Exkursion durch Tailfingen: Ava Smitmans (rechts) zeigt Albstädter Kunstfreunden. wie sie zu ihren Motiven kam. Fotos: Jetter Foto: Schwarzwälder-Bote

"AlbStadtAlb": Ava Smitmans betätigt sich in Tailfingen als Stadtführerin für Albstadts Kunstfreunde

Im Rahmen ihres Projektes "AlbStadtAlb" hat die Tübinger Künstlerin Ava Smitmans Albstadt systematisch erkundet. Was sie im zweitgrößten Stadtteil entdeckt und wie sie es künstlerisch verarbeitet hat, das zeigte sie nun auf einem "Stadtspaziergang" durch Tailfingen.

Albstadt-Tailfingen. Unscheinbare Hinterhöfe, rostfleckige Fassaden, leer stehende Gebäude – wo der Zahn der Zeit gut sichtbare Spuren hinterlassen hat, da sucht Ava Smitmans mit Vorliebe ihre Motive. Auf den ersten Blick mögen die trostlosen Winkel wehmütig stimmen, auch und vor allem dann, wenn sie indirekt an verblichenen Glanz erinnern.

Doch genau diesen vermeintlich gesichtslosen Randgebieten galt im Rahmen des Projekts "AlbStadtAlb" Ava Smitmans’ besonderes Interesse. "Das Vernachlässigte rührt etwas in mir an, was ich auf die menschliche Ebene übertrage." Auf ihren Bildern hat sie dem Alltäglichen ein Gesicht gegeben, hat inmitten scheinbaren Verfalls ein im Kleinen blühendes Leben entdeckt. Und dieses Leben, gewissermaßen als Stadtführerin, dem kunstinteressierten Publikum auf dem Rundgang durch Tailfingen gezeigt.

Die ungewöhnliche Reise begann in den Innenräumen des Maschenmuseums, wo eine Auswahl der in Tailfingen entstandenen Gemälde ausgestellt ist. An den Bildern erläuterte Smitmans ihre künstlerische Sicht auf die verborgenen Winkel, danach sprach Museumsleiterin Susanne Goebel noch einige einleitende Worte, und dann machte die Gruppe sich auf den Weg. Dieser führte über den Hinterhof des Maschenmuseums zum ehemaligen Baro-Hochhaus und weiter zum AC-Kaufpark. Tailfingen war die erste Station von Smitmans’ künstlerischen "Tour d’Horizon" durch die Albstädter Stadtteile gewesen. "Das Aufeinanderprallen von Zeiten und Stilen ist hier besonders reizvoll." Die Widersprüche, die sich daraus ergeben, hielt die Künstlerin in einer Mischtechnik – sie arbeitet mit Bleistift, Ölkreide und Acrylfarbe – fest.

Und hatte dabei Freude am Assoziieren und Verfremden. "Das sieht ja aus wie ein Tier mit Rüsseln", schmunzelt sie, während sie mit energischer Handbewegung auf einen alten Stromkasten mit Kabeln deutet. Auch andernorts gewinnt Unscheinbares oder gar Unharmonisches plötzlich ästhetische Würde – ein Raunen geht angesichts der bisher verborgenen und nun plötzlich aufleuchtenden Schönheit durch die Schar der Spaziergänger, unter denen immerhin viele langjährige Albstädter sind.

In der Weberstraße endete die Führung, die dazu beitrug, dass Rostflecken und Hinterhöfe so manchem jetzt in einem anderem Licht erscheinen. "Ich merke, dass das Projekt von Tag zu Tag mehr meinem eigenen Bild entspricht", freut sich Smitmans über die positive Entwicklung ihres bisher größten Stadtprojektes in Süddeutschland.

In gleich drei Stadtteilen, nämlich in Margrethausen, Onstmettingen und Ebingen, stellt Ava Smitmans am Freitag, 5., und am Sonntag, 7. Mai, ihre Ausstellung "AlbStadtAlb" vor. Am Freitag, 5. Mai, macht sie gemeinsam mit Peter Katona, dem scheidenden Ortsvorsteher von Margrethausen, einen Rundgang – erst durch die Ausstellung und danach durch den Ort, um ihre Motive in natura zu präsentieren. Beginn ist um 17 Uhr.

Am Sonntag, 7. Mai, führt Smitmans im Rahmen des Frühlingsfests im Seniorenheim Haus Raichberg ein Künstlergespräch, das um 11 Uhr beginnt. Am Nachmittag , unternimmt sie einen weiteren "AlbStadtAlb-Spaziergang", diesmal durch Ebingen. Sein Treff- und Ausgangspunkt ist um 15 Uhr das Kunstmuseum.