Michael Holl (links) freut sich über die Verstärkung durch Rinson Paul im Pastoralteam. Foto: Pahl Foto: Schwarzwälder Bote

Seelsorgeeinheit: Pater Rinson Paul aus Kerala verstärkt das Tailfinger Pastoralteam

Bis auf das kalte Wetter gefällt es Pater Rinson Paul sehr gut in Albstadt. Der 36-Jährige aus dem indischen Kerala verstärkt seit Kurzem das katholische Pastoralteam der Seelsorgeeinheit Talgang.

Albstadt-Tailfingen. Für Rinson Paul ist es ein großer Schritt: von seinem Heimatland Indien, wo er als Priester neun Jahre lang im Einsatz war, ein Waisenhaus geleitet hat und stellvertretender Rektor eines Priesterseminares war, auf die Schwäbische Alb. Hier tritt er als Vikar seine Ausbildung im Tailfinger Pfarramt St. Franziskus an, die bis Sommer 2019 dauert.

Dass Rinson Paul nochmals eine Vikar-Ausbildung in Deutschland durchlaufen muss, erklärt Pastoralreferent Michael Holl damit, dass sich die Praktiken der Kirche in Indien von den deutschen – trotz derselben Konfession – unterscheiden.

Der spezielle Fokus der Ausbildung liege auf dem Erlernen der deutschen Sprache, bekräftigt Michael Holl. Dafür hat Rinson Paul eigens vor seinem Ausbildungsantritt in Tailfingen einen Sprachkurs in Tübingen besucht. Denn die Sprache sei "das Fundament, auf dem Vertrauen aufbaue", betont Holl. Damit ein Pfarrer die Emotionen und Sorgen der Menschen nachvollziehen könne, müsse er sie natürlich vorher verstehen.

Dabei gestaltete sich der Spracherwerb in Tübingen durchaus nicht nur theoretisch: Durch Ausflüge wird dem theoretischen Wissen der praktische Pfiff verliehen. Auch dass Pater Rinson Paul schon in Indien Deutsch gelernt hatte, erleichtert ihm freilich die Ausbildung hier, wobei ihm der schwäbische Dialekt – in Indien wird Hochdeutsch gelehrt – erstmal einen leichten Schock versetzt hat.

Trotzdem gestaltet Pater Rinson Paul schon aktiv Glaubensveranstaltungen in der Gemeinde mit. Selbstständig einen Gottesdienst zu leiten, ist trotz der Umstellung kein Problem. Zusätzlich absolviert er eine monatliche Kurswoche zur sprachlichen, aber auch geistlichen Weiterbildung.

Die Ökumene begeistert ihn – die gibt es in Indien in dieser Form nicht

Während der Sprachausbildung in Tübingen wohnte Pater Rinson in Wurmlingen in einer Wohngemeinschaft mit drei anderen Kollegen aus Indien zusammen und pflegt seinen Kontakt mit den ehemaligen Mitbewohnern regelmäßig via Telefon. Zu seinen Eltern und seinem jüngeren Bruder hält er telefonisch, zusätzlich aber auch mit Hilfe von Skype, Kontakt.

Was gefällt ihm an seinem neuen Wirkungskreis besonders? Rinson Paul begeistert sich besonders für die Ökumene, die es in Indien in dieser Form nicht gibt. Michael Holl indes begeistern die hohe Motivation und das Interesse seines neuen Kollegen.

Zumal es trotz aller Unterschiede viele Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und Indien gebe, wie beide festgestellt haben: "Die Sorgen und Probleme der Menschen sind die gleichen", erklärt Rinson Paul. Deshalb seien auch die Aufgaben der Pfarrer identisch: Den Menschen helfen, ihre Nöte verstehen und sie dabei unterstützen, Probleme zu lösen – das seien Pflichten, die Pater sowohl in Indien als auch in Deutschland bewältigen müssen.