Hat an seiner Arbeit immer Spaß gehabt: Richard EpplerFoto: Kistner Foto: Schwarzwälder Bote

Ruhestand: Richard Eppler, der stellvertretende Kulturamtschef, sagt dem Rathaus nach 40 Jahren Adieu

Für Albstadts Vereine brechen schwere Zeiten an; ihr Ansprechpartner und treuer Freund im Rathaus hat den Schreibtisch geräumt: Richard Eppler, stellvertretender Leiter des Amtes für Kultur, Tourismus und bürgerschaftliches Engagement, ist im Ruhestand.

Albstadt. Man wird ihn vermissen an der "Schnittstelle Vereine" – wer soll in Zukunft den dringend benötigten schnellen Zuschuss bewilligen, wer im letzten Augenblick die Standgenehmigung für den Weihnachtsmarkt aus dem Ärmel ziehen, wer nach unverhofftem überfrierendem Regen den Bauhof aktivieren oder gar selber in den Streusalzeimer greifen? Und wer wird noch kurz vor Redaktionsschluss sehnlichst erwartete Fotos oder OB-Grußworte fürs Kollektiv des Schwarzwälder Boten mailen? Für all das und noch viel mehr war Richard Eppler zuständig – er war die Allzweckwaffe des Amtess für Kultur, Tourismus und bürgerschaftliches Engagement. Man mag sich nicht vorstellen, wie sie dort ohne ihn zurechtkommen wollen.

Wer Eppler heißt, kann eigentlich nur Meßstetter sein. 1973 hatte Richard Eppler im Rathaus seiner Heimatstadt die Verwaltungslehre begonnen; über die Zwischenstation Balingen – Landratsamt – zog er weiter nach Stuttgart, wo er an der Verwaltungshochschule die Ausbildung für den gehobenen Dienst absolvierte. Es folgten 15 Monate Wehrdienst in Sigmaringen – und dann der 1. April 1980, Richard Epplers erster Arbeitstag im Albstädter Rathaus. Der Dienstantritt zu Beginn des zweiten Quartals sollte im Lauf der Jahre sein Markenzeichen werden; praktisch jeder zweite Dienststellenwechsel geriet ihm zum Aprilscherz.

Wechsel gab es einige. Sein erstes Dienstjahr verbrachte er im Rechnungsprüfungsamt, aber schon 1981 wurde er ins Schul- und Sportamt abgeordnet, weil dessen Leiter Dieter Trometer ausgerechnet in der Vorbereitungsphase des Internationalen Schulsportfests, das 1982 in Albstadt über die Bühne gehen sollte, wegen eines Sportunfalls ausgefallen war. Der Joker machte seine Sache gut und durfte in dem bis dato unterbesetzten Amt bleiben.

1993 wechselte er dann in Wolfgang Reiches Kultur- und Verkehrsamt, von 1997 bis 2005 wirkte er im durch Fusion mit seiner alten Dienststelle entstandenen Amt für Schule, Kultur und Sport; am 1. Januar 2006 wurde er schließlich zweiter Mann im neuen Amt für Kultur-, Tourismus und bürgerschaftliches Engagement.

"Mädchen für alles", was Verantwortung verlangt

Zu dieser Zeit war er längst zum Mädchen für alles avanciert, was in Albstadt Veranstaltung hieß – ob Weihnachtsmarkt, Maimarkt, Narrenumzug, Frühlingsfest in der Sigmaringer Straße oder Schäferfest auf dem Raichberg, Richard Eppler war immer mitten im Gewühl und legte Hand an. Der Außendienst lag ihm – nicht von ungefähr schwang er den Hammer, als die letzten Ebinger Parkuhren meistbietend versteigert wurden. Wenn die Narren durch Ebingen zogen, durfte er nicht fehlen – mit Schrecken erinnert er sich an jenen Umzug, bei dem die großen Wagen nicht aus der Oberen Vorstadt in die Marktstraße einbiegen konnten, weil versehentlich zwei Poller stehen geblieben waren. Richard Eppler war alles andere als ein Schreibtischtäter.

Der "Schneewalzer" war seine Idee

Wobei er auch am Schreibtisch seinen Mann stand: Das Raumprogramm für die neue Ebinger Festhalle erarbeitete er 1999 mit, an der Planung der Albstädter Traufgänge und Premiumwanderwege war er federführend beteiligt – der Name "Schneewalzer" für den Burgfeldener Winterwanderweg stammt von ihm.

Vorbei – geht er gerne? Richard Eppler könnte jetzt vom lachenden und vom weinenden Auge erzählen, aber das wäre gelogen: "Eigentlich weinen beide – ich bin immer gerne zur Arbeit gegangen." Und oft sehr spät heimgekommen – im Ruhestand will er zu Hause Kompensation leisten für die vielen Abende und Wochenenden, an denen er fort war. Außerdem wird er seinen Hobbys frönen – als da wären die Modelleisenbahn, das Wandern, vor allem aber das Westernreiten. Enkel? Hat der Vater zweier Töchter noch nicht. Aber das kann ja noch werden.