Nadine Kleifges hielt einen Vortrag zum Thema Eltern-Kinder-Bindung am Ebinger Gymnasium. Foto: Schenk Foto: Schwarzwälder Bote

Erziehung: Nadine Kleifges erklärt Eltern, was es mit dem Loslassen auf sich hat

Albstadt-Ebingen. Loslassenkönnen ist eine allgemein menschliche Herausforderung – sei es im Beruf, gegenüber den eigenen Eltern oder in Bezug auf die eigenen Kinder. Die zertifizierte Coachin Nadine Kleifges betonte in ihrem interaktiv gestalteten Vortrag vor 200 Eltern am Gymnasium Ebingen, wie wichtig die Bindung zu den Eltern für den schulischen Erfolg sei. Wenn ein Kind das Gefühl habe, sich auf seine Eltern verlassen zu können, werde es weniger Angst vor Prüfungen haben und sich an Aufgaben eher heranwagen.

Kleifges zitierte die Hattie-Studie, eine Metastudie zu Einflussfaktoren auf Schülerleistungen. Der zufolge ist eine Hauptursache des Lernerfolgs bei Kindern, dass das Kind sich selbst als wirkmächtig und leistungsfähig erlebt. Demnach heißt das zweite Prinzip "Autonomie": Man müsse dem Kind müsse etwas zutrauen, es müsse selbstständig Erfolgserlebnisse verbuchen. So liege die Ursache des bekannten Phänomens "Zuhause konnte ich es noch, in der Schule aber nicht mehr" oft darin, dass zuhause bei den Aufgaben immer ein Elternteil beistehe und berate. Genau dies verunsichere das Kind in der Schule, wenn es allein mit den Aufgaben zurecht kommen müsse.

Letztlich, so Kleifges, gehe es mehr um die Qualität als um die Quantität der mit dem Kind verbrachten Zeit – und die Kommunikation mit ihm. Körpersprache werde als ehrlicher wahrgenommen denn verbale Äußerungen. Und statt personenbezogener Qualitätsbewertungen wie zum Beispiel "Du bist unordentlich!", "Du bist eine tolle Zeichnerin!" oder "Da brauchst du doch nicht zu weinen" sollte sachbezogen getadelt oder gelobt und die Bereitschaft zur Kooperation gezeigt werden: "Dein Zimmer finde ich unordentlich. Wie können wir es schaffen, dass es in Zukunft aufgeräumt ist?" oder "Dieses Bild finde ich außerordentlich gelungen!" oder "Ich bin auch traurig, dass wir einander jetzt fünf Tage nicht mehr sehen, aber dafür verbringst du spannende Tage im Schullandheim mit deinen Freunden."

Kleifges bat ihr Publikum, zu Hause eine Art Bilanz mit vier Feldern zu erstellen: "Was mache ich aus Freude für mich selbst? Was mache ich aus Freude für mein Kind? Was mache ich aus Angst für mich selbst? Was mache ich aus Angst für mein Kind?" Danach sollte jeder Erwachsene bei dem, was er aus Angst für sein Kind macht, etwas wegstreichen – so werde dessen Autonomie gefördert. Dafür sollte etwas hinzugefügt werden beim Quadranten "Freude für mich" – so würden Gelassenheit und gute Stimmung gefördert, die sich positiv auf das Kind übertrügen.