Der Kammerchor Ebingen überzeugte bei seinem Konzert mit romantischer Chormusik. Foto: Schneider Foto: Schwarzwälder-Bote

Der Kammerchor Ebingen und Michael Wendeberg begeistern die Zuhörer beim Konzert in der Festhalle

Von Volker Schneider

Albstadt-Ebingen. Allerfeinste romantische Chormusik war vom Kammerchor Ebingen in der Festhalle angekündigt. Zu erleben war ein Programm für Könner und Kenner, wie man es auch auf internationalen Bühnen nur noch selten hört.

Die Tradition romantischer Lyrikvertonungen hat unterschiedliche Chorliteratur hervorgebracht, die, da nur von den besten Chören realisierbar, meist nur noch auf Tonträgern verfügbar ist. So war schon alleine die Programmauswahl und das höchst informative Programmheft ein Genuss. Der Kammerchor Ebingen und seine Chormeisterin Brigitte Wendeberg führten ihre Zuhörer durch vier sehr unterschiedliche Welten, deren spezielle Charakteristik zu realisieren und auszudrücken jedes einzelne Chormitglied intellektuell und emotional aufs Höchste herausforderte.

Der Abend wurde eröffnet mit impressionistischen Bildern von Claude Debussy: Michael Wendeberg entführte die Zuhörer mit Klavierstücken aus Debussys "Images" in mystische Klangwelten, die das Publikum vorbereitete auf die Welt der drei Chansons von Debussy. Sein hochsensibles, feinnerviges Klavierspiel, das sowohl impressionistische Sphäre als auch klare Transparenz erreichte, beeindruckte sowohl in den Klavierstücken als auch bei der Begleitung des Chors. Dort erwies sich Wendeberg als stets mitfühlender und auch impulsgebender Partner – Mutter und Sohn waren wirklich die ideale Besetzung für dieses Programm.

Wieder zurück in der Realität

Nach der Entführung in die sphärischen Welten mit Gabriel Faures "Les Djinns" kam der "Sonnenhymnus" von Lilli Boulanger strahlend direkt daher; man fühlte sich zurückgeholt in die Realität. Michael Wendeberg beeindruckte mit den "Notations" von Pierre Boulez, dessen Musik häufig sehr anstrengend zu hören ist. Wendeberg spielte diese Miniaturen glasklar und differenziert von innen heraus mit einer Begeisterung, die manch anderer eher für Beethoven oder Mozart aufbringt. Der Funke sprang über.

Nach der Pause gab es deutsche Romantik: Brahms und Schumann schätzten sich gegenseitig sehr, dennoch komponierten sie beide in sehr unterschiedlichen Welten, in die der Zuhörer an diesem Abend sehr kontrastreich geführt wurden: "Die Gesänge opus 93" von Brahms nehmen Elemente aus sehr früher Chormusik auf, die Brahms sehr intensiv studiert hatte. Er hat selbst mehrere Chöre geleitet und gab der Chormusik nicht nur seiner Zeit viele Impulse. Der Chor überzeugte nicht nur mit bester Aussprache – ein Textheft war nicht nötig –, sondern auch durch ausdrucksstarkes Musizieren.

Schumanns spanisches Liederspiel und Minnespiel enthalten unterschiedlich besetzte Gesänge, die sowohl solistisch als auch chorisch gesungen werden. Schumann hat dazu keine genauen Angaben hinterlassen. Die Unterschiedlichkeit zwischen den Klangcharakteren von Brahms und Schumann ist kaum in Worten fassbar, aber diese Aufführung stellte die Klangwelten beider Komponisten überzeugend nebeneinander. So klingt Brahms, so klingt Schumann – dem war nichts hinzuzufügen. Diese Musik führt jeden Chor an seine Grenzen, mit denen der in den Männerstimmen sehr knapp besetzte Kammerchor Ebingen souverän umgegangen ist.

Schade, dass es von diesem vorzüglichen Lyrikabend keinen Mitschnitt gibt – es war ein nachhaltiges Erlebnis, das ein fast endloser Applaus nur annähernd gewürdigt hat.