Thomas Klein vor dem ältesten Feuerwehrauto Tailfingens – vorne vor dem Kühler sieht man die Vorbaupumpe. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder Bote

Oldtimer: Thomas Klein nennt ein betagtes Löschfahrzeug von Magirus Deutz sein Eigen

Thomas Klein aus Tailfingen ist Floriansjünger aus Passion – er besitzt sogar ein eigenes Feuerwehrfahrzeug, einen echten Oldtimer: Das LF 16 TS von Magirus-Deutz ist fast doppelt so alt wie er.

Albstadt-Tailfingen. Von 1961 bis 1999 hatte das Löschgruppenfahrzeug zum Fahrzeugpark erst der Tailfinger Feuerwehr, dann der Abteilung Tailfingen der Freiwilligen Feuerwehr Albstadt gehört. Es war ein sogenanntes Bund-Fahrzeug, das nicht die Stadt, sondern der Bund finanziert hatte – eigens für den Katastrophenfall, was aber nicht hinderte, dass es auch bei "normalen" Einsätzen ausrückte, etwa zum Margrethausener Fabrikbrand 1989.

1999 – Thomas Klein war damals zehn Jahre alt – sollte das "alte Schlachtross" ausgemustert und im Rahmen der "Wiederaufbauhilfe Ost" nach Bosnien abgegeben werden. Doch da war Helmut Keil vor – der frühere Feurwehrkommandant und Gerätewart hatte von Bundeswehrsoldaten, die er auf der Tailfinger Atemschutzstrecke ausbildete, erfahren, was auf dem Balkan damals mit Kraftfahrzeugen passierte, wenn sie einmal defekt waren: ab in den Graben, die Geier warteten schon; anderntags war das Gefährt ausgeschlachtet und nur noch das Skelett übrig. Dieses Schicksal wollte Keil dem treuen LF 16 TS ersparen und bot in Briefen an das Regierungspräsidium und die Stadt an, es dem Bund abzukaufen. Er erhielt die Einwilligung unter der Bedingung, dass er gleichwertigen Ersatz besorgte, und erfüllte sie prompt: Der Opel-Blitz, den er beschaffte, stand jahrelang neben dem Feuerwehrhaus, weil es nie zu der Wiederaufbauhilfeaktion kam.

Und das LF 16 TS? Das verkaufte Keil vor fünf Jahren an Thomas Klein – von anderen Interessenten hätte er einen besseren Preis bekommen, doch er wollte, dass das Fahrzeug in Tailfingen blieb – nicht zuletzt, weil er dadurch selbst in den Genuss weiterer Fahrten kam. Es hat eine Heimstatt in einer privaten Scheune in Pfeffingen gefunden und rückt immer noch regelmäßig aus – aber nicht mehr zu Bränden, sondern zu Hochzeiten, Ausflügen und (Feuerwehr-)Oldtimer-Treffen in der ganzen Region. Thomas Kleins Tailfinger Kameraden transportieren damit Bänke und Pavillon, machen vor anderen Wehren "Bella Figura" und revanchieren sich, sobald es etwas zu reparieren ist. Dabei greifen sie regelmäßig auf Ersatzteile aus Deutz-Traktoren zurück – die sind "kompatibel".

Auch für Fachleute ist das einstige "Bund-Fahrzeug" von großem Interesse. Es ist ausgelegt für die Wasserbeförderung über weite Strecken, verfügt über doppelt so viel Schlauch wie üblich, also 750 Meter B und 250 Meter C-Schlauch, hat allerdings keinen eigenen Wassertank. Die Mannschaftskabine mit neun Plätzen ist getrennt vom Aufbau; in den 1960er Jahren war noch das Omnibusmodell die Regel. Die herausnehmbare Tragkraftspritze ist im Aufbau verankert; statt den serienmäßigen 125 PS hat der Motor 145 PS – Thomas Kleins Feuerwehrauto ist eine echte Rarität.

Auf den Türen zeugt ein von Hand gemaltes Tailfinger Stadtwappen von einstiger Eigenständigkeit. Nur eines schmälert die Originalität: 1977 wurde das Fahrzeug bei einem Großbrand in einem Sägewerk auf einer Seite stark beschädigt – und im Zuge der Reparatur, beim Ablaugen, auch die damals neue Verordnung, dass alle abstehenden Fahrzeugteile von schwarz auf weiß umlackiert werden müssten, umgesetzt. Auf Oldtimertreffen wirkt sich das punktemindernd aus.

Nicht unerwähnt bleiben darf das besondere Fahrgefühl! Keine Servolenkung, dafür Zwischengas und –kupplung – wenn sich erst einmal das "autonome Fahren" durchgesetzt hat, wird sich das keiner mehr vorstellen können. Außer Thomas Klein und den Tailfinger Feuerwehrleuten.