Andrea Schiele Foto: Stapel Foto: Schwarzwälder Bote

Gewerkschaft: Vermehrt sind auch Frauen in der rechten Szene aktiv / "Das Denken von Menschen ist schwer änderbar"

Wie soll man damit umgehen, wenn Rechtspopulisten und Nationalisten öffentlich eine Rückkehr zum traditionellen Frauenbild fordern? ver.di -Mitglied Andrea Schiele hat beim Vortrag im IG-Metall-Gewerkschaftshaus Ideen geliefert.

Albstadt-Lautlingen. Wie stellt man sich heute einen Nationalsozialisten vor? Als Skinhead mit Springerstiefeln? Heute zeigen nicht nur Männer in der rechten Szene ihr Gesicht, sondern es sind auch vermehrt Frauen aktiv – und sie fordern eine Abkehr vom modernen Frauenbild, wie Andrea Schiele von der Gewerkschaft "ver.di" auf Einladung der IG Metall Albstadt berichtete: "Kinder kriegen, mindestens drei – wenn nicht, hat man als Frau völlig versagt."

Als "Keimzelle des Staates" sähen rechte Parteien die Frau, betonte die Fachkraft für Rechtsextremismusprävention. Und das sei nicht "auf dem Mist der Männer gewachsen", sondern auch Frauen stünden dafür ein: Frauke Petry, Alice Weidel, Beatrix von Storch, Tatjana Festerling oder Martina Kempf seien Beispiele für rechtspopulistische Frauen.

Für Schiele ist das ehemalige Gründungsmitglied der Hamburger AfD, Tatjana Festerling, rassistisch, wie sie mit einem Zitat belegte: "Die tittensozialistische Leitideologie will wissen, wer sie braucht. Ist doch ganz einfach: Damit wir was zu lachen haben. Wer braucht Feminismus?" Allerdings gebe es in der AfD auch Slogans wie diese: "Ehe, Familie, Haushaltsführung und Kindererziehung sollen in den Lehrplänen und Schulbüchern aller Schulen eine positive Berücksichtigung finden." Das klinge erst mal so, "als hätte das jeder von uns sagen können", so Schiele. Aber das sei das Tückische – es gebe nämlich hauptsächlich rechte Forderungen wie die strikte Ablehnung der "Genderideolgie" – keine Gleichstellung von Homosexuellen.

Solche Wahlforderungen könne jeder schreiben, kommentierte Schiele. "Vieles ist nicht verboten – Holocaust leugnen ist eine Straftat", andere rechte Aussagen seien es nicht. "Rechtspopulismus verallgemeinert und popularisiert", erklärte Schiele. Die Verhaltensmuster der Rechten seien meist rassistisch, aber: "Das ist irgendwo jeder von uns, denn wir stecken die Welt oft in Schubladen."

"Jeder hat mit Vorurteilen zu kämpfen – es kommt darauf an, wie man sie sortiert."

Schiele betonte, dass jeder mit Vorurteilen kämpfe, doch es komme darauf an, wie man sie sortiere: "Es wird erst problematisch, wenn man wertend wird: ›Die sind so‹." Für Rechtspopulisten gebe es zwei Dimensionen: "Die da oben und ›wir‹ hier unten – das Volk", meint Schiele. "Sie denken, dass nur sie arbeiteten, ehrlich und vernünftig seien und insbesondere nur sie anständig lebten. Ganz gewiss haben sie noch nie etwas angestellt."

Für Rechtspopulisten seien Medien oft nur "Lügenpresse": "Man darf ja noch seine Meinung sagen", heiße es dann oft. Widerspruch wollten die Rechten freilich nicht hören, so Schiele.

Was kann jeder Einzelne tun? "Wir können das Denken der Menschen nicht ändern, wir können nur felsenfest von unserer Meinung überzeugt sein", erklärt Schiele. Man solle auch nicht versuchen, anderen eine Meinung aufzuzwingen. Viel besser sei es, einen anderen Weg, eine andere Sicht aufzuzeigen. "Es bringt nichts, sein letztes Hemd zu geben, um jemandem sein Denken näher zu bringen – das kostet Kraft." Manche wollen laut Schiele eine andere Meinung ohnehin nicht akzeptieren und einfach nur Recht haben.

Äußere sich jemand rechtspopulistisch, sei es am besten, erst einmal nachzufragen, woher, denn diese Information hätte: "Immer nach der Quelle fragen", sagte Schiele. Meistens stimmten Aussagen über gewisse Statistiken nicht – dann könne man leicht eine andere Quelle dagegenhalten. "Wir können es probieren, müssen aber akzeptieren, wenn jemand bei seiner Meinung bleibt – sonst sind wir ja wie sie."

Insbesondere die Gewerkschaft ver.di habe eine wichtige Verantwortung zu übernehmen: sich für Menschenrechte und Demokratie einzusetzen. "Abgrenzung ist immer auch ein Angriff auf die Demokratie – denn Demokratie heißt, alle haben die selben Rechte, alle sind dabei. Einsatz gegen Rechtsextremisten und -Extremistinnen, gegen Rechtspopulisten und -Populistinnen ist Einsatz für Demokratie" – davon ist Andrea Schiele fest überzeugt.