Oberbürgermeister Klaus Konzelmann übergibt den Jubiläumsscheck an Hans-Peter Zizmann. Foto: Schwarzwälder Bote

Arbeiterwohlfahrt: Drei Ortsverbände feiern gemeinsam mehrere Jubiläen / Scheck für Mittagstisch

Das 100-jährige Bestehen des Verbandes hat die Arbeiterwohlfahrt am Samstagnachmittag gefeiert. Beim Jubiläumsfestakt stellten sich auch die drei Ortsverbände im Zollernalbkreis vor.

Albstadt-Ebingen. Genau genommen waren es vier Jubiläen, die am Samstag im voll besetzten evangelischen Gemeindehaus Spitalhof gefeiert worden sind: neben dem 100-jährigen Bestehen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) waren es das 70-jährige Bestehen der Ortsverbände, 50 Jahre fahrbarer Mittagstisch in Ebingen und 40 Jahre Treffpunkt AWO. Der Jubiläumsfeier verpassten Emily Diebold, Emilia Rudnitzki und Laura Scharlach, drei Schülerinnen der Musik- und Kunstschule Albstadt, einen feierlichen Rahmen.

Kreisvorsitzender Hans-Peter Zizmann freute sich über viele Gäste, darunter Albstadts Oberbürgermeister Klaus Konzelmann, Alt-Oberbürgermeister Hans-Martin Haller und den Balinger Bürgermeister Reinhold Schäfer. Ihnen dankten die Ortsvereine Ebingen, Balingen und Weilstetten für jahrzehntelange Unterstützung.

Konzelmann sprach Höhen und Tiefen in der Verbandsgeschichte an und nutzte das Jubiläum als Gelegenheit, den Einsatz ehrenamtlich und sozial engagierter Menschen zu würdigen. Der Aufstieg der AWO habe nach dem Ersten Weltkrieg begonnen, so Konzelmann, als das Deutsche Reich wirtschaftlich und sozial ruiniert und politisch instabil gewesen sei. "Millionen Menschen in Not litten nicht nur Hunger, das Land steuerte auf eine in dieser Größenordnung nie gekannte Massenverelendung zu, Kriegsversehrte, Witwen und Waisen standen ohne soziale Hilfen da", so der Oberbürgermeister. Marie Juchacz habe deshalb am 13. Dezember 1919 die AWO als "Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt in der SPD" mit dem Ziel gegründet, Not zu lindern und ihr vorzubeugen. Für mehr als 20 Millionen hilfsbedürftige Menschen sei die AWO zu einer rettenden Helferorganisation geworden.

Daran knüpfte auch Stefan Oetzel, stellvertretender Landessvorsitzender, an. Für die AWO Württemberg sei das ein besonderer Tag, auch, weil viele junge Menschen dabei seien und sich heute engagierten. In einer hochausgebildeten Gesellschaft mit hohem Wohlstand werde immer mehr gejammert, es herrsche immer mehr Unzufriedenheit, so Oetzel. "Was in den vergangenen vier, fünf Jahren auf der Welt passiert ist, macht mich nachdenklich." Daher habe die AWO mit bundesweit 320 000 Mitgliedern und 300 000 Hauptamtlichen auch im 21. Jahrhundert dort ihren Platz, wo sie hingehöre und sie gebraucht werde. Oetzel zitierte SPD-Politiker Franz Müntefering: "Der Sozialstaat funktioniert nur, weil es Menschen gibt, die mehr tun als sie müssten."

Die Suche nach jungen Mitgliedern steht für alle Ortsverbände derzeit im Vordergrund

Die Vertreter der drei Ortsverbände Ebingen, Balingen und Weilstetten stellten deren soziale Arbeit mit Blick auf das Gemeinwohl heraus und wünschten sich unisono, erfolgreich bei der schwierigen Suche nach jungen Mitgliedern zu sein. Michael Frommer präsentierte Arbeit und Angebote in Balingen mit rund 60 Mitgliedern. Dort würden auch Dienstleistungen, häusliche Betreuung und Alltagsbegleitung übernommen. Peter Single ging auf die Aktionen in Weilstetten mit derzeit mehr als 40 Mitgliedern ein. Helmut Alber erinnerte an die Entstehungsgeschichte in Ebingen mit derzeit rund 100 Mitgliedern. Seit 40 Jahren gibt es dort den fahrbaren Mittagstisch, den Herta Zizmann perfekt organisiert. Seit vier Jahrzehnten betreibt die AWO in Ebingen die Begegnungsstätte für Menschen jedes Alters und Wohnorts. Für diesen Dienst dankte Oberbürgermeister Klaus Konzelmann allen ehrenamtlich Tätigen, besonders dem Ehepaar Hans-Peter und Herta Zizmann. Zum Jubiläum des fahrbaren Mittagstisches hatte der OB einen Jubiläumsscheck mitgebracht.