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Nachruf: Beliebter Pfarrer mit zahlreichen Aufgaben und einem großen Herzen für die Menschen stirbt mit 81

Von Karina Eyrich

Trauer um einen besonderen Menschen und einen besonderen Seelsorger herrscht nicht nur unter den Katholiken in Ebingen: Karl Duttlinger ist im Alter von 81 Jahren heimberufen worden. Seit 1964 war er in Ebingen auf vielen Feldern aktiv.

Albstadt-Ebingen. "Die Welt lebt von Menschen, die mehr tun als ihre Pflicht." Auf wenige dürfte dieser Satz von Schauspieler Ewald Balser so zutreffen, wie auf Karl Duttlinger, der weit über Albstadt hinaus als Pfarrer und als geselliger, musikalischer, den Menschen zugewandter und humorvoller Seelsorger beliebt und geschätzt war.

Am Ostersonntag 1934 in Lauffen bei Rottweil geboren, hat Duttlinger mit seinen Eltern und zwei Brüdern den Zweiten Weltkrieg erlebt und 1953 in Rottweil Abitur gemacht, ehe er in Tübingen und Freiburg Theologie studierte und 1957 ins Rottenburger Priesterseminar eintrat, wo er am 11. Mai 1958 die Weihe empfing. Nach Stationen als Vikar in Geislingen an der Steige und Heilbronn – dort war Duttlinger auch Präses im Lehrlingsheim – wurde ihm am 4. Juli 1964 die Seelsorge im Ebinger Osten anvertraut.

Dort galt es, Aufbauarbeit zu leisten, denn die katholische Kirchengemeinde hatte bis 1967 noch keine Heimat und feierte Gottesdienste in der evangelischen Thomaskirche, was aus dem dortigen Pfarrer Helmut Sigloch und Karl Duttlinger alsbald enge Freunde machte – eine Freundschaft, die noch reiche Früchte tragen sollte. War sie doch die Keimzelle des 1971 gegründeten Rossberg-Freizeitvereins, für den Duttlinger und Sigloch – gemeinsam auf dem Tandem unterwegs – um Spenden warben. Gründungsmitglied war Duttlinger außerdem im Theaterverein Heilig-Kreuz: Seine Ernennung zum Ehrenmitglied liegt erst wenige Wochen zurück.

1969 wurde die Seelsorgestelle Heilig-Kreuz selbständige Pfarrei und Duttlinger ihr erster Pfarrherr. Am 18. Januar 1971 folgte seine Wahl zum Dekan des Landeskapitels Balingen, und Duttlinger blieb es 20 Jahre lang – mehr erlaubte die diözesane Ordnung nicht.

Die Reihe seiner Zusatzaufgaben ist lang: Ab 1968 war Duttlinger Schuldekan gewesen, 1991 ernannte ihn Bischof Walter Kasper zum Geistlichen Rat und Dekan i. R.. Im selben Jahr wurde Duttlinger Bezirkspräses der Kolpingfamilie Zollernalb und blieb es 20 Jahre lang, bis er zum Ehrenpräses ernannt wurde. Seit 1992 war er zudem regelmäßig auf dem Großen Heuberg aktiv: in der Obernheimer Kirchengemeinde St. Afra.

Sogar ins Ausland führte ihn seine Berufung: Duttlinger begleitete internationale Jugendgruppen zur Pflege von Kriegsgräbern nach Frankreich und Italien, führte Pilgergruppen nach Rom, Lourdes und Israel, zelebrierte ökumenische Gottesdienste in Albstadts französischer Partnerstadt Chambéry und pflegte eine lange Freundschaft mit Abbé Leo, die zur Partnerschaft der Kirchengemeinden Grand-Charmont im Burgund und Heilig-Kreuz führte.

Darüber hinaus tat der mitfühlende Seelsorger Dienst im Krankenhaus und war besonders den Kindern und Jugendlichen in seiner Gemeinde zugetan. Gerhard Timpf, Mesner und Hausmeister in Heilig-Kreuz, erinnert sich noch gut, wie Duttlinger schon zu seinen Großeltern kam, um mit ihnen zu singen. "So habe ich ihn schon als kleiner Junge gekannt, und auch meine Tochter hat er zum Singen gebracht."

Wie viel Freude dem Geistlichen die Kinder bereiteten, zeigt eine Anekdote, die Timpf zu berichten weiß: Am – weit nach der Kirche, nämlich im Jahr 2000, erbauten – Glockenturm von Heilig-Kreuz hatte der Hausmeister zum ersten Mal die vier neuen Glocken läuten lassen. Duttlinger habe ihn angerufen und gefragt, warum – es sei dafür doch noch zu früh. Als Timpf ihm den Anlass nannte – "Mein Sohn ist geboren" – habe Duttlinger erfreut gerufen: "Dann lass’ sie läuten!"

So fest im Glauben und so stark Karl Duttlinger als Prediger war, so nah am Menschen war er auch. Einen "Partner des Glaubens, einen Zeugen der Hoffnung und einen Vermittler der Gottes- und Nächstenliebe" hatte ihn Bischof Kasper einst genannt, "einen Geistlichen, der durch seine Lebensfreunde und seinen Humor ein menschlich angenehmer Mitbruder und Vorgesetzter" sei.

"Ein gutmütiger und ein gütiger Mensch"

Bestätigen können das wohl alle, die Duttlinger kannten. "Er hatte alle gerne und für alle ein gutes Wort", sagt Gerhard Timpf, der ihn seit seiner Kindheit kannte. "Er hat sich immer Zeit genommen für die Menschen – er war ein gutmütiger, ein gütiger Mensch."

Viele erinnern sich noch gerne an gesellige Nachmittage und Abende, an Ausflüge und vor allem an Veranstaltungen auf dem Rossberg, wenn Karl Duttlinger sich die Gitarre umschnallte und aus vollem Herzen sang.

Seine Gitarre sei auch das Wichtigste unter den Sachen gewesen, die Duttlinger mitnehmen wollte, als er im Frühjahr 2015 ins Seniorenstift St. Josef in Altshausen, Südlich von Sigmaringen, umzog. Seine Gesundheit hatte Duttlinger schon länger zu schaffen gemacht, doch in Altshausen habe er sich – trotz seines Heimwehs nach Ebingen – wohl gefühlt, sagt Timpf, der ihn wie viele andere aus der Gemeinde regelmäßig besucht hat. "Er hat dort jemanden zum Schachspielen gefunden, gerne Skat gespielt und so lange es ihm möglich war auch Gitarre."

Auch im Krankenhaus in Ravensburg haben ihn Timpf und Gemeindemitglieder aus Ebingen noch am Wochenende besucht. Duttlingers Nachfolger Andreas Gog spendete ihm das Sakrament der Krankensalbung. Am Montag gegen 11 Uhr ist Karl Duttlinger in Ravensburg heimberufen worden – nicht ohne vorher aufzuschreiben, wie er sich die Grußworte bei seinem Trauergottesdienst wünscht, der am Montag, 25. Januar, um 13 Uhr in Heilig-Kreuz beginnt: kurz. Das passt zum bescheidenen Karl Duttlinger, der nie sich selbst in den Mittelpunkt stellte, sondern seine Mitmenschen – und seinen Herrgott. Getreu seinem Motto: "Das habe ich mir vorgenommen: In den Himmel muss ich kommen."

 Am Freitag, 22. Januar, von 14 bis 17 Uhr haben die Gläubigen Gelegenheit, auf dem Ebinger Friedhof von Karl Duttlinger am aufgebahrten Sarg persönlich Abschied zu nehmen. Dort wird er am Montag auch beigesetzt.