Kabarett: Uwe Kleibrink enttarnt im Kräuterkasten allerlei Alltagssituationen

Ein messerscharfer Beobachter von Alltagssituationen – das ist der Kabarettist Uwe Kleibrink. Im Kräuterkasten hat er mit seiner Gabe manches Klischee gesprengt – und das Publikum fühlte sich beinahe jedes Mal ertappt.

Albstadt-Ebingen. Wie komisch und abstrus der Alltag sein kann, das hat Uwe Kleibrink im Kräuterkasten gezeigt. Dabei geht es ihm nicht um schrille, billige Effekte, wie sie heute oft im Fernsehen vorgeführt werden, wenn etwa die 25 lustigsten Karnickelschlächter im Wettbewerb antreten. Wenn es aber um die Platzierung der nervigsten Bahnkunden geht, fällt er schon sein Urteil. Vor der vernünftigen Ökomutter und der schwerhörigen Rentnergruppe setzt er den Businessman an die erste Stelle. Wie der dasitzt, im Anzug, mit Laptop, wie er telefoniert, erfüllt er sämtliche Klischees.

Dann allerdings entpuppt sich der Gesprächspartner als Prostituierte, und es ist erstaunlich, wie auf deren schlüpfrige Anfragen und Angebote die so geschäftsmäßigen Antworten passen, bis hin zum "Ich komme pünktlich".

Szenen aus dem Alltag. Doch so komisch, ja grotesk sie sein mögen, Uwe Kleibrink erläutert sie in höchst gepflegtem Deutsch, mit langen, wohl konstruierten Sätzen, mit gehobener Wortwahl, nach wissenschaftlichen oder modischen Erkenntnissen.

Der Reiz entsteht dadurch, wie er sich ändert, wenn er in diverse Rollen schlüpft, mit Vorliebe in die von Frauen. Denn sein Lieblingsthema ist der Unterschied zwischen Mann und Frau. So stellt er sich vor, nicht Cäsar sei ermordet worden, sondern eine Frau, die statt der berühmten Worte "Auch du, mein Sohn Brutus" einen Redeschwall losgelassen hätte.

Verschiedene Anwendung von Sprache und Logik macht auch heute im privaten Leben eine Verständigung schwierig. Wie soll Mann nach den Anweisungen seiner Frau das Glas Essiggurken finden, wenn seiner Meinung nach ein solches noch ungeöffnetes Glas nicht logischerweise im Kühlschrank stehen muss? Frauen sind auch emotional anders gestrickt, wie sich bei Konzertbesuchen zeigt, wenn sie völlig hingerissen alten abgehalfterten Schlagern lauschen.

Zu Musik hat Uwe Kleibrink sowieso eine eigene Meinung. Während es vom Band "Memory" schmachtet, sinniert er über das Wesen der Katze an sich, wie sich die Katze in bestimmten Situationen so anders verhält als der Hund. Alltagssituationen im privaten und gesellschaftlichen Bereich: Uwe Kleibrink enttarnt sie mit Vergnügen, lässt sich viel Zeit zum Darstellen. Den Ablauf des so heilig gehaltenen Muttertags zeigt er als Drama, bei dem alle genervt sind, Martinsumzüge als akustische und kulinarische Bedrohung. Er macht sich lustig über Facebook, musikalische Früherziehung und esoterische Geburtsvorbereitungen, setzt verzweifelt seinen gesunden Menschenverstand dagegen.

"Wie war’s Herr Knabenschuh?" Nun, für das Publikum war es ein vergnüglicher Abend. Das Lachen zwischendurch und der Applaus am Schluss zeigen, wie oft sich die Gäste erkannt und ertappt fühlten.