Erbittert verteidigen die Ebinger Hexen ihren Narrenbaum – die Tailfinger Schmiechataler legen dagegen selbst Feuer an die Fasnet. Foto: Schwarzwälder Bote

Brauchtum: Nun ist Schluss mit dem tollen Treiben

Nur unwesentlich kürzer als die Endlos-Fasnet 2019 war die diesjährige Saison – aber jetzt ist sie doch vorbei. Am Dienstagabend wurden die Galionsfiguren der Albstädter Zünfte eingesargt, eingelocht oder eingeäschert.

Albstadt. Traditionsgemäß versammelten sich die Narren der Ebinger Zunft Schlossbergturm nach Einbruch der Dunkelheit vor dem Rathaus. Die Hannäbler Gugga spielten noch einmal auf; danach führte der Büttel den Turm und die Musikanten zurück ins Verließ, bevor er selbst seines Amtes enthoben wurde. Als wäre der Narrenbaum noch so groß wie vor dem Sturmtief Sabine, verteidigten die Hexen den vormaligen Weihnachtsbaum gegen den mit der Kettensäge bewaffneten Landschaftsgärtner. Mit aller Kraft hielten sie das Bäumchen fest, doch vergebens: Mit dem Stämmchen fiel auch der Teufel um – mehrere kräftige Hexen trugen ihren vom Schlag gerührten Herrn und Meister davon. Anschließend gab Zunftmeister Patrick Ferrari das Kommando "Die Masken ab!", und die Ebinger Fasnet im Jubiläumsjahr 2020 war Geschichte.

Der Tailfinger erging es nicht besser. Die Schmiechataler sind unübertroffen darin, ihre Fasnet zu be(glüh)- weinen; während die Tränen flossen und Nasen liefen, wanderten der Reihe nach die Insignien der verschiedenen Gruppen der Zunft, der Dreispitz der Garde, Schellenkappe und Trompete von Präsident Philipp Roth, die Maske der Tagolfe und das Diadem von Prinzessin Lorena in den Sarg – und plumpsten wie gehabt durch dessen offenen Boden, ehe das Feuer aufloderte und die Tailfinger Fasnet verschlang. Die Requisiten werden schließlich im nächsten Jahr noch gebraucht.

In Lautlingen geht die Fasnet farbenfroh und fröhlich zu Ende – den Anfang machte am frühen Nachmittag der Umzug, an dem sich außer der heimischen Narrenzunft Kübele-Hannes noch acht weitere Gruppen beteiligten. Vorneweg zogen wie immer die Bläser der Musikkapelle Frohsinn; ihnen folgten erst die Kübele-Hannes und danach die kleinen Zirkusartisten vom Kindergarten, Jim Knopf samt Lukas dem Lokomotivführer, Frau Waas, Herrn Ärmel und König Alfons den Viertel-vor-Zwölften – dahinter steckte die Lebenshilfe – , und die Ahoj-Brausepulver-Gestalten von Irmi und Thome Hagg. Die Ignaz-Demeter-Schule hatte die Devise "Jeder wie er will" ausgegeben, dahinter rollte die fahrbare Sauna von Diana Bänschs muskelbepackter Fitness- und Sauna-Gemeinde – ihr Schlachtruf lautete "Auf – Guss". Der Liederkranz lud zur Hitparade, ihm folgten als letzte Gruppe ein halbes Dutzend "Zick-Zack-Zigeunerinnen" auf ihrem Umzugswagen. Heiko Peter Melle, einstiger Zunftmeister der Kübele Hannes und entmachteter Ortsvorsteher, präsidierte der Parade an der Seite seines Nachfolgers Micha Fürst. Die Stempel auf beiden Backen, die er am "Schmotziga" erhalten hatte, waren immer noch sichtbar – nein, beteuerte er, er habe sich seither nicht gewaschen. Wie es der (Micha) Fürst befohlen hatte.

Vorletzter Programmpunkt der Saison 2020 war anschließend die Kinderfasnet in der Festhalle – mit "Käpt’n Knallermann" als Stargast. Zwei Stunden noch, dann war auch dieses Spektakel vorbei und der Kübele-Hannes zurück in seinem Fass. Zehn Monate muss er darin bleiben – erst dann heißt es wieder "’s isch Fasnet".