Hochschule: Leuchtturmprojekt mit den Hector Kinderakademien fördert die jungen Forscher von übermorgen

Die Hochschule Albstadt-Sigmaringen möchte nicht nur ihre Studierenden für Naturwissenschaft und Technik begeistern, sondern noch jüngere Semester ansprechen. Deshalb kooperiert sie seit Jahren mit den Hector Kinderakademien.

Albstadt/Sigmaringen. In einem kleinen Schulraum stehen mehrere Tisch, voll mit Pülverchen und Flüssigkeiten: Salz und Speisestärke, Essigessenz, Spülmittel, Zitronensaft. Um diese Tisch sitzen oder stehen sechs Kinder herum und experimentieren: Sie testen aus, welche Farbe Rotkohlsaft annimmt, wenn man ihn mit anderen Flüssigkeiten versetzt. "In diesem Alter ist der Forscherdrang enorm", sagt Julia Haid, Studentin der Lebensmittel-, Ernährungs- und Hygienetechnik an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und Mutter von zwei Söhnen. "Die haben einen mächtigen Spaß daran – und ich auch." Am Ende werden die kleinen Hexenköche um mehrere Erkenntnisse reicher sein: Saure Substanzen färben den rotvioletten Saft rosarot, Laugen wie Natron, Spülmittel oder Waschpulver hingegen dunkelblau.

Ein Angebot an neugierige Kinder

Zita Vogel, genau wie Julia Haid eine Studentin der Hochschule Albstadt-Sigmaringen, hat den Kurs "Hexenküche" eigens für die Hector Kinderakademie an der Sigmaringer Geschwister-Scholl-Schule entwickelt. Hector Kinderakademien gibt es in ganz Baden-Württemberg; sie bieten besonders begabten und interessierten Grundschülern ein naturwissenschaftlich orientiertes Kursangebot. Klassenlehrer empfehlen Kinder für die Teilnahme; anschließend können die Eltern ihr Kind an der für ihre Schule zuständigen Hector Kinderakademie anmelden und die Kurse – die kostenlos sind – buchen. Im Normalfall sind das sogenannte Hector-Core-Kurse, die bereits komplett durchstrukturiert und durch wissenschaftliche Studien auf ihre Wirksamkeit hin überprüft sind.

Die erforderlichen Lernmittel stellt die wissenschaftliche Begleitung der Hector Kinderakademien zur Verfügung. Und die Lehrkräfte? "Es ist nicht immer ganz einfach, geeignete Kursleiter zu finden", sagt Kristin Funcke, Programmdirektorin der wissenschaftlichen Begleitung der Hector Kinderakademien an der Universität Tübingen – es sei denn, man kann sich aus einem Pool bedienen, wie ihn die Hochschule darstellt. Sie rekrutiert Kursleiter aus den Reihen ihrer Studierenden, die aus verschiedenen naturwissenschaftlichen Bereichen kommen und die nötige Fachkompetenz mitbringen. Was haben die Studierenden davon? Sie können ihre Kursleitertätigkeit in eine Projektarbeit ummünzen, für die sie wertvolle Credit Points erhalten. Und bezahlt werden sie natürlich auch.

Auch die Lehrkräfte profitieren

Das ist aber noch nicht alles. Zusammen mit den Grundschulkindern durchlaufen die Studierenden einen Forschungszyklus, den MINTCycle; "sie reflektieren dabei das wissenschaftliche Arbeiten, das ein wesentlicher Bestandteil ihrer akademischen Ausbildung ist", sagt Carola Pickhardt, Professorin an der Fakultät Life Sciences der Hochschule und Verbindungsfrau zu den Hector Kinderakademien. "Werden sie dann selbst mal Eltern, können sie die Bildungsbiografie ihrer Kinder – insbesondere das schulische Lernen – viel besser begleiten. Sie wissen dann, worauf es ankommt." Mittlerweile ist man auch an höherer Stelle auf die fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der Hochschule Albstadt-Sigmaringen und den Hector Kinderakademien aufmerksam geworden, etwa im baden-württembergische Wissenschaftsministerium, dem sich die Kooperationspartner am "Tag der Hochbegabung" in Stuttgart präsentierten, und will sie an geeigneter Stelle als Leuchtturmprojekt vorzustellen. "Es wäre toll, wenn unsere Zusammenarbeit Nachahmer fände", sagt Kristin Funcke. "Wenn wir das auch mit anderen Universitäten und Hochschulen machen könnten, würde das die Qualität unseres Angebots weiter steigern."