Wohnungen und ein Lokal will der Besitzer im Haus Grüngrabenstraße 64 einrichten. Foto: Eyrich Foto: Schwarzwälder Bote

"Schlössle": Bernd Haensch aus Binsdorf saniert das Haus Grüngrabenstraße 64

Für Sanierung und Neugestaltung des sogenannten "Schlössle" in der Ebinger Grüngrabenstraße 24 gibt es konkrete Pläne. Der Binsdorfer Architekt Bernd Haensch und seine Familie wollen in dem über 200 Jahre alten Haus sieben Mietwohnungen und ein Café schaffen.

Albstadt-Ebingen. Wie Haensch am Dienstag auf Anfrage des Schwarzwälder Boten mitteilte, planen er, seine Frau und seine beiden Söhne, in allen Vollgeschossen je zwei Wohnungen und unter dem Walmdach noch eine weitere einzurichten.

Die Wohnungen in den unteren Stockwerken sind jeweils 80 Quadratmeter groß, die Dachschrägen im zweiten Obergeschoss mit 70 bis 80 Prozent nicht gravierend. Erst im dritten Obergeschoss im Dachspitz beträgt die Dachneigung 45 Prozent, aber bei gut und gern 100 Quadratmetern Grundfläche und drei Gauben, die neu entstehen, dürfte das Angebot an Wohnraum auch dort gehobenen Ansprüchen gerecht werden. Der Einbau eines zentralen Fahrstuhls ist mit dem Denkmalamt abgesprochen; ebenerdig erreichbar ist er über einen neu zu bauenden Eingang auf der rückwärtigen Nordseite des Hauses, der in die Kellerräume führt.

Die Zielgruppe: umzugswillige Senioren

Für diese hat sich Haensch ebenfalls etwas einfallen lassen. Der Gewölbekeller bietet sich als Gaststube für ein ganzjährig oder saisonal betriebenes Café, ein Bistro oder eine Vinothek an – wer in den oberen Geschossen abends Hunger, aber keine Lust aufs Kochen hat, kann einfach den Fahrstuhl ins Souterrain nehmen. Das Angebot der Haenschs richtet sich unter anderem an jene solventen Albstädter Senioren, die ihre nach dem Auszug der Kinder überdimensionierten Häuser am Hang aufgeben und künftig innenstadtnäher wohnen möchten. Aber natürlich sind auch junge Familien oder Paare willkommen.

Es wird allerdings noch etwas dauern, bis es so weit ist. Momentan warten Familie Haensch, die Denkmalschützer und das Stadtbauamt auf das für die Baugenehmigung erforderliche Gutachten des Restaurators – die Lektüre verspricht ausgedehnt, aber interessant zu werden.

Das Haus hat viel zu bieten: Bernd Haensch hat in den vergangenen Monaten zahlreiche Details entdeckt, die zugenagelt, verkleidet oder verschalt waren: Türen und Holzbekleidungen im Brüstungsbereich, die aus der Erbauungszeit, also der Wende von 18. zum 19. Jahrhundert stammen dürften, dazu bis zu fünf Meter lange und 80 Zentimeter breite Holzbohlen – "so etwas gibt es schon lange nicht mehr" – , rund 150 Jahre altes Parkett, alte Sandsteine und -platten, drei verschiedene Generationen von Fenstern, wertvolle Tapeten und Bespannungen, Farbschichten aus verschiedenen Epochen, Lehmwickel in den Decken und nicht zuletzt als Füllstoff verwendete Zeitungen, die eine genaue Datierung der fraglichen Renovierungsaktion ermöglichen: Dezember 1877. "Gründerzeit", sagt Haensch. "Damals war Geld im Umlauf."

Was davon soll erhalten bleiben? So viel wie nur möglich, verspricht Bernd Haensch – "wir werden beim Rückbau sehr vorsichtig vorgehen." Was aus der Zeit vor 1900 stammt, genießt Bestandsschutz, vielleicht mit Ausnahme der sogenannten Fruchtfüllungen, die im Dachbereich zu Tage kamen – das 18. Jahrhundert verwendete unter anderem Gerste als Isoliermaterial. Haensch legt auch Wert darauf, dass die Spuren der Vergangenheit in Zukunft wieder sichtbar werden. Seine potenziellen Mieter können sich darauf einrichten, dass ihre Corbusier-Liegen gute Nachbarschaft mit klassizistischen Türbeschlägen pflegen werden.

Das "Schlössle" genannte Haus ist übrigens nicht das erste Gebäude, das er so saniert – er kann einschlägige Erfahrung mit alten Häusern in Nördlingen, Bad Cannstatt, Elzach, Freudenstadt und Kirchheim/Teck vorweisen.

Wann geht es los? Falls der Restaurator zügig liefert und die Behörden ähnlich zügig bewilligen, könnte die Arbeit schon Ende Oktober beginnen. Die gesamte Bauzeit veranschlagt Haensch mit einem Jahr – und die Kosten mit "weit über einer Million". Billig waren Projekte wie dieses noch nie.