In einem halben Jahr wird dieser Trommelrechen ausgedient haben – an ihm nagt der Zahn der Zeit. Foto: Schwarzwälder Bote

Kläranlage Lautlingen: Vorklärbecken müssen nicht ausbetoniert werden – das macht die Sanierung billiger

Seit 2015 wird die Lautlinger Kläranlage sukzessive saniert und modernisiert; 2018 stehen die Erneuerung von Rechenanlage und Sandwäscher sowie die Sanierung der Vorklärung an. Die fälligen Investitionen hat nun der Abwasserzweckverband Oberes Eyachtal bewilligt.

Albstadt-Lautlingen. In den vergangenen zwei Jahren ist auf der Lautlinger Kläranlage einiges passiert: Das Betriebsgebäude wurde aufgestockt; zum Raumprogramm gehört neuerdings ein Aufenthaltsraum, der bei der jüngsten Zweckverbandsversammlung am Dienstag sein Debüt als Sitzungssaal gab – die Suche nach geeigneten Räumlichkeiten für derartige Zusammenkünfte gehört nun der Vergangenheit an.

Das Prozessleitsystem, das so betagt war, dass es weder Ersatzteile noch Software mehr gab, wurde erneuert; das riesige Mosaikschaltbild in der Kommandozentrale ist einem immer noch großen, aber doch wesentlich zierlicheren Flachbildschirm gewichen. Der Raum ist nun gut und gern ein Drittel größer als bisher, denn die voluminösen Schaltschränke sind umgezogen und jetzt einen Stock höher in einem neuen, aus Gründen des Brandschutzes mit Stahlbeton ummantelten Gemach untergebracht.

Passé ist auch die Notwendigkeit, nur Herren auf der Kläranlage zu beschäftigen: Bisher sah der sogenannte "Schwarz-Weiß-Bereich" keine Geschlechtertrennung vor; es gab nur eine einzige Umkleideschleuse zwischen kontaminierter Arbeitswelt und sauberem Feierabend. Nach der Sanierung können sich Männlein und Weiblein theoretisch getrennt umziehen; dass es praktisch noch nicht geschieht, liegt daran, dass seit dem Umbau noch keine Frau eingestellt wurde.

Was passiert als Nächstes? Der Trommelrechen, der die gröbsten Bestandteile aus dem Abwasser fischt – Toilettenpapierknäuel und Hygieneartikel – ist 20 Jahre alt und wird ebenso ausgetauscht wie der nach ihm postierte Sandwäscher, der das "Körnige" im Abwasser – Sand, Kiesel – abfängt. Die Kosten wurden 2014 mit etwa 300 000 Euro veranschlagt.

Beckenböden sind in einem besseren Zustand als erwartet

Da wird die Sanierung der drei großen Absetzbecken, in denen sich die Vorklärung vollzieht, um einiges teuerer – aber doch preisgünstiger als ursprünglich veranschlagt. Der Grund: Zwar sind die Zulaufgerinne, über die das vom gröbsten Schmutz befreite Abwasser in die Becken gelangt, marode, aber der Beton der Becken selbst befindet sich, wie Untersuchungen ergeben haben, in einem besseren Zustand als erwartet. Für Klärbecken gilt prinzipiell dasselbe wie für Parkhäuser oder Brücken: Abwasser und Frost setzen ihnen permanent zu; dadurch entstehen Risse, die das Eis aufweitet, bis die Feuchtigkeit irgendwann die Stahlbewehrung erreicht und der Rostfraß einsetzt. In Lautlingen hatten die Sanierer erwartet, dass die Betonböden der Becken so stark angegriffen sein würden, dass sie sechs Zentimeter dick mit neuem Stahlbeton ausgegossen werden müssten.

Doch das war nicht der Fall: Bis jetzt ist kein Rost aufgetreten, und deshalb bedarf es auch keines neuen Betons. Stattdessen werden die Risse mit einem Kunststoffgel "verpresst" und verklebt; anschließend bekommt der Beckenboden eine Mineralbeschichtung, die zwar für das Abwasser undurchlässig ist, jedoch den Wasserdampf, der sich im Beton sammelt und nach außen drückt, passieren lässt, sodass keine Blasen entstehen können. Wer regelmäßig in Funktionsbekleidung auf dem Rennrad unterwegs ist, kennt das Prinzip.

Die Kosten dieser Sanierungsvariante schätzt Bernd-Michael Abt, Leiter des städtischen Amts für Bauen und Service, auf eine Dreiviertelmillion Euro – und freut sich: Die Variante mit Beton wäre doppelt so teuer geworden. Die Sanierungsarbeiten sollen in der zweiten Hälfte des Jahres 2018 beginnen und 2019 abgeschlossen sein.