Der gebürtige Albstädter Jörg Nädelin geht thematisch fremd.Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

Literatur: Jörg Nädelin publiziert Bildband über Geschichte, Geologie und Gemeinden des Zollernalbkreises

Vor fünf Jahren publizierte Jörg Nädelin Band zwei und drei seiner "Stadteinsichten"; drei Jahre später ließ er den reich bebilderten Albstadtchroniken das Kompendium "Albtrauf" folgen. Jetzt – aller guten Dinge sind drei – erscheint sein "Blickpunkt Zollernalb Großer Heuberg".

Albstadt. Nädelin, der gebürtige Ebinger mit hohenlohischer Wahlheimat, bleibt sich treu: Auch in seinem neuesten Werk beherzigt er den Grundsatz, dass ein Bild oft mehr sagt als tausend Worte, und kombiniert viele gekonnt aufgenommene Fotografien mit wohldosiertem, kompakt dargebotenem Fachwissen, das nicht danach verlangt, am Stück gelesen zu werden.

Auch der "Blickpunkt Zollernalb Heuberg" bewegt sich im Grenzbereich zwischen Bildband, Nachschlagewerk und Reiseführer – was ihn von den früheren Büchern unterscheidet, ist die Distanz zum Gegenstand. Die Albstädter Stadteinsichten gingen ins Detail, der "Albtrauf" deckte 200 Kilometer Luftlinie zwischen der Baar im Südwesten und dem Nördlinger Ries im Nordosten ab – im neuen Buch hat sich Nädelin für die "Halbtotale" entschieden. Sein Sujet ist der gesamte Zollernalbkreis.

Wobei auch die Gewichtung eine andere ist als etwa in den "Stadteinsichten". Der Ebingen-Band und "Albstadt – der Talgang" widmeten sich der jüngeren Geschichte der Region, die ganz dezidiert Stadtgeschichte ist – sprich: dem Aufstieg und partiellen Niedergang der Industrie und der Verwandlung der Stadtbilder von Ebingen und Tailfingen im Lauf von knapp 200 Jahren.

Das neue Buch interessiert sich für andere Inhalte: Der erste Teil befasst sich mit Topographie und Geologie der Albhochfläche, des Traufs und der ihm vorgelagerten Zeugenberge sowie mit der mittelalterlichen Geschichte dieser für Burgenbauer so überaus attraktiven Landschaft, der zweite stellt, gegen den Uhrzeigersinn, etliche der größeren Gemeinden des Kreises – Hechingen, Burladingen, Haigerloch, Balingen, Rosenfeld, Schömberg und schließlich Albstadt – vor, und zwar in durchaus enzyklopädischer Manier. Der Leser erfährt das Wesentliche über Historie und Sehenswürdigkeiten, wird hier und da – ohne Anspruch auf Vollständigkeit – auf reizvolle touristische Ziele wie etwa die Villa Rustica in Stein oder St. Michael in Burgfelden aufmerksam gemacht und nimmt vielleicht die eine oder andere Anregung für einen Sonntagsausflug mit – am Ende kennt man die eigene Region halt doch nicht so gut, wie man dachte. Wobei Jörg Nädelin betont: "Ich selbst lerne dabei immer am meisten dazu."

Die Bilder sagen mehr als tausend Worte

Aber auch, wer es so genau nicht wissen will, kann von dem Buch profitieren – zuvörderst von den Bildern, die, siehe oben, mehr sagen als tausend Worte. Manche Motive – Höhlen, Burgruinen, keltische Viereckschanzen – muss man sich erst einmal erwandern, und dann muss man sie auch noch abzulichten wissen. Für andere hat Nädelin eigens das Flugzeug bestiegen, für wieder andere die Zeichenkünste befreundeter Spezialisten in Anspruch genommen: Wolfgang Brauns Rekonstruktionen von abgegangenen Burgstellen der Region dürften für historisch interessierte Wanderfreunde von großem Interesse sein. Nädelins Liste von Burgen und Schlössern im Zollernalbkreis übrigens auch: Er kommt auf nicht weniger als 82.

Hatte Jörg Nädelin die Höhe seiner Auflagen in früheren Jahren noch durchaus schwäbisch kalkuliert, ist er mit nunmehr 73 Jahren verwegener geworden: Statt 100 Büchern hat er diesmal 500 drucken lassen, um den Preis des Einzelexemplars unter 20 Euro drücken zu können. Das ist ihm gelungen – 19,90 berechnet der Buchhändler. Jetzt bedarf es freilich einer interessierten Kundschaft, damit – wie bisher auch – die Druckkosten wieder hereinkommen. Gesund gestoßen hat er sich an seiner literarischen Tätigkeit ohnehin noch nie.  http://naedelin.de