Foto: Schwarzwälder Bote

Ob die an Albstadt dachten, als sie das Motto für die

Ob die an Albstadt dachten, als sie das Motto für die Fastenaktion 2018 ersonnen haben? Jedenfalls passt der Titel der Aktion "Sieben Wochen ohne" perfekt zur größten Stadt des Zollernalbkreises: "Zeig dich! Sieben Wochen ohne Kneifen."

Warum? Gerade haben Stadtverwaltung und Gemeinderat das Stadtentwicklungskonzept "Albstadt 2030" auf den Weg gebracht, und jetzt kommt es vor allem darauf an, es mit Leben zu erfüllen. Im Klartext heißt das: anpacken! Nicht alles hinnehmen, was einem nicht gefällt! Nicht schmollend in der Ecke darauf warten, dass jemand kommt und etwas tut!

Wer sich nun fragt, was er als Einzelner zur Stadtentwicklung beitragen kann, findet Beispiele an allen Ecken und Enden. Nehmen wir die Brachen, die sich über fast alle der neun Stadtteile verteilen, von denen es allerdings in Ebingen und Tailfingen besonders viele gibt. Weil die Eigentümer – nicht selten die Nachkommen einstiger Fabrikanten und Unternehmer – sie weder verkaufen noch sanieren wollen oder können. Stellenweise drücken sie vor allem den Anwohnern arg aufs Gemüt, wie in den Bürgerwerkstätten deutlich wurde. Dabei ließe sich aus manchem alten Gebäude auch ohne hohe Investitionen etwas machen, indem man es für kulturelle Zwecke nutzt. Die Abrissparty "AC Ade!" im einstigen Tailfinger Kaufpark, der in diesem Jahr abgerissen werden soll, war am 29. Dezember 2017 ein echter Renner und bot als Konzert- und Partylocation eine perfekte Atmosphäre. Oder erinnern wir uns an die Ausstellungen der "Albstadt Art Connection", für die Simon Brodbeck vor einigen Jahren die damals noch nicht sanierten Räume der "Albfactory" geöffnet hatte: moderne, poppige Kunst auf Betonwänden – das hatte schon einen ganz besonderen Charme.

In der einstigen Weißmann-Fabrik in Tailfingen entstehen gerade moderne Appartements, und auch ein früheres Firmengebäude in der Bitzer Gasse in Ebingen ist ein gelungenes Beispiel dafür, wie in eine ehemalige Brache wieder Leben einziehen kann. In Weltmetropolen wie New York City reißen sich junge Leute um Lofts, und auch für Senioren ist das Wohnen in der Innenstadt attraktiv, zumal wenn es dank eines Aufzuges Barrierefreiheit bietet.

Doch nicht nur die Eigentümer alter Gebäude, auch die Besitzer leer stehender Grundstücke im Innenbereich können dazu beitragen, dass Albstadt attraktiver wird, indem sie ihre Flächen an Bauwillige verkaufen oder zulassen, dass Nachbarn darauf ein paar Beete anlegen. "Urban Gardening", das Gärtnern in der Stadt, ist in vielen Großstädten beliebt, weil es die Selbstversorgung unterstützt und damit Umwelt und Geldbeutel schont.

Sind nur Eigentümer in der Pflicht? Nein. Etwas tun für mehr Lebensqualität – das können alle, die nicht schon Tage vor der Abholung Sperrmüll und Gelbe Säcke auf dem Bordstein lagern, die keinen Unrat auf Spielplätzen oder rund um die Glascontainer deponieren, die Mülleimer benutzen, anstatt achtlos etwas wegzuwerfen – die Liste ließe sich fortsetzen. Bis hin zu jenen, die sich über solche und ähnliche Ungeziehmtheiten ärgern und freundlich das Gespräch suchen, anstatt heimlich vor sich hin zu brummeln. Sieben Wochen ohne Kneifen – das ist doch viel besser als sieben Wochen ohne Schokolade!