Historische Führung durch Ebingen: Wilhelm Maute kennt seine Heimatstadt wie kaum ein anderer.. Fotos: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Albvereinsortsgruppen aus dem ganzen Kreis präsentieren sich in Ebingen

Von Beatrix Müller

Albstadt-Ebingen. Bunter, jünger und dynamischer, als man es dem betagten Jubilar zutrauen würde, hat sich der Schwäbische Albverein am Samstag in der Ebinger Fußgängerzone präsentiert: Mit 125 Jahren zeigte er sich von einer geradezu jugendlichen Seite.

"Jung und fit mit dem Albverein" lautete das Motto – es war das erklärte Ziel der Veranstaltung, mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass der Albverein nur etwas für rüstige Rentner und in die Jahre gekommene Wandervögel sei. Gewiss, das traditionsreiche Stockbrot wird nach wie vor gebacken, aber davon abgesehen versteht man sich als Verein "für alle, die jung bleiben wollen".

Jung heißt fit: Vor dem Rathaus waren die Nordic-Walking-Stöcke der Ortsgruppe Engstlatt aufgereiht und luden zum Schnupperkurs ein. Die "Line-Dancer" der Ortsgruppe Bitz mit ihren Cowboy-Hüten demonstrierten, wie flott es sich zu peppiger Musik tanzen lässt – paarweise und in der Gruppe – und das Trio Volker Lässing, Hermann Bizer und Thomas Güttinger intonierte Loblieder auf Albstadt mit Titeln wie "Über der Alb", "Talgang Blues" und "Safari in Albstadt". Stichwort Safari: Bizer trug ein original afrikanisches Hemd aus Pretorias "Presidential Shirt Shop", in dem auch Nelson Mandela Kunde ist. Woodstock-Reminiszenzen kamen bei "Goin’ Up To The Country" auf, den großen Applaus gab es jedoch für die Zugabe: "Es schneielet, es beielet" kam hervorragend beim Publikum an.

Drehorgelspieler Franz Radleff holte seine Zuhörer zurück in die "gute alte Zeit" – und nicht nur er: Die Onstmettinger Albvereinler gaben Anschauungsunterricht im "Hudlasocka". Außerdem informierten sie über ihre Linkenboldshöhle, während Hans Raab aus Margrethausen erläuterte, wie ein "Insektenhotel" gebaut wird und wozu es gut ist. Besonders die Kinder waren interessiert und erfuhren viel Wissenswertes über Nutzinsekten.

Lehrreich waren auch die Stadtführungen – die ökologische von Gerhard Layh und die historische mit Wilhelm Maute. Layh stellte "Stadtvögel" vor – Mauersegler, Stadttaube, Grauschnäpper und Spatz. Letzterer, vernahmen die verblüfften Teilnehmer der Führung, ist mittlerweile eine bedrohte Spezies, weil die letzthin in Mode gekommenen Steingärten nicht der geeignete Lebensraum für ihn sind – er braucht es grün. Die Stadttaube war einst der Sonntagsbraten der Römer – heute steht sie ausschließlich auf dem Speiseplan von Wanderfalke und Habicht. Dass Tauben Krankheiten übertragen, bestritt Layh und wendete sich dann der Pflanzenwelt am Spitalhof zu – in den Pflasterfugen gedeihen Erdbeeren, Löwenzahn, Mauerlattich, Bergweidenröschen und Wolfsmilch.

Apropos Spitalhof: Wer Wilhelm Maute folgte, erfuhr, dass sich am heutigen Standort des Gemeindehauses einst Ebingens Altes Schloss, genannt Spitalschloss, erhob. Gleich nebenan, im Heimatmuseum, stellte Ernst Koch Johannes Hartmann vor. Er war der längstgediente Bürgermeister Ebingens und amtierte 52 Jahre lang – übrigens fiel in diese Zeit auch die Gründung des Schwäbischen Albvereins.