februar geboren. Nur eines haben sie ihm voraus: Sie dürfen heute noch feiern.

Wann Erwin Seeger, weltweit bekannter Kriegs- und Adels-Fotograf, gestorben ist, das ist unzweideutig: Am 3. Dezember 1982. Wann er geboren ist auch: Am 29. Februar 1920 hat er das Licht der Welt erblickt. Im Pass steht dennoch ein anderes Datum, nämlich der 1. März – ebenso wie in der Heiratsurkunde.

Diese Praxis, die laut Frank-Peter Seeger zur Zeit, da sein Vater geboren wurde, üblich war, wäre heute nicht mehr zulässig. "Wir würden von unserer Seite aus nie das Datum einer Geburt ändern", sagt Margarethe Mroz. Sie ist Hebamme im Krankenhaus Albstadt, das die Daten an die Stadtverwaltung weiter gibt. Im Rathaus wird das Datum eingetragen, das die Klinik meldet – dass es Manipulationen gibt, hält auch Klaus Hess, Leiter der Zentralverwaltung, für ausgeschlossen.

Nur wenn es um's Heiraten geht, hat der Bürger es selbst in der Hand, sich für den Schalttag zu entscheiden, den es nur alle vier Jahre gibt: Zwei Paare sind es, die sich laut Klaus Hess heute trauen lassen – eines in Tailfingen, eines in Ebingen. Nach seiner Erfahrung liegt diese Zahl im Durchschnitt für einen Mittwoch: "Die Haupttage für Trauungen sind Freitag und Samstag" – dass ein Bräutigam sich deshalb für den 29. Februar entscheidet, um nur alle vier Jahre an den Hochzeitstag denken zu müssen, hat Hess noch nie gehört.

Wohl bekannt ist ihm aber ein Geburtstagskind, das an einem 29. Februar 40 Jahre alt wurde, aber zu seinem zehnten Geburtstag eingeladen hat: "Zum Kindergeburtstag", sagt Hess. "Mit Luftballons und allem Drum und Dran."

Gerhard Eschment, der heute sein 72. Wiegenfest feiert, legt ebenfalls Wert auf die Feststellung, dass er "eigentlich erst 18 Jahre alt" sei, wie er lachend sagt. Er feiert zwischen den Schaltjahren nicht, wie viele Geburtstagskinder des 29. Februar, am 1. März, sondern am 28. Februar – "weil ich schließlich im Februar Geburtstag habe". Außerdem sei seine Frau am 25. Februar geboren – da gebe es meist eine gemeinsame Feier. Die gibt es diesmal auch, allerdings mit noch einem weiteren Geburtstagskind: Eine Frau aus dem Freundeskreis der Eschments hat ebenfalls heute Geburtstag.

Insgesamt 25 lebende Albstädter – elf von ihnen sind auch dort geboren – feiern heute Geburtstag. Wie viele heute hinzukommen, wird Margarethe Mroz dann erst morgen wissen. Nur eines kann sie jetzt schon mit Sicherheit sagen: Die Geburtszeit zu manipulieren, steht außer Diskussion. "Wenn wir einen medizinischen Grund haben, an diesem Tag einen Kaiserschnitt zu machen, dann wird er gemacht", betont die Hebamme. "Nur wenn ein Kaiserschnitt vorher geplant wird, hat die Mutter die Wahl." Und wie steht es mit natürlichen Geburten? Darf Adebar, der Klapperstorch, in die Warteschleife geschickt werden? Margarethe Mronz schmunzelt: "Das steht sowieso nicht in unserer Macht: Wenn ein Kind auf die Welt will, kommt es – egal, was wir machen."