Forum Sozialpädagogik: Renate Zimmer spricht über motorische und Sprachentwicklung

Seit einem Jahrzehnt findet an der Hauswirtschaftlichen Schule Albstadt im Rahmen der Weiterqualifizierung von Erzieherinnen alljährlich das "Forum Sozialpädagogik" statt. Diesmal referierte die Erziehungs- und Sportwissenschaftlerin Renate Zimmer.

Albstadt-Ebingen. Den Anfang hatte einst ein Vortrag von Ludwig Liegle, Professor am Tübinger Institut für Erziehungswissenschaften, zum Thema Elementarpädagogik gemacht; es folgten Vorträge über "Erziehungspartnerschaften", "Vorurteilsbewusste Erziehung", "Inklusion" und das "Lernen zwischen Freiheit und Lenkung". In diesem Jahr hatten Ulrike Gantras von der Hauswirtschaftlichen Schule und ihre Mitstreiterinnen Conny Richter, Fachberaterin für Kindertages-einrichtungen beim Jugend-amt, und Simone Lengerer, Fachberaterin der Diakonie, Renate Zimmer als Rednerin gewonnen, Professorin für Sportwissenschaften und Gründerin der Psychomotorischen Förderstelle an der Universität Osnabrück. Es ging um den Zusammenhang zwischen Sprechen und Motorik in der frühkindlichen Entwicklung.

Die Begrüßungsansprache hielt Wolfgang Wunder – der Leiter der Hauswirtschaftlichen Schule beglückwünschte seine Zuhörerinnen, zum größten Teil Erzieherinnen aus den Kindertagesstätten der Region, zu ihrer Bereitschaft, über den Tellerrand des Berufsalltags hinaus zu blicken. Danach hatte Renate Zimmer das Wort und warb für eine "bewegte Sprachbildung" und -förderung – ein Themengebiet, bei dessen Erschließung Baden-Württemberg in Vergleich zu Bundesländern wie etwa Hamburg und Schleswig-Holstein durchaus noch Nachholbedarf habe, ja schlimmer noch, gerade im Begriff sei, eine "Rückwärtsrolle" zu machen.

Was ist bewegte Sprachförderung? Ein Konzept, dem laut Zimmer eine ganzheitliche Sicht des Themas Sprachentwicklung zugrunde liegt. Zuerst trete die Stimme in Aktion, doch dann alsbald auch der Körper – "mit jedem Wort und jedem Schritt wachsen wir"; das Greifen, Begreifen und Ergriffenwerden gehen dabei buchstäblich Hand in Hand. Unverzichtbar ist die emotionale Beteiligung – die Aufforderung "Sag mal was!", so Zimmer, löse erfahrungsgemäß eher Widerstand aus, weil der Kontext des Tuns fehle. Handlungen müssten, um zu Sprache zu werden, erfahrbar sein. Weshalb Renate Zimmer auch ein besonderes Faible für das Requisit "Ball" hat, dazu rät, in den Kindergärten die Stühle abzuschaffen und stattdessen variable Elemente zur Verfügung zu stellen, und jungen Eltern dringend empfiehlt, im Beisein des Kindes das Handy wegzulegen.

Wen interessieren solche Thesen? Viele – laut Conny Richter lassen längst komplette Kindergarten-Teams für eine Theoriestunde nach dem Motto "Ausbildung trifft Praxis" ihre Teamsitzungen ausfallen. Im Foyer der Hauswirtschaftlichen Schule reichten die Stühle nicht aus – so viele Zuhörerinnen waren gekommen.