Auch Selbsthilfegruppen wie die Frauenselbsthilfe nach Krebs präsentierten sich am Palliativtag. Foto: Sauter Foto: Schwarzwälder-Bote

Das Netzwerk für Palliativpatienten stellte sich bei einem "Palliativtag" in Ebingen vor

Von Martin Kistner

Albstadt-Ebingen. Mit einem "Palliativtag" im Zollernalb-Klinikum ist eine kreisweite "Palliativwoche" zu Ende gegangen. Er bot dem seit 2009 bestehenden Netzwerk der Palliativversorger im Kreis Gelegenheit, sich und ihre Arbeit einmal öffentlich vorzustellen.

Palliativmedizin – was ist das? Jeder vierte Todesfall in Deutschland ist auf eine Krebserkrankung zurückzuführen; nach wie vor kann die Medizin viele Krebspatienten nicht heilen. Das heißt aber nicht, dass sie ihnen nicht anderweitig helfen kann.

Schmerztherapeuten lindern Schmerzen, Physiotherapeuten bekämpfen Atemnot, Ergotherapeuten kümmern sich um angemessene Lagerung von Bettlägrigen und machen Entspannungsübungen mit den Patienten, Logopäden schaffen Abhilfe gegen Schluck- und Sprechbeschwerden, Psychoonkologen und Seelsorger kümmern sich um die Psyche und die Moral der Todkranken, und Hospize sind für sie da, wenn erkennbar wird, dass der Weg sich dem Ende nähert. Dies alles steht unter dem Namen Palliativmedizin.

Medizin im weitesten Sinne wohlgemerkt, denn "Ummantelung" des Patienten – das Wort "palliativ" kommt vom lateinischen "pallium", zu Deutsch "Mantel" – geht über das Medizinische nach landläufigem Verständnis weit hinaus. Hier ziehen viele Helfer aus vielen verschiedenen Disziplinen an einem Strang, um dem Patienten auch ein Leben mit der Krankheit erträglich, mehr noch, lebenswert zu machen.

Im Zollernalbkreis existiert seit fünf Jahren ein Netzwerk für Palliativpatienten, in dem alle genannten Professionen zusammenwirken. Am Klinikum Ebingen wird palliative Komplex- und Konsiliarbehandlung – letzteres bedeutet Beratung – für stationäre oder ambulante Patienten angeboten. Um jene, die nach Hause oder ins Heim entlassen wurden, kümmert sich kreisweit das Sozialwerk Hechingen und Umgebung, dessen assoziierte Ärzte, Therapeuten und Pflegekräfte rund um die Uhr erreichbar sind. Hinzu kommen niedergelassene Ärzte, Therapeuten, Pflegeeinrichtungen, Apotheken, Hospizgruppen und Seelsorger, die alle bereitstehen, um bei Bedarf ihren Beitrag zur palliativen Hilfe zu leisten.

Wie diese Beiträge aussehen, davon konnten sich die Besucher des Ebinger "Palliativtags" ein Bild machen, der unter anderem auf Initiative von Lorenz Welte, dem leitenden Oberarzt der Anästhesie, und Ingrid Kimmich, Fachkrankenschwester für Onkologie und palliative Pflege, zustande gekommen war.

Im Foyer der Klinik präsentierten neben dem Sozialwerk Hechingen der Home-Care-Service Dienste und Ernährung, der Sozialdienst, die Psychoonkologie und das klinische Ethikkomitee des Zollernalb-Klinikums, mehrere Hospize und Selbsthilfegruppen ihre Angebote.

Ein Stockwerk weiter unten, im Konferenzraum, lief ein umfangreiches Vortragsprogramm ab – Mitinitiator Welte stellte das Netzwerk vor, die Tübinger Ärztin Susanne Bihlmaier die therapeutischen Möglichkeiten der Naturheilkunde, Klinikpfarrerin Gisela Gisela Pullwitt-Schröder die Krankenhausseelsorge und Renate Birk, Krankenschwester an der Sozialstation Ebingen, deren Palliativversorgung, ihre professionelle und ehrenamtliche Komponente.

Zur Freude von Welte und Kimmich stieß dieses Angebot auf großes Interesse – speziell die Vorträge am Vormittag waren gut besucht, und auch die Stände hatten großen Zulauf – Palliativmedizin und palliative Versorgung sind aktuell und werden es mit Sicherheit auch weiterhin bleiben.