Geheimnisse seiner Vergangenheit lüftet Gunther Haug in seiner Autobiografie, die er in Albstadt vorgestellt hat. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Literaturtage: Gunther Haugs Anekdoten

Albstadt-Tailfingen. Ist ein Buch, das "Ohne Worte" heißt, etwa Programm? Nein, handelt es sich doch um die Autobiografie von Gunther Haug, die zu schreiben ihn seine Mutter gedrängt hat – aus "Wunderfitz".

Das Zurückdrehen der Uhr um 60 Jahre fördert vieles zutage, was Haug erlebt hat. Etwa als er Gerhard Mayer-Vorfelder in eine Sendung über den VfB Stuttgart eingeladen hatte, der sich selbst interviewte und das Ergebnis als "sein schönstes Interview" bezeichnet hat.

Seit zwei Jahrzehnten erlebt er nun bei Lesungen in Albstadt einen großen Ansturm, auch diesmal im voll besetzten Maschen-Museum. Mit Albstadt verbindet Haug ein ganz besonderer Erfolg, nämlich der des Durchbruchs als Reporter im Jahr 1978 nach dem schweren Erdbeben: Keiner seiner Kollegen war zugegen, und seine Reportage wurde auf allen Kanälen ausgestrahlt, als er berichtete: "Hier sieht es aus wie nach einem Bombenangriff."

Nicht nur darüber ist in seinem neuen Buch "Ohne Worte – mein turbulentes Leben zwischen Wickelsgreuth und Schwäbisch Sibirien" zu lesen. Eigentlich wollte seine zwischenzeitlich 85-jährige Mutter auch erfahren, was er in seiner Sturm- und Drang-Zeit erlebt hat – da wurde sie jedoch enttäuscht, denn genau darüber berichtet Haug in seiner Biografie nicht. Was hat es auf sich mit dem Titel "Ohne Worte"? Er bezieht sich damit auf seine Schauspielerkarriere, die endete, als er knapp sechs Jahre alt war. In seiner Kindergarten-Hauptrolle als Froschkönig hatte Haug seinen Text – "Quaaack!" vergessen. Auch beim Spracherwerb war er nicht besonders erfolgreich: "Seggl" hatte er irgendwo aufgeschnappt und so dann seinen Nachbarn begrüßt, was ihm Ohrfeigen von seiner Oma einbrachte.

In den weniger begüterten Jahren seiner Kindheit hat Haug für den Indianerkopfschmuck an Fasching Hennenfedern mit Ostereierfarbe eingefärbt. Er präsentiert auch köstliche Anekdoten zur Käpselespistole, zu Musikboxen und dem heiß geliebten Hasenbraten mit den gefährlichen Knochen, die leicht splitterten aber "die weltweit beste Soße" hergaben.

Dass Haug einen fränkischen Migrationshintergrund hat, war im Publikum wohl vielen neu. Dass er beim Jubiläum des Schwarzwälder Boten am 17. September 1969 in Rottweil den späteren Bundeskanzler Helmut Kohl interviewen durfte, gehört zu den eher fragwürdigen Kapiteln in seinem Leben – buchstäblich. Denn auf Haugs Frage hatte Kohl damals geantwortet: "Was ist das denn für eine Frage?" Und damit eigentlich keine Antwort gegeben.