In besseren Zeiten für Bisoro entstand dieses Foto, nämlich bei der Eröffnung einer neuen Schule im Ort. Foto: Armbruster Foto: Schwarzwälder Bote

Burundi: Nach Referendum drohen die Diktatur und neue Unruhen / Frauenalphabetisierung ist eingestellt

Albstadt (mak). Die inoffizielle Partnerschaft zwischen Albstadt und der Gemeinde Bisoro im ostafrikanischen Burundi und das Engagement der Albstädter und Chambérianer für mehr Bildung, eine bessere Gesundheitsversorgung und eine fumktionierende Infrastruktur in Bisoro werden derzeit wieder auf eine harte Bewährungsprobe gestellt: Bisoro, in dem schon seit Jahren die Menschenrechte auf flagrante Weise verletzt werden, ist auf dem besten Weg, eine Diktatur reinsten Wassers zu werden.

In ihren ersten Jahren war die 1993 begründete Partnerschaft von Albstadt und Bisoro gehandicapt durch einen Bürgerkrieg, der erst 2000 mit dem Vertrag von Arusha endete. Zwar wurden die damaligen Vereinbarungen, die Verfassungscharakter hatten, nicht von allen Bürgerkriegsparteien unterschrieben, aber gleichwohl kehrte für einige Jahre eine relative Ruhe im Land ein, und auch die Entwicklung von Bisoro machte in dieser Zeit Fortschritte. Doch mittlerweile ist der Vertrag von Arusha, der eine Präsidentenwahl im Fünf-Jahres -Turnus und maximal zehn Jahre Amtszeit für einen Präsidenten vorsah, nur noch Makulatur. Bereits der 2015 erzwang der 2005 erstmals gewählte Pierre Nkurunziza eine dritte Amtszeit, was erneut zu bürgerkriegsähnlichen Unruhen führte, und nun hat er sich durch ein Referendum, dessen Ausgang aufgrund unverhüllten Regierungsterrors von vorneherein feststand, die Lizenz gesichert, bis 2034 weiterzuregieren. Es steht zu befürchten, dass der Bürgerkrieg jetzt wieder aufflammt.

Für Bisoro und die Unterstützung, die es aus Deutschland erfährt, hat diese Entwicklung fatale Folgen. Wie von Rolf Armbruster, Motor und Seele der Albstädter Bisoro-Hilfe zu erfahren ist, sind die Vorsitzenden der Partnervereine vor Ort Oppositionelle und mittlerweile ins Nachbarland Ruanda geflohen. Seither ruht, um nur ein Beispiel zu nennen, die Frauenalphabetisierung. Die Geldgeber aus dem Ausland – Weltbank, UNO, EU, die Bundesrepublik Deutschland und das Land Baden-Württemberg – haben bereits 2015 ihre finanzielle Unterstützung eingestellt; die unmittelbare Folge für Burundi war eine Inflation ungeahnten Ausmaßes. Seit 1999, dem Jahr, in dem die meisten von Albstadt unterstützten Bau- und Bildungsprojekte, sind die Preise um deutlich mehr als das Zehnfache gestiegen – was natürlich die Wirksamkeit der Hilfsmaßnahmen stark einschränkt.

Die Albstädter haben deshalb mit Unterstützung des Zollernalbklinikums, des Krankenhauses Reutlingen, der Freunde in Chambéry und diverser Schulen inner- und außerhalb des Kreises den Versand von Sachspenden – vor allem für Bildungs- und Gesundheitswesen – stark forciert, wobei der Bund 75 Prozent der Versandkosten übernahm. Außerdem finanzierte er drei Viertel der Gestehungskosten, die bei der Erweiterung der Grundschule Munanira in Bisoro anfallen. Sechs Klassenzimmer entstehen derzeit, zwei kleine Toilettengebäude und zwei Räume für die Schulverwaltung, Photovoltaik für die Beleuchtung von vier Unterrichtsräumen und eine ein Kilometer lange Trinkwasserleitung von der Quelle bis in den Schulhof zu. Bisher gibt es lediglich vier Klassenräume, in denen jeweils 100 Shüler unterrichtet werden, und weder Toiletten noch sauberes Trinkwasser.

Ende April 2019 sollen die neuen Klassenzimmer fertig sein und der Klassenteiler entsprechend sinken – vorausgesetzt, die politische Entwicklung macht diesen Plänen keinen Strich durch die Rechnung. Laut Rolf Armbruster müssten noch wenigstens weitere sechs Unterrichtsräume gebaut werden – aber dies ist vollends Zukunftsmusik, denn es fehlt das Kapital.